TBILISI – BORJOMI

 

Das Frühstück findet genauso wie am Vortag statt – nur dass man mich schon kennt und ich gar keine Bestellung aufgeben muss, sondern sofort einen heißen Khatchapuri mit starksüßem Mokka serviert bekomme.

 

Ich habe erst einmal genug von der Großstadt und mache mich auf den Weg nach Borjomi. Borjomi ist ein alter Kurort, wo auch das berühmtberüchtigte Borjomi-Wasser, ein carbonhaltiges salzig-saures Mineralwasser, herkommt. Die besten Tage hat Borjomi offensichtlich schon hinter sich, es gibt viele verlassene Häuser und sogar die Flüchtlinge sind aus dem ehemaligen Hotel Tbilisi ausgezogen. Früher strömte halb Russland inkl. Tschaikowski und Gorki zum kuren hierher, inzwischen sind die Leute froh, wenn sich genügend Flickzeug für die gebeutelten Häuser findet. Mich überkommt an diesem Ort eine Traurigkeit, ich mag kaum die Kamera heben, um das optische Elend zu fotografieren. Als im Internetcafe die Verbindung für kurze Zeit aussetzt, bricht es aus einem frustrierten Jugendlichen im gebrochenen englisch heraus: „Bei uns ist halt alles arm und funktioniert nicht so einwandfrei, wie bei euch im tollen Westen!“ Es gibt zu viel Zeit totzuschlagen für zu viele junge Menschen mit zu wenig Job- und Ausbildungsmöglichkeiten. Selbst für Ballerspiele am PC als Ventil für Agressionen ist kein Geld da. Die ökonomische Depression liegt wie eine schwere Wolke über dem einstmals eleganten Ort.