BORJOMI – BAKURIANI

 

Die Nacht in Borjomi ist nicht so erholsam. Ich überlegte abends noch, ob es eigentlich albern ist, die Hotelzimmertür abzuschließen oder ich im Falle eines Feuers besser bei leicht zu öffnender Tür zu retten sei. Ich entschied mich für die offene Tür mit dem aufgespannten Regenschirm davor – und prompt stolpert auch jemand gegen 5:00 morgens ins Zimmer und lässt sich glücklicherweise vom Schirm zum Rückzug zu bewegen. Ich bin dann aber wach und verspannt und übel und verzichte auf ein Frühstück.

 

Die Bergwelt am Vortag hatte mir so gut gefallen, dass ich mich per Marshrutka auf den Weg nach Bakuriani mache, einem beliebten Wintersportort einige Kilometer von Borjomi entfernt. Die Sonne scheint, der Schnee schmilzt, die Wintersportfreunde lassen sich in lustig bimmelnden Pferdekutschen herumkutschieren anstatt mit den Skiern die letzten Schneereste vom Berghang zu kratzen. Dem Ort geht es deutlich besser also Borjomi, an vielen Ecken wird gebaut, renoviert, verschönert. Langsam kehrt auch mein Appetit wieder und ich kehre zu einem verspäteten Frühstück ein ins größte Lokal im Ort. Es ist noch keine Essenszeit und im riesigen Saal hängt nur ein kleiner Stammtisch in Thekennähe herum. In einer Ecke steht eine Heimorgel. Einen Stammtischherrn überkommt die große Lust. Er schwingt sich hinter die Orgel und entlockt ihr schmelzende Melodien in ohrenbetäubender Lautstärke. Einen weiteren Stammtischherrn überkommt die Lust und er gockelt auf die Tanzfläche. Allerdings ist keine der angepeilten Kellnerinnen willig. Der Alkoholpegel ist noch zu gering, um mit einem Stammtischkumpan vorlieb zu nehmen. Die Musik durchschmettert weiterhin die große Leere, der Stammtisch kuschelt enger aneinander, man träumt von Leichtigkeit, Liebe, Lust und der großen Freiheit. Mein Khatchapuri wird serviert.