BAKURIANI – TBILISI

 

Das Frühstück bei meiner Zimmerwirtin Nino in Bakuriani wäre nicht berichtenswert gewesen – wäre die nicht die unglaubliche Vielfaltmenge, die sich auf meinem Tisch ausbreitet: Joghurt mit Frucht, Joghurt ohne Frucht, Hüttenkäse, Spiegelei mit Würstchen, Kirschkompott, Käse, grüne Paste mit Granatapfelkernen (oberlecker – leider scheitert die Rezeptbeschreibung an mangelnden Vokabeln), Kartoffelgulasch, kleine Törtchen, Brot und Nescafe oder Tee. Ich probiere dieses. Ich probiere jenes, Ich schwelge! Mit vollem Bauch lausche ich Ninos kleiner Geschichte. Mit ihrem Mann hat sie das Haus vor ca. 10 Jahren gekauft. Mithilfe eines Bankkredites haben sie oben ein Stockwerk hinaufgesetzt, einen Wintergarten angebaut, die Inneneinrichtung verschönert und eine Pension eröffnet. Es ist sehr nett und gemütlich geworden und die beiden füllen mit ihrer Freundlichkeit die Räume aus. Im Sommer schließen sie das Haus ab und ziehen nach Tbilisi.

 

Dorthin mache ich mich dann auch auf den Weg – wie meistens mit einer Marshrutka. Ich sitze hinter dem Fahrer, neben mir ein leicht muffelnder Typ, mit dem er ständig in Streitgespräche ausbricht. Erregt fliegt der Kopf nach hinten, um dem Kontrahenten in die Augen zu schauen. Die Strecke ist sehr kurvig. Unten sind die Kurven vorbei, der Typ steigt aus und dann geht es weitere 170 km im Affenzahn nach Tbilisi mit lautstarker georgischer Musik und wir überholen JEDES Auto, meistens duch Einbeziehung der Mittellinie. Mir ist nicht wirklich wohl. Irgendwann wird mein sorgenvoller Blick bemerkt und ich bekomme einen Geleebonbon nach hinten gereicht. Das Leben ist zu kurz als dass man sich mit langen Autofahrten aufhalten muss. In Tbilisi ist schon Sommer, es ist fast heiß und meine Beine sind wackelig.