Manali – Hidimbi, Hidimba und Jogini

21. – 24. September 2023

 

 

Wir brauchten fast einen ganzen Tag von Bihar nach Manali – zuerst fuhren wir mit dem Auto zum Bushof nach Banjar, stiegen dort in Bus 1, der hübsch dekoriert war und rumpelten zum tunnel nach Aut, wo wir direkt in einen Bus nach Kullu umstiegen (angeleitet vom Schaffner) und dort ließ es sich der Schaffner wieder nicht nehmen, uns direkt in einen Bus nach Manali zu bugsieren. Das klingt reibungslos, aber die Strecke war nicht ohne Hindernisse – alles Straßenschäden durch die vorherigen Unwetter. So dauerte es dann alles recht lange. Es ist schon verrückt, was hier jährlich passiert, wenn die Berge sich in Bewegung setzen und die Flüsse anschwellen und Straßen und Häuser wegreißen. Neu ist es aber nicht wirklich, schon 1995 kam ich mal mit einem letzten Bus nach Manali und saß dort fest: alles drumherum an Straße war weg. Nach 3 Tagen machte ich mich damals auf den Weg und krabbelte über 11 Erdrutsche nach Kullu (40 km) mit immer kleinen Fahrtservices dazwischen. Ich habe wenige Bilder gemacht und machen können – hier sind die paar:

 

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Wir hatten uns üblicherweise die Unterkünfte in booking.com ausgesucht und darüber gebucht – kein Herumsuchen mehr vor Ort. Das waren alles Glücksgriffe gewesen – der in Manali nicht. Es war sogar ziemlich schrecklich und so verzichteten wir (wie das mit den Stornogebühren gehandhabt wird, ist mir noch nicht ganz klar, aber es war es uns definitiv wert) und machten uns wie vor Internetzeiten auf die Suche. Und das war erfolgreich! Und wie! Für nur etwas über 10 Euro pro Person bekamen wir ein zweigeschossiges Palastzimmer!

 

Bettblick

 

Ich war 1992 das erste Mal in Manali und dann weiß ich gar nicht wie oft noch. Es ist ein bequemer Ort mit viel Tourismus, einerseits unschön, andererseits kann man es sich hier trotzdem gutgehen lassen und viel Interessantes entdecken. 2015 war ich wohl das letzte Mal hier und seitdem hat sich kaum was verändert. Unser Quartier ist in Old Manali, was mich immer wieder fasziniert mit dieser Mischung aus quasi unberührt wirkendem Dorfleben, wo die Leute ihre Ernte (Äpfel, Mais, Heu) einholen, sich um ihre Tiere kümmern und rumsitzen und den ganzen Lokalen, Klamottenshops, Tattoostudios, Gästehäusern, German Bakeries, KifferInnen usw. was der/die moderne HippietouristIn (viele aus Israel) so braucht zum rumhängen. Wir wurden von unserem Gastgeber freudig begrüßt, weil wir das Alter seiner geliebten Oma hätten und so fühlte ich mich inzwischen auch: dieser ganzen Szene, der ich nie angehörte, völlig entwachsen. Aber es war lustig, sich das mit Eva anzuschauen

 

Shiva Lokal

 

lecker essen

 

Heutrocknung

 

altes Haus

 

altes Plakat (Anfang September)

 

Manu-Tempel

 

Übrigens ist hier absolute Touristenflaute. Laut einem Ladenbesitzer sind nur ca. 10% der sonst üblichen Gäste hier – was hauptsächlich an den Unwetterschäden liegt. Normalerweise platzt Manali aus allen Nähten, jetzt ist es gut erträglich. Dabei ist die absolut größere Zahl bei indischen Reisenden, für die boomte Manali nachdem Srinagar/Kaschmir so schwierig wurde damals.

 

Ich führte Eva zu einigen Orten, die ich schon kannte, z.B. der großen Sehenswürdigkeit hier, dem Hadimba-Tempel. Der ist mitten im Wald und sehr hübsch mit vielen Schnitzereien. Noch schöner ist aber die Geschichte, die auch aus dem Mahabharata stammt (weitere Geschichten in meinem Uttarakhand-Blog):

 

Die Pandavas wanderten umher und machten Rast in einem dunklen Wald. Alle schliefen ein außer Bhima, der hielt Wache. In genau diesem Wald lebten auch ein Dämon (Rakshasa) Hidimba mit seiner Schwester Hidimbi. Hidimba erroch die Pandavas schon von weitem und trug wie immer seiner Schwester auf, diesen eine Falle zu stellen. Dabei hatte er es hauptsächlich auf Bhima abgesehen, den er essen wollte. Bhima strotzte vor gutem Aussehen und als Hidimbi sich ihm näherte, konnte sich nicht anders, als sich schockzuverlieben. Sie verwandelte sich in eine wunderschöne Frau, ging auf ihn zu und äußerte den Wunsch, ihn zu heiraten. Dabei erzählte sie ihm auch die Hintergründe, nämlich dass sie eine Dämonin sei und ihr Bruder Bhima essen wollte. Daraufhin konfrontierte Bhima Hidimba und sie duellierten sich. Bhima siegte und tötete Hidimba und wollte Hidimbi heiraten und mit ihr zusammen sein, bis ein Kind geboren wurde. Das geschah schon im nächsten Jahr. Das Kind nannten sie Ghatotkacha, was soviel heißt wie „Pott“, weil er wie einer aussah. Das Kind wuchs zu einem großen Krieger an und wurde eine bedeutende Figur im Mahabharata.

 

Man könnte noch ewig weiter Geschichten dieser Personen erzählen – aber ich denke, das passiert eher immer nur von Zeit zu Zeit in diesem Blog.

 

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Und dann war es endlich wieder soweit: ich ging zum Friseur! Immer wieder eine sehr kostengünstige Freude! Für ca. 4 Euro bekam ich einen perfekten Haarschnitt und eine tolle Kopfmassage. Eva musste immer lachen, wie absolut selbstsicher der Friseur bestimmte, wie er zu schneiden habe – und so habe ich eine leicht andere Frisur als vorher. Englisch hat er sowieso nicht gesprochen, aber begeistert geschnitten. Ich bin sowieso nicht sonderlich frisurfixiert und war mit seinem Ergebnis hoch zufrieden.

 

Friseur

 

von vorne

 

Am nächsten Tag planten wir einen kleinen Ausflug: die Jogini Falls hinter Vashisht. Dazu geht man erstmal auf der linken Flussseite nach oben. Und wir stellten uns vor, wie es ausschaut, wenn der Fluss die gesamte Breite einnimmt, an den Rändern knabbert und die riesigen Felsbrocken umher wirbelt.

 

Beas River

 

Maps.me hatte eine Brücke über den Fluss angezeigt und die war tatsächlich da. Und lustigerweise auch eine riesige Horde junger InderInnen mit großen Rucksäcken. Sie nehmen an einem Mountaineering-Guiding-Kurs teil und hatten am Brighu Lake übernachtet. Sie waren von überall her in Indien, die Frauen waren in der Minderzahl, aber ich sprach mit welchen aus Himachal, Assam und Rajasthan. Das war alles schön anzuschauen. Auch hatten einige große Tüten bei, in denen sie Müll eingesammelt hatten.

 

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Der Jogini-Wasserfall springt recht beeindruckend hohe Felsen hinunter und scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Diverse Leuten tummelten sich zu seinen Füßen. Die waren Eva alle zu viel und ich mag Wasserfälle sowieso nicht hauptsächlich wegen der Lautstärke. So verzichteten wir auf weiteren dortigen Aufenthalt auch wenn man noch beeindruckend höher hätte klettern können. Ich wollte hauptsächlich anschauen, wie es sich als Wanderung für meine Reisekundschaft eignet. Wir sind einen etwas blöden Weg (den kürzesten) hochgegangen, aber wenn man von Vashisht los läuft und dann weiter oben zur Straße langsam hinunterläuft ist es ein ganz nettes Ziel. Nur vielleicht in der Saison arg voll.

 

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Wir gingen dann nach Vashisht und schauten uns dort um. Das ist auch eine Mischung aus normalem Dorfleben und viel „Hippietourismus“ und momentan ebenfalls wenig los. Es hat ebenfalls hübsche Tempel.

 

Tempel in Vashisht

 

geschnitzter Eingang

 

Dann spazierten wir wieder u.a. auf dem National Highway nach Manali und das war unglaublich, dass man da tatsächlich gehen konnte, weil es sonst viel zu autoverstopft ist. Einen jungen Mann erschreckte ich etwas, als ich aufgeregt ihn anstrahlte und auf sein T-Shirt deutete und ein Foto erbat. Toll, wo man überall St. Pauli begegnet!

 

St. Pauli

 

Außerdem sahen wir dieses Ensemble und ich dachte, dass es doch ein passendes Indienbild zeigt mit dem Müll, den armen Menschen und darüber einer Zahnklinik, die der Herr seiner Mutti voller Dankbarkeit gewidmet hatte (rechts: „In Loving Memory of my doting Mother, late Mrs. Kala Devi, who inspired me to serve Humanity…“)

 

Ensemble

 

In Manali wollten wir uns mit einem Kaffee und Lassi für den Aufstieg zur Unterkunft stärken als wir Trommeln hörten. Eine Prozession! Schnell rauslaufen und knipsen. Im vorigen Post erwähnte ich ja den Gottheiten Besuch untereinander. Hier wurde also so eine Gottheit von A nach B getragen – allerdings weiß ich nicht, von wo wohin und warum genau. Die Männer schauten sehr sehr ernst und manchmal wurde angehalten und getrötet.

 

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Und dann genossen wir noch unser schönes Zimmer und schnieften im Abschiedsschmerz. Eva wollte am frühen Morgen nach Ladakh aufbrechen und ich am nachmittag für 3 Tage zu jemanden anderen hier in der Gegend zum Besuch.