Ich trauere. Mein Lieblingsfrühstücksmann in der Arbeiterkneipe wurde ausgetauscht gegen einen Griesgram, der mir keinen Kaffee kochen will. Also wieder suchen gehen. Die Kneipe nebenan verweigert mir ebenfalls den Kaffee. Also doch McDonalds? Ja, sie haben offen. Ja, sie haben diesmal Kaffee – übrigens den besten auf der ganzen Reise. Nur das, was sie Frühstück nennen ist lausig. Pappkäsetoast mit Gummimuffin. Aber die Musik! Joe Cocker röhrt in den Morgen hinein. Mein Fuß fängt an zu wippen. Die Kellnerin lächelt. Die Sonne grinst durch die Scheiben. Das Leben ist schön. Sogar manchmal bei McDonalds.
Georgien ist eine Herausforderung, mich mit der Geschichte und den lebenden Überbleibseln zu beschäftigen, bevor alles im Einheitsbrei versinkt. Heute schaue ich mir eine Ausstellung an. Es geht um Georgien während der sowjetischen Besatzungszeit. Ich versuche es mir vorzustellen mit der Sowjetunion und so, aber es ist nicht wirklich einfach. Die Bilder von hier aus den 20/30er Jahren sehen denen von Deutschland aus der Zeit ähnlich. Georgien will in die Nato und die EU. Dabei hörte Europa für mich bisher irgendwo in der Türkei auf und alles dahinter war außerhalb meiner europäischen Denkweite. Jetzt werden meine Gedanken ein wenig durcheinandergewirbelt. Was ist Europa? Wer bestimmt die Regeln zum Mitspielen?