Der gestrige Kaffee bei McDonalds war so einmalig lecker, dass ich heute unbedingt wieder einen haben muss. Zum Essen entscheide ich mich für einen Luken-Khatchapuri. Es ist immer noch recht warm und der Eingang der Metrostation ist ein schöner Platz zum Leute-gucken. Aus dem tiefen Bauch der Metro spucken Menschenmengen heraus, um Platz für hineinhastenden Nachschub zu machen. Im Tageslicht angekommen werden sie begrüßt von weiteren Menschenmengen, die hoffen, ihr kleines Warenangebot gegen Bargeld eintauschen zu können. Hier sind sie, die wahren Überlebenskünstler in Georgien. Ein kleiner Posten deutscher Wischtücher fällt von einem Laster? Schnell aufgreifen und lautstark anpreisen. Der heimische Kleingarten wirft ein paar Kräuter ab? Schnell zu Bündelchen schnüren und auf dem engen Bürgersteig ausbreiten. Es gibt nichts, was sich nicht irgendwie zu Geld machen ließe. Diese Kunst, mit wirtschaftlichen Widrigkeiten zurechtzukommen, war bereits während Stalin-Zeiten ungemein nützlich. Um dem Phänomen Stalin etwas weiter auf die Spur zu kommen, mache ich mich auf den Weg nach Gori.
In Gori, 60 km von Tbilisi, wurde Stalin geboren. Um sein Elternhaus, eine ärmliche Kate, wurde eine Art Tempel errichtet, damit es nicht nassregnet. Dahinter ist ein bombastisches Gebäude mit Stalins Geschichte und der Bahnwaggon, in welchem Stalin zur Potsdamer Konferenz reiste. Davor ist ein Park mit einigen Bänken zum Ausruhen. Hinter dem Park ist ein großer Platz mit einer großen Stalin-Statue. Von dem Platz geht die Stalin Avenue ab. An der Hausecke hängt eine Coca Cola Reklame. Stalin ist Geschichte. Stalin ist ein allgegenwärtiges Gespenst. An Stalin kommt man nicht vorbei. Stalin bleibt für mich ein Rätsel. Ansonsten ist das Wetter grau und Gori wirkt genauso grau und ich erklimme einen Hügel mit einer Ruine, von wo man das graue Gori von oben angucken kann.