Es ist wirklich erstaunlich, wie nah Slowenien ist! Kaum hatten wir die Grenze von Österreich überquert, waren wir sogar schon am Ziel. Allerdings nur theoretisch von der Kilometerzahl her. Praktisch standen wir im Stau. Und lernten später: da ist immer Stau. Und zwar so richtig. Weil sich die Stadt Bled was hat einfallen lassen und schon rumgeändert hat – und dann feststellte, dass sie davon ausgingen, dass Bauern ihr Land für die Straße abgeben würden. Aber die Bauern sagten: Pustekuchen! Ihr habt uns schon vor Jahren mit irgendwas betrogen, jetzt wollen wir nicht mehr. Und deswegen ist da nun Stau. Immer!
Aber irgendwann waren wir dann doch da und hatten vieles zum Staunen: Es ist ein Touristenhotspot. Alles voll mit Menschen und man wird überall automatisch auf englisch angeredet als wahrscheinlichsten gemeinsamen Sprachentreffer. Die Leute kommen aber wohl ziemlich gemischt daher, wir hörten amerikanisch, französisch, sahen Autokennzeichen aus vielen Ex-Jugoslawischen Ländern und verschiedenst asiatisch aussehende Menschen wuselten ebenfalls herum.
Wir liefen herum und stellten fest, dass wir zwei architektonische Erwartungen hatten: traditionelle „Balkan“Häuser und sozialistisch anmutende Bauten. Es gab beides, allerdings nicht so wahnsinnig viel. Hier wohnen etwas über 5.000 Leute auf 500 m an einem sehr malerischen See mit der einzigen Insel Sloweniens.
Ich hatte die Vila Nana gebucht. Das musste sein – war aber auch eine gute Wahl. Betreiberin ist Rosi aus Bremen, die sich vor Urzeiten in einen slowenischen Jazzmusiker verliebte, sie heirateten und bekamen eine Tochter Nadja, die später Nana genannt wurde. Heute ist der Mann tot, Rosi 90 (und sehr fit) und Nadja arbeitet in Österreich. Wir hatten Appartement unter dem Dach und fanden es eine super Wahl.
Beim Abendspaziergang am See sahen wir die vielen Menschen und die vielen Verbotsschilder.
Also gingen die Leute dezent spazieren, saßen in Lokalen und aßen und tranken und es wirkte alles ein wenig zu ordentlich und „popelig“.
Dann kam der nächste Tag und wir spazierten einen hübschen Pfad über einen Hügel und trafen auf der anderen Seite eine sehr beliebte Rodelbahn:
Bled hat eine Burg, die sehr malerisch auf einem hohen Felsen über dem See thront und man kann sie von überall und jederzeit fotografieren:
Wir sind da hochgelaufen, aber der hohe Eintrittspreis (18,- EUR) bewahrte uns vor der Besichtigung. Später sparten wir 12,- EUR bei einer Kirche und 13,- EUR für einen Sprung in den See. Außerdem fuhren wir weder Rodel noch Leihfahrrad oder parkten das Auto. Dadurch sparten wir noch mehr Geld. Ausgegeben haben wir eine Bootsfahrt zur Insel für 20,- EUR.
Wir hatten den Eindruck, dass man hier ganz schön viel Geld lassen kann. Neben der Bootsfahrt aß ich auch noch die lokale Spezialität: Kremsnita:
Nur Espresso, Cappuccino und Co schienen uns günstiger als daheim. Und es gab auch hier die vielen Kaffeeautomaten, die mich an Armenien erinnerten – nur mit mehr Auswahl.
Was es noch für günstig bzw. umsonst gab: eine Kirche von innen (und Jesus außen)
Dann investierten wir ja aber doch noch in diese Bootsfahrt. Die Boote heißen Pletna und werden mit einer speziellen Stehtechnik gerudert. Die Boote werden hier gebaut und gepflegt und die Ruderer sind auch von hier und 2019 wurden Boote und Rudertechnik zum immateriellen Kulturerbe Sloweniens deklariert.
Ziel war die Insel Blejski Otok, die einen gleich mit einem Verbotsschild empfing.
Auf der Insel ist nämlich eine Kirche mit einem Turm. Da muss man aber viel Geld ausgeben für drinnen und so haben wir nur von außen geguckt und sind um das Inselchen spaziert und haben uns immer wieder an der tollen Wasserfarbe erfreut.
Und dann wurden wir wieder zurück gerudert und hatten das Gefühl, durch zu sein mit allem, was man so in Bled angucken könnte. Es riss uns nicht so vom Hocker, war aber auch nicht wirklich doof. Wenn ich in ein neues Land oder neue Gegend komme, suche ich wohl irgendwie immer nach Ecken und Kanten und Sachen zum Innehalten und Staunen und vielleicht auch Nachdenken.
Hier dachte ich darüber nach, wie so Leute ihren Urlaub verbringen, wieviel Geld sie z.T. dafür ausgeben (müssen), besonders als Familie mit Bespaßungsanspruch und was das mit so einem Ort macht. Rosi sagte, dass die Leute hier nicht so ganz gerne wohnen, weil es außer Tourismus nicht so viele Erwerbsmöglichkeiten gibt und es wohl auch an Eigenangeboten fehlt. Wahrscheinlich sind so Preise und Urlaube aber auch „ganz normal“ und nur ich hänge noch einem alten Image vom günstigen Ex-Jugoslawien hinterher.
Neben den vielen auffälligen Verbotsschildern fiel mein Blick noch auf diesen speziellen Pferdekopf mit hervorquellenden Augen:
Als nächstes wollten wir eine Hüttentour angehen. Davon gibt es dann später zu lesen. Besonders für 1 Tag war sehr schlechtes Wetter angesagt. Im Prinzip ist ja alles ganz nah an mir Gewohntem. Aber was schon speziell ist: die völlig fremde Sprache, die mir ein „fremderes Gefühl“ vermittelt und mir vorgaukelt, dass damit auch das Bergwandern „anders“ sein müsse. Ich bin gespannt!