Als nächstes Ziel hatten wir uns Štanjel ausgeguckt, einen sehr speziellen Ort. Unterwegs machten wir Station in Vipava. Die Gegend ist etwas geschichtsträchtig. Im Jahr 394 waren der ost- (Theodosius) und der weströmische (Eugenius) Herrscher im Krieg. Theodosius attackierte die Armee von Eugenius, wurde aber geschlagen. Gleich am Folgetag griffen sie nochmal an und waren diesmal siegreich. Theodosius hatte die Nacht betend und weinend verbracht. Als sie nun erneut angriffen, erschien auf einmal einen Sonnenfinsternis am Himmel und der berüchtigte Bora Wind fing an zu heulen und die Truppen von Eugenius dachten, dass Theodosius gerade die volle Unterstützung von Gott erhielt und rannten lieber gleich fort. So stand es in einem kleinen Museum in Vipava. Bei Wikipedia steht es etwas anders. Aber die Leute mögen wohl die Geschichte mit dem Wind und Gott. Der Bora-Wind weht üblicherweise im Winter und gehört mit 100 – 250 km/h zu den heftigsten Winden der Welt.
Wir starteten unseren Rundgang in Vipava ganz windlos und warm und dachten zuerst, der Ort sei fast ausgestorben. Niemand zu sehen. Nur ein Straßenkehrer zog seine Runden.
Dann kamen wir zu einer Art Touristinfo. Dort gab es massig Wein zu kaufen (hier ist Weinregion und der Wein wohl recht gut, aber die Leute trinken ihn lieber selber so dass er kaum exportiert wird) und eine kleine Geschichtsausstellung und einen netten jungen Mann, der uns auf deutsch behilflich sein wollte. Allerdings war auch er überfragt, wo man hier denn lecker Mittag essen könne. Alles geschlossen. Nur eine Bar hatte offen, die Toast im Angebot hatte.
Hier wurden allerdings erstmalig unsere hoffnungsvollen Erwartungen an günstigere Preise erfüllt – es war wirklich günstig und Toast und Espresso lecker.
Bei unserem Bummel sahen wir außerdem, dass Fensterbänke gerne dekoriert wurden, es einen Trödelladen gab und man sich als Weintraube fotografieren lassen konnte. Außerdem gab es eine hübsche Brücke.
Zwischen 1922 und 1943 betrieben die faschistischen Italiener hier eine heftige Italienisierung, was den Leuten nicht gefiel und viele als Widerstandskämpfer agierten. Während des 2. Weltkrieges war hier ein wichtiges Zentrum des jugoslawischen Widerstandes. 1945 wurde die Stadt dann glücklich befreit und Jugoslawien zugeordnet.
Wir statteten dem örtlichen Friedhof noch einen Besuch ab. Hier waren zwei (von vier in ganz Europa) 4.500 Jahre alte altägyptische Sarkophage zu sehen. Diese waren 1845 vom österreichischen Honorarkonsul hierher geschickt worden, damit man seine Familienmitglieder reinlegen könne.
Ansonsten war der Friedhof eher unhübsch. Direkt an der großen Straße gelegen stand Grab neben Grab und alle waren extrem ordentlich und in meinen Augen hässlich. Und trotz der verwirrenden Geschichte mit Eroberern usw. haben wir nur slowenisch klingende Namen gelesen.
Danach fuhren wir weiter zu unserem Ziel Štanjel. Štanjel ist eine Art Festung auf einem Hügel mit diversen alten Häusern drum herum. Man parkt das Auto außerhalb und hat oben fast Fußgängerzone außer dass Einheimische hoch fahren dürfen. Es gibt nicht sehr viele davon. Also Einheimische. Nur 38 Menschen leben permanent hier. Es gibt 2 Unterkünfte für Reisende, ein großes Restaurant bei der Festung, eine Getränkewirtschaft mit Ausblick und ziemlich viele Tagestouris.
Als wir auf dem Parkplatz noch etwas vom Auto holen wollten, war da ein Mann im Auto neben uns, der hat uns eine Tüte voller Birnen geschenkt. Und dann hat er sich nackig ausgezogen und gesäubert und uns irritiert.
Am Abend sind wir durch den kleinen Ort gegangen. Man hat einen schönen Blick über die ganzen anderen Hügel drumherum und es ist sehr ruhig. An manchen Ecken schaut es so aus, wie ich mir balkan-mediterranes Slowenien vorgestellt hatte. Aber diese Kirchturmspitze – die schaute mir zu sehr nach einer Bombe aus.
Man bemüht sich jedenfalls, dem Ort mehr Leben einzuhauchen, das Vergangene instand zu setzen und zu erhalten. Dabei ist es trotz der Tagestouris noch überhaupt nicht so wie manche gehypte kleine Bergdörfchen woanders, wo es zu viele Souvenirläden, Cafés und sonstigen Rummel gibt.
In einem Garten hatte man eine Freude an Zwergen und anderen Tünnef. Bisschen originell fand ich dabei Eva mit Schlange.
Wir hatten jedenfalls den Eindruck es mit der Unterkunftswahl sehr gut getroffen zu haben – es war ausreichend ruhig und wir hatten wieder einmal das Gefühl, ein bisschen mehr vom (ländlichen) Leben in Slowenien mitzubekommen.
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug, der uns einen ganz anderen Aspekt Sloweniens zeigte. Gespannt?