Nach Štanjel fuhren wir langsam nach Ljubljana. Wir hatten ja teilweise etwas Pech mit den Essmöglichkeiten. Traditionelle Restaurants nennen sich hier Gostilna – und die waren immer geschlossen oder da, wo wir gerade keinen Hunger hatten. Aber dann hatten wir endlich Glück! Und fanden eine richtig gemütliche Gostilna in einem Dorf vor Ljubljana. Und ich habe da Štruklji gefuttert! Das ist eine Art gekochter Strudel und hat mir gut geschmeckt.
Und von Ute durfte ich ein paar Pommes naschen und zu trinken gab es Cola, die erste auf der Reise und nötig, weil es so ein drückender Tag war. In Ljubljana war es zuerst auch nicht so einfach. Zwar findet man mit Navigationsgeräten überall hin, aber gerade bei mehreren Spuren und viel Verkehr ist es nicht so einfach, unversehrt dahin zu kommen, wo man hin will. Aber wir haben es geschafft! Bis dahin war mein Ljubljana-Eindruck nicht so dolle. Öde, Industrie, zweckmäßige Bauten usw.
Nach dem schlappen rumliegen rafften wir uns aber doch noch auf – und mein Bild wandelte sich total! Ich war quasi schockverliebt in Ljubljana! Es hat ein großes Zentrum, welches totale Fußgängerzone ist und voller gut besuchter Kneipen und herumlaufenden Leuten und Fahrrädern und sitzenden Menschen und es gab viele alte Häuser – einfach charmant! Ich zitiere aus Wikipedia: „Ljubljana ähnelt einerseits einer österreichischen Stadt, hat aber durch seine Altstadt, durch Plečniks Kulturkreise verbindende Architektur, durch die vielen Cafés am Fluss und das gemäßigte Klima spezielles mediterranes Flair. Der historische Stadtkern wurde 2007 für den motorisierten Verkehr gesperrt; die Uferböschung der Ljubljanica (der Fluss durch das Stadtzentrum) wurde mit Promenaden neu gestaltet.“
Blöderweise machte ich nicht viele Bilder, weil ich mir das für den nächsten Tag aufheben wollte, wo wir eine Stadtführung mitmachen wollten und noch weitere Schlenderzeit hatten. Aber es kam anders….
Ljubljana hat auch tolles Eis und ich musste natürlich gleich eines essen!
Ein bisschen erinnerte es mich auch an Tbilissi, wo mich die Altstadt vollkommen begeistert. Leider gab es nicht ganz so viele Hinterhöfe und Durchgänge. Hier nur 2 Bilder:
Aber was ich noch bemerkenswertes fotografierte war dieser Milchautomat, den tatsächlich viele Leute nutzten. Dieser Herr allerdings nicht, der sammelte bestimmte Münzen und tauschte quasi sein Kleingeld.
Und dann hat jemand interessante Kühlschrankmagneten verkauft mit Persönlichkeiten drauf. Wo findet man noch eine Zusammenstellung dieser Herren auf einem Bild?
Wir saßen auch noch in einem Café herum und freuten uns, so eine angenehme Stadt entdeckt zu haben.
Am nächsten Tag haben wir eine Stadtführung mit Freetour gemacht. Nach Yerevan, Tbilissi und 2 x Dresden war dies nun meine 5. und bisher haben mich alle wirklich begeistert. Man gibt Trinkgeld statt einen festen Betrag und ich glaube, dass sich damit die Führenden noch mehr Mühe geben. Wir hatten eine sehr engagierte Israelin, die vor einiger Zeit hierher ausgewandert war. Sie konnte zwar (noch) kein Slowenisch, aber sie wusste total viel und konnte das alles begeistert und amüsant erzählen. Es gab nur ziemlich schnell ein Problem: Regen…..
Sie erzählte so viel und der Regen fiel und so habe ich auch dabei kaum Bilder gemacht. Außer von zwei lustigen Sachen. Die in Ljubljana sind kleine Scherzkekse! Die haben einen Kreis auf einem Platz, da ist eigenes Wetter! Wenn man dort steht, fällt einem mehr Wasser auf den Kopf als außerhalb! Wie kann das sein?
Und dann gab es eine Rinne mit massig Gesichtern drin und verschiedenen Geschichten. Die Führerin meinte, es seien alles kleine Scheißhäufchen, die man etwas netter aussehen lassen wollte. Im Internet steht eher, dass ein Künstler von Rilke inspiriert war, der sich über die zahllosen Gesichter der Menschen Gedanken machte. Aber warum dann in einer Rinne?
Und dann gab es eine spezielle Kirchentür. Hier ist ganz viel Geschichte als Relief dargestellt und ganz oben guckt der Papst John II. aus seinem Fenster raus. Es gibt hier zwei blankgeriebe Stellen – das eine sind die Köpfe, die als Türknäufe dienen und das andere weiter unten rechts ein kleiner Kopf. Ich erinner mich nicht mehr, wessen Kopf das ist, aber wenn man ihn reibt, kann man sich was wünschen oder/und hat Glück.
Danach regnete es noch mehr und wir tranken Kaffee in einem empfohlenen Café. Und ja, ich aß auch das leckere Kuchenstücklein.
Diese Sachen fand nicht nur ich lecker sondern auch lauter Spatzen, die herumhüpften immer auf der Suche nach lecker Krümeln.
Dann hatten wir noch a) gelesen und b) von der Führerin gehört und zwar von einem Ort namens Metelkova. Das war früher ein Kasernenkomplex und ist jetzt ein autonomes Politik- und Kulturzentrum. Ich erinnerte mich sofort an meine Hamburg-Zeit und fühlte mich heimisch. Und gleichzeitig vollkommen bekloppt, weil ich nur zum Gucken da war. Und dann auch noch lauter Erinnerungsfotos machte.
Unter einem großen Vordach hingen Leute rum, die nicht unbedingt nach Künstlern aussahen. 2 Typen spielten ein Spiel und hörten Punkmusik. Ansonsten war alles geschlossen. Und ein paar sauber gekleidete Leute guckten herum. Mir machte da diese Sprüherei Sinn:
Also fuckten wir off und traten den Rückzug an und weil es inzwischen immer doller regnete und wir hungrig waren, kehrten wir ein.
Und dann gingen wir in eine Fotoausstellung von Paolo Pellegrin – hier der link zu ihm: https://www.magnumphotos.com/photographer/paolo-pellegrin/. Die Ausstellung war toll, aber auch deprimierend, da man nur seine Fotos von Krieg, Konflikt, Elend usw. dieser Welt zeigte. Wie kann man das als Fotograf verarbeiten? Ich finde das dosierte Anschauen und Lesen schon belastend genug.
Und dann regnete es immer weiter und zwar so richtig dolle und ich war quasi durch mit Stadtbesichtigung. Das war einerseits ein bisschen schade, andererseits waren wir froh, noch den Vorabend und die Führung gehabt zu haben und somit einen wirklich positiven Eindruck. Am nächsten Tag fuhren wir heim.
Eigentlich kommt nach einer Reise meistens noch ein Blogbeitrag „Nach der Tour“. Ich werde das diesmal hierhin packen.
Es ist lange her, dass ich in Europa so richtig gereist bin, um ein neues Land kennenzulernen. Von Slowenien wusste ich nicht viel. Ich mag es, wenn Länder so eigener sind und man das Gefühl hat, weit weg von daheim zu sein. Durch Globalisierung und Vereinheitlichung ist das sicherlich immer weniger der Fall. Es gab Momente in Slowenien, wo ich mir weit weg vorkam. Aber sie waren zu wenig, um mich richtig zu begeistern. Ein Land kann aber auch durch Schönheit begeistern. Auch diese fand ich. Allerdings nicht so oft, um es dort richtig toll zu finden. Und dann gibt es noch sowas wie „Wohlfühlatmosphäre“. Die gab es auch, aber auch nicht so allumfassend. Ich kam mir im Endeffekt unentschlossen vor, wie ich Slowenien finde. Und so empfand ich aus Slowenien selber: unentschlossen zwischen Relikten, Geschichte, (westlicher) Modernität mit Einflüssen von hier und dort. Irgendwie Mischmasch und schwer (für mich) zu greifen. Und so weiß ich weiterhin nicht wirklich, ob ich nochmal dorthin wollen würde. Es fehlen ja eigentlich noch viele Orte und Gegenden.
Außer die Hüttentour, die hat mir atmosphärisch wirklich gut gefallen – und die ganzen Felsen um den Triglav herum, die haben mich auch gut staunen lassen. Vielleicht nochmal dahin.
Ich denke aber, ich werde mich doch noch mehr mit dem ganzen Themenkomplex „Ex-Jugoslawien“ beschäftigen. Ganz früher als ich Kind war, sind wir immer nur auf dem Autoput durchgefahren nach Griechenland und Türkei. Und dann gab es in den 90ern Krieg und ich beschäftigte mich nicht viel damit. Ich kannte es ja eher nicht.
Was definitiv noch auf der Positiv-Seite steht: mit Ute reisen. Es war jetzt das dritte Mal und ich hoffe, wir machen noch öfters Touren. So eine angenehme Reisegefährtin!