Akhaldsikhe – Könige, ein Spiel und Armee

26. Mai 2023

 

 

Den Tag nach der Wanderung habe ich sehr ruhig verbracht und meine aufkeimende Erkältung gleich wieder zurückgedrängt. Und am Abend kam dann meine Überraschung: Patrick. Es gibt diese Webseite caucasus-trekking.com und da kann man Leute zum gemeinsamen Wandern suchen. Ich habe da selber inseriert und Patrick hat sich gemeldet. Er ist Österreicher, Mitte 40, zu ungefähr meiner Zeit in Georgien angekommen, hat 5 Reisewochen und ist gerne in den Bergen unterwegs. Wir haben hin und her gechattet und gedacht, dass wir es mal treffen sollten und schauen, was wir gemeinsam machen.

 

Und so saßen wir dann in der Unterkunftsküche, lernten uns ein wenig kennen und überlegten den schlausten Plan für den nächsten Tag. Und dann kam es doch ein wenig anders und viel besser.

 

Wir starteten etwas zu spät und die Marshrutka nach Akhaldsikhe war schon fort. Das ist keine Fahrstunde von hier entfernt, wir wollten Gepäck in Unterkunft lassen, weiter zur großen Sehenswürdigkeit Vardzia fahren, anschauen und wieder zurück. Wir fanden einen findigen lustigen Fahrer, der eigentlich pauschale Touren anbot in einem schicken Kleinbus. Er war teurer als Marshrutka aber billiger als Taxi.

 

Die Landschaft wird weiter

 

Während der Fahrt überlegten wir hin und her und verhandelten mit ihm bzw. er ließ nicht handeln und so stiegen wir dann wie geplant in Akhaldsikhe aus, dachten, dass es vielleicht für Vardzia doch zu spät ist und wir einfach nur das hiesige Rabati Fort anschauen könnten. Und so starteten wir dahin und staunten: Menschenmengen!

 

Fortanstieg

 

Ah! Heute war ja der 26. Mai, d.h. Georgiens Unabhängigkeitstag! Georgien war seit 1800 Teil des russischen Reichs und wurde 1918 endlich eine unabhängige Demokratie. Die Freude währte allerdings nicht lang, 1922 wurde es von der Sowjetunion einverleibt und blieb da bis 1991. Natürlich ohne Feierlichkeiten. Aber danach ging es wieder los. Und dieses Fort scheint ein guter Ort zum Feiern zu sein, es reisten viele Leute von woanders an. Es war eine sehr fröhliche Stimmung und eine Freude, dabei zu sein.

 

Aufschrift: 26 Mai

 

Viele hatten sich in traditionelle Gewänder gekleidet und liefen zwischen den Leuten herum:

 

Herumlaufende

 

„Familienphoto“

 

Könige und ich

 

Für die Zitadelle musste man trotzdem Eintritt zahlen (und als AusländerInnen auch hier mehr als die Einheimischen).

 

Zitadelle 1

 

Zitadelle 2

 

Zitadelle 3

 

Zitadelle 4

 

Spiegelei

 

Dieses Gebäude und den Bereich dort herum haben wir ganz vergessen anzuschauen, weil wir voll in ein Spiel involviert waren. Man musste QR-Codes anhand von Ausschnittsphotos suchen, scannen und dann tauchte entweder eine Zahl auf oder ein Rätsel womit man eine Zahl finden sollte. Diese wurde auf einen Zettel eingetragen, danach musste man mit dem Rätsel nebenan die korrekten 3 Zahlen oben ermitteln und die waren für das Zahlenschloss der Schatzbox.

 

QR-Code Spiel

 

Zettel

 

Zahelnrätsel

 

Das hat gedauert, war lustig und am Ende waren wir erfolgreich:

 

gewonnen!

 

Es gibt eine Firma die sich solche Sachen ausdenkt und macht, die haben einen Instagram-Account. Mich hat das Ganze jedenfalls voll begeistert und auf Ideen gebracht.

 

Und dann gab es eine Kriegsgeräte-Ausstellung der Armee. 2008 gab es ja einen (verlorenen) Krieg mit Russland und somit bemüht man sich um gute Wehrhaftigkeit. Wen das alles im Detail interessiert, kann das bei Wikipedia nachlesen. Wir waren jedenfalls beeindruckt, wie schick das Kriegsgerät aussah. Früher hatte man viel aus Russland und so bezogen, aber 2014 wurde alles umgestellt auf Material aus überwiegend USA. Bei den Waffen erspähte ich eine aus Israel und bei den Fahrzeugen eines aus der Türkei, sonst stand bei alles USA dran.

 

Hier ein paar Fotos davon:

 

Soldat mit Flagge

 

gut ausgerüsteter Soldat

 

Kind guckt Waffe an

 

Leute auf Panzer

 

Leute auf anderem Panzer

 

Soldat neben Panzer

 

Danach hing der Magen schon in den Kniekehlen und wir hatten ein interessantes langwieriges Restauranterlebnis mit einem unfähigen ignoranten Kellner und schlechter Orga, aber am Ende doch Essen im Bauch.

 

Und dann war Zeit für die Gesangs- und Tanzdarbietungen, wovon wir leider nicht mehr sooo viele sahen. Auch hatte ich ein Problem: Die Kamerabatterie war alle (und die 2. in der Unterkunft) und das Handy auch nicht mehr so viel Kapazität.

 

Bühne und Tanz

 

Tanz

 

Schwerttanz

 

Danach gab es ein lustiges buntes Rauchfeuerwerk, Ballons stiegen in den Himmel und es wurde die Nationalhymne gespielt. Bzw. es war genau anders herum. Manche hielten ihre Hand ans Herz, aber viel formelles war bei den Leuten sonst nicht zu sehen.

 

Nationalhymne

 

Ballons

 

Wir guckten noch ein wenig weiter herum, insbesondere auf einen dieser dicken Türme, wo die Jugend sich auch gerne aufhielt.

 

Turm

 

im Turm

 

auf dem Turm

 

Blick vom Turm

 

Ich wusste: wenn ich in die Unterkunft gehen würde um meine 2. Batterie zu holen, würde ich wohl einfach dort bleiben. Und so war es auch. Mir reichte der Tag auch. Es war eine super schöne Stimmung, es gab tatsächlich mal kein „postsowjetisches Elend“ zu sehen, viele überwiegend jüngere Leute liefen freudig herum, man hat eher keine saufenden Menschen gesehen – und wir waren einfach nur froh um unsere Tagesentscheidung. Patrick ist nochmal hin und da wurde noch tüchtig getanzt (zu aber mir doofer Musik). Ich lernte noch kurz russische weitere Gäste hier kennen, die erklärten, wie sehr sie sich Frieden und eine gemeinsame Sprache auf der ganzen Welt wünschen würden.

 

Für den nächsten Tag haben wir wieder einen Plan – aber wer weiß, was das wirklich wird….