Akhalkalaki -> Tbilisi – Hässlichkeit, Schönheit und Sonstiges

29. – 31. Mai 2023

 

In Akhalkalaki waren wir im Fish Hotel. Das war sehr lustig, weil sie im Restaurantteil (in dem sie aber während unserer Zeit nur geschlossene Gesellschaften bewirteten – wir bekamen Frühstück im Hinterzimmer) einen Fischpool haben.

 

Fischpool

 

Glücklicherweise fuhr eine Marshrutka nach Tbilisi. Und ein Mensch zu ihr hin. Der kam bisschen spät, aber man hatte wohl schon den Fahrer verständigt, der auf uns wartete. Und so verließen wir diesen speziellen eher hässlichen Ort.

 

Warten

 

Während der Fahrt habe ich keine Bilder gemacht – es ging über Borjomi zur Autobahn und über die bis Tbilisi. Der Fahrer war sehr flott unterwegs. Und in Tbilisi staunten wir nicht schlecht – es war hochsommerlich! Viele eher gutlaunig wirkende Menschen trieben sich auf den Straßen herum. Tbilisi ist eine Stadt in der ich sehr gerne immer wieder herumlaufe und massig Details und Leute entdecke, anheimelnde Ecken und schedderige verfallene Schönheit. Ich bin hier jedesmal in einer anderen Unterkunft und könnte mich schwer entscheiden, welche mir am besten gefällt. Die jetzige ist sehr besonders. Man tritt in einen dunklen Hausflur eines verfallen wirkenden Hauses und knipst erstmal die Taschenlampe an um die Treppenstufen nicht zu verfehlen. Man geht hinauf in den 3. Stock (hier wird übrigens anders gezählt: Erdgeschoss = 1. Stock, ich bin damit quasi im 4.), dabei gibt es dann ein automatisches Licht in jedem Stockwerk. Und oben ist eine aufkleberbedeckte Tür und dahinter ein Hostel mit 2 Schlafsälen und einem extra Zimmer für 1-2 Personen. Ich bin in dem Extra. Zur Stadt hin ist eine durchgehende Fensterfront. Es gibt eine Gemeinschaftsküche und einen Aufenthaltsraum.

 

Fensterblick

 

Küchenraum

 

Aufenthaltsraum

 

In Tbilisi gibt es eine Seilbahn die von unten über den Fluss hoch zur Mother of Georgia und der alten Festung Narikala fährt. Das ist ganz nett, damit zu fahren.

 

Seilbahn

 

Endstation

 

In der alten Festung kann man besonders am frühen Abend gut sein. Es gibt Pfade mit fast kleinen Klettereinheiten und einen tollen Blick über die Stadt und eben altem Gemäuer.

 

Festung

 

Blick hinab

 

Außerdem hab ich mich an dem Tag mit Nicki getroffen, allerdings keine Fotos gemacht. Nicki habe ich 2008 hier kennen- und mögen gelernt. Als ich 2021 wieder hier war, hatte ich sie vorher auf Facebook wieder gefunden und kontaktiert und wir hatten einen schönen gemeinsamen Tag im botanischen Garten. Diesmal habe ich sie in ihrer Arbeitspause getroffen (sie arbeitet im Georgischen Museum) und wir haben Kuchen gefuttert und geredet. Sie hat mir einen besseren Einblick in die Politik gegeben (z.B. wie Frau Präsidentin etwas sagt und anders handelt, wie schwer es auf ihrer Arbeit geworden ist mit den politischen Hintergründen usw.), die ihr überwiegend nicht gefällt. Auch wird der Lebensalltag finanziell immer schwerer – sie und ihr Mann haben beide Vollzeitjobs, müssen sich aber auch immer noch etwas nebenher verdienen, sonst klappt es nicht so. Die Kinder studieren beide – und sie hat nichts dagegen, wenn diese ihre Zukunft im Ausland sehen (was aber momentan nur eines tut).

 

Am Folgetag meldete ich mich bei einer Freetour an. Das hatte ich schon in Yerevan damals gemacht und fand es prima. Leute zeigen einem etwas andere Sachen in der Stadt zwischen den Sehenswürdigkeiten, die eher nur gestreift werden und erzählen einem Geschichten und aus dem Alltag. Dafür gibt man am Ende soviel, wie man geben möchte. Ich denke, dass da, wenn die Leute gut sind, definitiv immer mehr zusammen kommt als wenn man einen Einheitspreis zahlt.

 

Ich kam knapp vor Start an und da war nur eine andere Person: Frieke, auch aus Deutschland. Wir mussten so lachen: die pünktlichen Deutschen. Weitere ca. 12 Personen von woanders trudelten so langsam nach und nach ein. Unser Guide war Davit, der war sehr lebendig und lustig und tanzte schon fast seine Führung, die er amüsant und interessant gestaltete.

 

Davit

 

Ich lernte viel – z.B. dass man hier gerne ganze oder Teile von Statuen klaut.

 

geklaute Krallen

 

Und dass 20% der Jungen in Georgien den Namen Giorgi bekommen und 23% der Mädchen Nino heißen. Und dass man zu Sowjetzeiten die Kirchen umfunktionierte – und so soll sein Großvater in dieser Basketball gespielt haben:

 

Kirche ohne Basketball

 

Wir waren nur in 2 Kirchen, aber sie könnten nicht unterschiedlicher eingerichtet sein. Dies ist die andere:

 

1

 

2

 

3

 

In der Kirche lernten wir auch die Geschichte von der heiligen Nino mit ihrem speziellen Kreuz. Die Heilige Nino war eine Heilerin und Missionarin und brachte das Christentum im 4. Jhdt. nach Georgien. Sie trug ein spezielles Kreuz, das Weinrebenkreuz. Es hat herunterhängende Arme. Es gibt verschiedene Legenden, in einer hat sie es selber aus Weinreben gefertigt und auch noch ihr eigenes Haar eingeflochten. Das wird dann auf manchen Bildern dargestellt.

 

links die Heilige Nino

 

Weiterhin wichtiges Thema bei dieser Tour war die Kulinarik. Wir besuchten ein nettes Geschäft mit Tschurchtschela (Walnüsse in getrocknetem Traubensaft) und Gewürzen.

 

Tschuchtschela Verkostung

 

Und eine der ältesten Bäckereien in tollem Gewölbe:

 

Bäckerei

 

Bäckerin

 

Davit sagte, dass Georgien ja eines im Überfluss hat: Wein. Allerdings ist das schwierig mit den Exportgewinnen, da 60% selber versoffen wird. Und wenn nicht so, dann z.B. auch in Eisform – hier ein Stand mit Weineis:

 

Weineis

 

Wir haben noch mehr gesehen und Davit hat noch mehr erzählt, aber ich denke, das reicht hier erstmal. Dann habe ich noch ein wenig über Optik nachgedacht: Davits Haarlänge wird hier von vielen jungen Männern getragen. Und wenn sie älter/alt werden, wechselt das oft mit einer Glatze ab – ob nun natürlich oder nachgeholfen. Und dann ist ja schon interessant, was so manche Reisende für Kleidungsstücke in ihr Gepäck packen und es dann für einen Stadtspaziergang anziehen.

 

Frieke und ich gingen dann noch ein wenig weiter herum und entdeckten dabei ein tolles Cafe. Es war noch größer mit Balkonen und extrem viel zu gucken an Details.

 

Cafe

 

Cafe mit Gästen

 

Frieke ist schon in Svanetien gewesen und konnte mir davon erzählen und wollte dann mit dem Nachtzug nach Yerevan und davon konnte ich ihr erzählen. Wir hatten also eine kurze nette Begegnung und es hat mir Spaß gemacht, sie ein bisschen kennenzulernen.

 

Am Parlamentsgebäude gab es eine Demonstration von einigen Leuten. Es bleibt schwierig in den Spannungsfelder Russland <-> EU und Regierung <-> BürgerInnen.

 

Demo

 

Dann war der Plan, am nächsten Tag mit Patrick im Zug Richtung Svanetien in die Berge zu starten. In der Nacht vermeldete Patrick allerdings Durchfall. Was nun?