In der Nähe von Karakol (meine dortige Zeit bekommt einen Extra Post) gibt es eine beliebte Tour bzw. 2 Varianten mit Ziel des Sees Ala Kul. Sicherlich schöner und toller ist ein Mehrtagestrek von Tal A zum See und dann über einen Pass wieder runter über Altyn Arashan und zurück nach Karakol. Dazu braucht es aber Campingausrüstung und das wollte ich nicht – auch nicht, wenn Menschen mir das tragen. Eine andere Variante ist nach Altyn Arashan zu wandern (dort sind Unterkünfte), von dort zum Pass hinaufzusteigen, zum See runterzugucken und wieder umzudrehen. Ich ahnte, dass ich das nicht schaffen werde (ein Tag beinhaltete 1.400 Höhenmeter hoch und wieder runter auf 20 km), wollte es aber trotzdem angehen. Also ging ich an einem sonnigen Tag zur Marshrutka-Haltestelle, fuhr ca. halbe Stunde zum Startpunkt und wanderte los. Leider war die Strecke nicht wirklich so, wie ich sie mir ausgemalt hatte. Tatsächlich haderte ich sehr!
Diese 15 km (und 600 Höhenmeter) geht man auf einer Jeeppiste entlang wo auch so einige sehr geländegängige Fahrzeuge voller Touristen oder Nahrung oder Sonstigem nach oben fahren. Die Strecke ist fast durchgängig an einem Fluss entlang und der ist sehr laut. Das ist zwar für eine kurze Zeit ganz hübsch, hat mich aber eher genervt. Dann zeigt die Landkarte viel Wald an und ich freute mich, bei diesem ganzen Sonnenschein im Schatten zu gehen. Aber nix da – Fluss und Piste waren so breit, dass kein Baumschatten auf die Strecke viel. Und so schwitzte ich für mein Geschmack zu doll. Und dann gab es auch noch nervige Fliegen, die hartnäckig auf einem hocken blieben. Ich hatte keine Freude und dachte, dass nun aber Altyn Arashan alles aufwiegen müsste.
Was ich dagegen ahnte: ich würde keineswegs alleine sein. Und das war ich auch nicht. Mir kamen Menschen entgegen, es überholten mich Menschen, ich überholte ganz wenige Menschen, viele Menschen fuhren in Autos und so war ganz gut was los auf der Strecke. Mein erster Eindruck von Altyn Arashan: uff, voll! Ich las, dass es vor 9 Jahren nur 1 Gästehaus gab. Jetzt war das Tal voll davon bzw. die jeweiligen Gästehäuser bauten an und vergrößerten sich mit Jurten. Das in welchem ich landete, hatte gerade erst seit 1-3 Jahren zusätzliche Gästezimmer, Jurten mit Betten und einen weiteren Speisesaal angebaut. Ich blieb 2 Nächte und die 2. war tatsächlich bis auf das letzte Bett belegt.
Wofür Altyn Arashan neben dem Zugang zum Ala Kul ist, sind die heißen Quellen. Es gibt Gemeinschaftsbadehäuser und private von den Guesthouses – z.B. dem von mir. Man bekommt eine Badezeit zugewiesen und kann sich dann 40 min. in einem warmen Becken, wo ständig neues Wasser nachfließt, aufhalten. Hier ist das Badehaus vom Guesthouse das mit dem blauen Dach, das Gemeinschaftsbad ist nebenan. Ich hatte vergessen es von innen zu fotografieren und als ich es nachholen wollte, war es verschlossen. Deswegen das Becken von nebenan. Das war jedenfalls am 1. Abend, der sehr kühl war, prima zum aufwärmen und den 2. Abend, der wärmer war, aber bei dem ich mehr gewandert hatte, prima für die Muskelentspannung.
Eigentlich ist Frühstück immer um 8:00 Uhr, was ich sehr spät finde, wenn man voll viel und weit wandern will. Immerhin konnte ich sie auf 7:00 überreden für mich – aber es war trotzdem eher zu spät. Maps.me hatte mir für den Aufstieg zum Pass auf 3.900 m 7,5 Std. angezeigt. Und danach müsste ich die 1.400 Höhenmeter auf 10 km ja noch wieder runter gehen. Am Anfang lag ich inkl. kleiner Pausen noch in der Maps.me Zeit, aber dann wurde ich langsamer. Es gab eine Flussquerung mit Schuhe aus. Mir wurde körperlich ein bisschen unwohl (die Höhe? Ich war gut über 3.000 m). Das Ziel sah noch sehr weit weg aus. Vielleicht hätte ich es vor dem Dunkelwerden geschafft, aber wenn nicht? Und überhaupt? Nein, das war es mir doch nicht wirklich wert. Aber die Landschaft sah super aus und ich fand, es hatte sich schon sehr gelohnt, das Tal überhaupt hochzugehen. Es gab massig Kühe die von Leuten zusammen und weiter bergab getrieben wurden. Die Berglandschaft begeisterte mich, so hatte ich es mir schon viel weiter unten erhofft. Man hätte sich auch ein Pferd mieten (und die letzten 300 Höhenmeter zu Fuß gehen) können. Das haben welche gemacht, die aber abends sehr über schmerzende Beine und Po klagten. Und ich hatte mich erinnert, dass ich seit meinen letzten Pferderittqualen in Indien eigentlich auch nie wieder eines nutzen wollte. Ich war hin und her damit, jetzt diesen Pass mit Seeblick doch nicht gesehen zu haben und der Zuversicht, dass ich vielleicht doch noch einmal in anderer Form kommen und dann den ganzen Trek machen könnte.
Hier nun die Wanderbilder von dem Tag:
Ich höre ja gerne Podcast beim Wandern und manche Themen haben so gar nix damit zu tun, wo ich gerade bin und so hörte ich diesmal ein langes Stück über Palästina (und Israel) und bildete mich sehr gut weiter. Und was dann aber lustig ist: auf Bild 10, da sitzt so eine kleine Person, mit der ich kurz sprach – und die war Palästinenserin! (und ihr Mitwanderer Ägypter). Was war das denn für ein Zufall? Habe ich überhaupt schon mal jemanden aus Palästina auf meinen Reisen getroffen? Ich glaube nicht. Ich erzählte ihr ganz freudig von meinem Podcast und sie freute sich, dass ich mich interessierte und hatte den Eindruck, dass ich gute Infos bekäme. Leider wollte sie noch höher und ich runter und wir haben uns nicht wieder getroffen – ich hätte sie gerne noch sehr viel gefragt!
Dafür hatte ich abends zum Essen Gesellschaft bzw. ich hatte schon am Vorabend Gesellschaft von einer sehr netten witzigen Deutschen, die auf Sabbaticalreise war (und auf dem Pferd zum Pass ritt) und an diesem Abend saß noch ein deutsches Paar an unserem Tisch. Auch wenn es sich nach einer deutschen Häufung anhört: mir erschienen die Reisenden sehr international, d.h. ich konnte bisher gar keine Nationalitätsmajorität ausmachen. Dieses Paar hatte über eine Agentur ein Auto zum Selbstfahren und Unterkünfte gebucht – und für Altyn Arashan einen Spezialfahrer. Wir plauderten über Reisen und Länder usw. – und dann kam raus, dass der Mann auf Motorradreisen in Indien gewesen war mit einer Agentur, mit der auch mein Vater von Hamburg nach Delhi per Motorrad gereist war und wo ich den Agenturinhaber damals kurz kennengelernt hatte. Und so hatten wir einen gemeinsamen Bekannten!
Und ich schieb es schon mal hier ein, wo ich bei den Reisezufällen bin: in Georgien trafen wir auf der Fahrt nach Tuschetien 2 neuseeländische Radlerinnen wovon die eine erzählte, dass sie noch weiterreisen würde nach Kirgistan. Und ja, genau diese Frau traf ich heute beim Frühstück!
Wie man evtl. sieht, war das Wetter durchwachsen – es regnete manchmal. In der Nacht gewitterte es sogar. Beim Abstieg am nächsten Tag war es sehr viel bewölkter, was ich temperaturmäßig sehr viel angenehmer fand. Überhaupt war der Abstieg (600 Höhenmeter) gar nicht so unangenehm wie der Aufstieg und eigentlich ganz nett. Vielleicht weil man auch besser sieht, wenn man runter geht?
Beim runtergehen traf ich nochmal das deutsche Paar, deren Auto gerade gestoppt hatte, weil der Motor nicht mehr wollte und der Fahrer erstmal reparieren musste. Und übrigens: es gibt hier auch Hunde. Die bellen manchmal, wenn sie ihre Tiere zusammen bringen wollen. Aber ansonsten sind sie sehr sehr friedlich. Wie angenehm! Es waren aber auch sehr viel mehr Kühe zusammen zu halten und Pferde zu begleiten als Schafe zu sehen. Hier noch die Runtergehbilder:
Insgesamt ist es eine recht nette Stimmung untereinander, man grüßt eher freundlich und redet manchmal ein paar Sätze. Ich hatte so ein Gefühl, des gerade noch rechtzeitig gekommen seins bevor die Massen auftauchten. Den meisten reichte übrigens das Tal mit den heißen Quellen, nur ein Bruchteil ging auch höher bzw. einige eben hoch und runter und andere den längeren Trek.
Für meine Reisenden würde ich wohl eher den längeren Trek anbieten und falls doch hoch und runter gewünscht wird, evtl. für den ersten Tag das Auto empfehlen. Wegen der richtig fetten Steine soll es auch eine lustige Schaukelei sein.
Ein interessantes Geplänkel erwartete mich noch am Trekkingendpunkt. Da gab es eine Bushaltestelle und ich wartete auf die Marshrutka. Ein Taxifahrer kam vorbei und bot an, mich für 200 SOM (= 2 Euro) nach Karakol zu fahren. Der Bus kostet 30 SOM, also 0,30 Euro. Es war jetzt gar nicht unbedingt Geiz, was mich ablehnen ließ, sondern eher ein Festhalten am „Reisestil“. Und dann fragte er mich, ob ich etwa aus Israel sei. Die haben hier wohl einen ähnlichen Ruf wie in Indien….
Und so startete ich die Tour mit Frust und kam aber gut gelaunt doch wieder unten an. Die Landschaft oben tat gut und die netten Menschen taten ihr Übriges dazu.