In Batumi kam ich bei einem Couchsurfer unter. Nikita ist aus Belarus und gleich von Anfang des Krieges hierher übergesiedelt, arbeitet im Homeoffice, hat guten Anschluss gefunden und wohnt im 12. Stock in Strandnähe.
Er war auch schon dreimal in Indien und wir konnten uns hauptsächlich bei den Mahlzeiten gut austauschen über unser Leben. Er ist ein wirklich angenehmer anregender Mensch und ich habe nun auch noch ein kleines bisschen über Belarus erfahren. Was ich auf Reisen gerne mag und mir manchmal begegnet: ein recht schneller intensiverer Austausch über intimere Themen wohl mit dem Wissen, dass man sich eher nicht wieder sieht. Und dabei ist dann eine vertrauende Offenheit viel einfacher und schön zu erleben. Für mich war Nikita jedenfalls ein Couchsurfing-Glücksgriff! Geschlafen habe ich unter Häschen.
Interessant fand ich, dass es ein Zimmer ohne Außenfenster gibt – ob das in allen Appartements so ist? Die Miete finde ich relativ teuer (über 500,- Euro für geschätzte 50 qm) im Gegensatz zu z.B. Lebensmittel- und anderen Preisen.
Da er viel arbeiten musste und auch noch anderes vorhatte, war ich in Batumi allein unterwegs, was mir aber auch gut passte. Auf meinen Spaziergängen traf ich diverse Hunde. Sie waren sehr friedlich und auch uninteressiert an mir. Dafür eine Freude für mein Fotoauge.
Außerdem begegneten mir noch weitere interessante Motive wie das in die Jahre gekommene Intourist Casino. 2008 gab es in jedem Ort immer noch irgendwas mit Intourist – ich glaube, das ist jetzt deutlich weniger geworden.
Ich weiß gar nicht, warum mich Brautmodengeschäfte fast magisch anziehen. Warum die Puppen weder Arme noch Köpfe haben weiß ich nicht – ebenso nicht, warum gerade ein etwas runtergerutschtes Kleid am prominentesten präsentiert wird.
Man findet im öffentlichen Raum so einige Zeichen, dass man mit Russland nicht einverstanden ist und sich mit der Ukraine solidarisiert. Was ich noch nicht heraus fand: wie steht es mit den konkreten Begegnungen zwischen RussInnen und GeorgierInnen? Ein Artikel hierzu gibt es hier.
Es gibt hier ja zumindest in Batumi ganz guten Tourismus – aber ich finde es tatsächlich schwer zu sehen und zu hören, wo die Leute herkommen.
Und dann habe ich zur Auflockerung auch noch mich gesehen und fotografiert:
Dann bin ich auch noch zum Hafen gegangen bzw. nur zu dem Teil mit den kleinen Schiffen. Die großen sind weiter weg. Batumi hat den größten Hafen in Georgien. Hier kommt hauptsächlich Öl aus den Pipelines aus Aserbaidschan an, welches hier vor Ort raffiniert und dann verschifft wird. Es gibt aber auch eigene Produkte, die auf dem Wasserweg exportiert werden.
Hier kommen einige Bilder von den kleinen Schiffen. Und meine Frage: was machen die eigentlich? Fischfang? Es gab diverse angelnde Männer zu sehen. Und auch noch kleine Privatboote.
Am nächsten Tag fuhr ich nach Poti, eine Hafenstadt weiter nördlich. Poti hat Bahnanschluss und führt Mangan, Mais, Bauholz und Wein aus. Hier gibt es eine Verbindung mit Armenien, was keinen eigenen Hafen hat. Mehr Infos zu Poti hier.
Nach Ankunft fragte ich mich, wieso ich eigentlich auf die Idee kam, dass ein Abstecher nach Poti eine gute Idee sei. Das Zimmer liegt ebenerdig direkt an der Straße und riecht zu stark nach Rauch, innerhalb kurzer Zeit fing es an zu regnen (und tat es bis zum Abend), die Hafenanlage war nicht zu betreten und alles sah hässlich sowjetisch abgegammelt aus. Natürlich bin ich trotzdem rumgelaufen. Hier nun meine visuelle „Ausbeute“:
Fußball scheint zumindest Sonntags ein beliebter Zeitvertreib zu sein – ich habe sehr viele Spielende gesehen. Abends tönten aus der Bar gegenüber lautstarke schwermütige russische Lieder und ein Mann sang „I will survive“. Meine Laune war in Kellergegend. Aber wahrscheinlich war das alles eigentlich eher komisch und ich weiß schon, dass ich mich bald darüber amüsieren werde.
Nun ist aber Schluss mit platter Landschaft – ein Ortswechsel Richtung Berge steht an!