In Bischkek ist es weiterhin heiß. Aber irgendwie laufen doch immer recht viele Leute draußen herum. In Osch hatte ich mich erfolglos um eine Massage bemüht, in Bischkek war ich jetzt dagegen erfolgreicher. Und fand es auch eine prima Idee, in einem angenehm temperierten Raum rumzuliegen und jemand drückt an mir herum und ich stöhne wohlig. Ich knipse weiterhin selten, aber wenn, dann gerne weiterhin kleine Menschen in großer Stadt:
Und an Coca Cola im Sowjetambiente kann ich auch schlecht einfach vorbeigehen:
Und dann war es soweit! Ich fuhr sehr früh morgens zum Flughafen und holte Ute ab! Schon mal vorab: es wird hier keine Bilder zumindest nicht erkennbare von ihr aus Gründen geben, aber sie wird den Reiserest jetzt bei mir sein. Sie ist aus Hamburg, wo es bei 16°C regnete. Hier sind immer noch 35plus Grad und so schwitzten wir dann gemeinsam. Und später am Tag mussten wir aber doch raus und ein bisschen was anschauen.
Das hier war ganz nett, weil der junge Mann auf der Treppe sehr schön gesungen und musiziert hat.
Später hatten wir das Glück die Wachablösung zu sehen. Unter der kirgisischen Fahne auf dem Ala Too Platz stehen immer 2 Soldaten, die sie bewachen. Sie sind sehr reglos und sehen eher klein aus und ich dachte tatsächlich bis dahin, es seien Puppen. Aber es kam ein Soldat mit 2en dabei. Sie warfen die Beine nach vorne oben und trugen ein Gewehr und machten Armbewegungen dazu. Ich dachte, dass eigentlich das verschiedene Marschieren der verschiedenen Armeen auch interessant sein müsste mal zu vergleichen. Aber hier musste ich mich mit diesen begnügen. Sie schritten also beineschwenkend zu den Wachenden, tauschten sich aus und der Begleitsoldat nahm die anderen beiden beineschwenkend wieder mit.
Es gab dann noch ganz schönes Licht und wir gingen wieder zurück und dann war der Tag auch bald vorbei.
Und am nächsten Tag fing unsere organisierte Tour an. Wir hatten eine Stadtführung mit Guide. Sie heißt Guldastan, arbeitet und wohnt auch in der Unterkunft und spricht perfektes deutsch. Sie war mit Stipendien schon länger in Deutschland und hofft, wieder zu kommen. Sie hatte Germanistik studiert – ihr Spezialgebiet: deutsch für IT. Uns erwartete noch eine große Überraschung: es war bedeckt und ein Wind blies und es war eine richtig angenehme Temperatur. Allerdings nur am vormittag, dann wurde es wieder heiß. Wir fuhren zum Staatlichen Geschichtsmuseum und schauten dort herum und bekamen viel erzählt und hinterher war ich ganz voll von Infos.
Vor dem Museum ist diese Statue von Manas, dem Nationalhelden mit langem Epos. Früher stand da Lenin, aber irgendwann dachte man, dass es dort kein guter Ort für ihn sei und versetzte ihn hinter das Gebäude und ersetzte ihn durch eine Statue einer Frau (ich vergaß, welche). Das fand aber die Bevölkerung oder sonstwer nicht gut: es brauche an dieser Stelle unbedingt einen starken Mann. Und so einigte man sich auf Manas.
Wir lernten über die verschiedenen Gruppierungen. Ich dachte, es seien 40, aber auf dieser Schautafel sind es nicht ganz so viele:
Jedenfalls wissen alle, in welche Gruppe sie gehören. Man heiratet durcheinander und die Gruppenzugehörigkeit erfolgt patrilinear. Außerdem erfuhren wir von Korruption – diese Pferde seien für horrendes Geld eingekauft worden. Jedenfalls offiziell.
Ich fragte, wie bzw. ob man hier über Politik spräche. Guldastan sagte, dass es keine gute Idee sei – man würde sich ja nur streiten und das sei dann Zeitverschwendung.
Dafür erfuhren wir noch anderes Interessantes: Ich hatte mich ja schon gefragt, was die Saudis außer eifrigem Moscheebau hier noch so veranstalten würden um den Islam besser zu verbreiten. Sie würden in „Wohltätigkeit für Bedürftige“ investieren. Konkret heißt das, dass Guldastan eine alleinerziehende verwitwete Schwester mit 3 Kindern hat, der es finanziell nicht so gut geht. Und wenn diese aber einmal in der Woche arabisch lernt, bekommt sie jeweils 40 USD.
Wir waren noch in einem Kaffee, aber ich hatte Pech: toller Kaffee aus Maschine gab es nur inkl. Milch, schwarz müsste ich Nescafe trinken. Dieser kam dafür in einem guten Glas während der schickere Maschinenkaffee im Pappbecher serviert wurde. In dem großen Cafe gab es kein Klo und im Warenhaus nebenan – wie immer – Warteschlangen bei Damen.
Wir gingen zum Friedensplatz, wo gerade eine Truppe in seltsamen Formationen marschierte und stehenblieb, was von einer Drohne aufgenommen wurde. Der erste Versuch begeisterte offensichtlich nicht und sie marschierten wieder, aber es war uns inzwischen zu heiß um weiterzuschauen.
Bischkek ist einerseits ja voll die hässliche Stadt, andererseits hat sie aber auch einen sehr schönen grünen Parkstreifen und heißt auch „grüne Stadt“. Im Sommer ist es unter den Bäumen jedenfalls aushaltbarer als auf den Plätzen. Wir schauten also herum, erzählten dieses und jenes und besuchten noch den Osch Bazar, wo ich keine Fotos machte und dann waren wir völlig platt und kehrten zur Unterkunft zurück und harrten gespannt des nächsten Morgens, wo wir auf unsere Tour starten wollten.