Bokonbaevo + Temir Kanat – Adler, Blumen und Pilze

8. + 9. August 2023

 

 

Ich glaube, ich bin zu klein für mein Gepäck…..

 

Wir starteten mit dem Auto und fuhren einige Kilometer zu einem Parkplatz in Bokonbaevo.

 

Hauptstraße

 

Dort kam ein kleines Auto an, die Türen öffneten sich und man hörte gleich ein lautes fiependes Geräusch. 2 Männer stiegen aus dem Auto und hatten einen Adler dabei. Der trug eine Maske und wenn er das tut, fiept er laut. Das hatten wir auch schon bei einer Adlerdemonstration im Camp für eine andere Gruppe mitbekommen. Wenn man die Maske abnimmt, gibt er keinen Ton mehr von sich, sondern will eigentlich sofort starten und Beute erspähen und jagen. Die Männer waren Vater und Sohn, Vater war der Adlerjäger, der Sohn hatte sich eher auf Falken spezialisiert, diese aber nicht mitgebracht. Vater sprach etwas englisch und erzählte uns von den Adlern, wie man sie aus dem Nest stiehlt und sie sich dann aneinander gewöhnen und trainieren und was sie für ein inniges Verhältnis haben usw. Nach 20 Jahren werden die Adler wieder in Freiheit entlassen damit sie eine neue Familie gründen (sie sind sehr monogam).

 

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Dann hat man die Chance, einen Adler auch mal zu halten und ein Foto von sich machen zu lassen. Wenn man am Arm ruckelt, breitet er seine Flügel aus. Der Moment wurde leider nicht festgehalten.

 

Adler + ich

 

Ich bin nicht sonderlich begeistert von Tieren und hätte eigentlich gut auf eine Adlerbegegnung verzichten können. Allerdings ist es in vielen Touristenprogrammen und ich dachte, ich sollte es mir unbedingt selber anschauen. Meine Begeisterung hielt sich weiterhin in Grenzen. Ich kenne mich wirklich nicht mit Tieren aus und kann schlecht sagen, ob es gut ist, so eine Tradition, die in der Sowjetzeit fast ausstarb und gerade durch den Tourismus wieder belebt wird, zu bewahren. „Brauchen“ tut man es nicht, aber es gibt natürlich den Adlerjägern ein recht gutes Einkommen. Mein ungutes Gefühl wurde bestärkt durch das Kapitel über Adlerjäger im Buch „Sowjetistan“ von Erika Fatland, von der ich großer Fan bin. Sie beschreibt ihre 2 Begegnungen mit Adlerjägern vor 2014 (da erschien ihr Buch) eher als erbärmlich und tatsächlich nicht als Tradition sondern auf reinem Geldverdienst basierend. Aber wer weiß?

 

Danach fuhren wir weiter in die Bergwelt hinter dem Issyk Kul. Die Straße wechselte von Asphalt zu Piste und irgendwann blieb das Auto stehen, ein anderes kam, nahm unser Gepäck und Ute und ich sollten laufen. Das taten wir höchstens 1 Stunde lang.

 

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Ziel war ein extra eingerichtetes Jurtencamp in der Nähe von Temir Kanat. Es gab 2 Schlafjurten (1 war schon abgebaut), 1 Essjurte, 1 Kochjurte und 1 Klo/kalte-Dusche-Steinhäuschen. Betrieben wurde das von einem älteren lieben Ehepaar (sie war früher Bibliothekarin) und eine schüchterne Enkelin war auch da.

 

Jurtencamp

 

Es war schön naturnah, bequemer als Zelten, hatte einen prima Ausblick in das Tal und Wandermöglichkeiten. Wir stiegen auf einen Berghang, von dem es einen richtig tollen Blick gab und blieben lange da.

 

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4 (Bokonbaevo)

 

5 (Ortschaft Temir Kanat)

 

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ich, rastend, unten Jurtencamp

 

ich und Regenbogen

 

Mir hat es dort sehr sehr gut gefallen. Eine Berglandschaft wie ich sie noch nicht kannte, Höhe, Weite, Freude im Herzen. Und dann hatten wir noch einen ganzen Tag, wo wir herumlaufen konnten! Es begann mit einer leichten Unstimmigkeit – es gab im Camp bzw. er war nur zeitweise da, auch einen Mann mit Pferd/en. Der sollte uns offensichtlich (auf seinem Pferd) begleiten und das Picknick tragen. Das war nun so gar nicht in unserem Sinn und wir lehnten ab. Allerdings ritt er doch noch in unsere Richtung immer ein Stückchen von uns entfernt – aber nach einer längeren Pause war er nicht mehr zu sehen. Später gab es in der Ferne 2 x je 1 Reiter zu sehen – keine Ahnung, ob er das war. Ansonsten sahen wir keine Menschen, Behausungen und nur wenige Tiere.

 

Dieser Wandertag gehörte mit zu meinen schönsten dieser Reise. Diese Landschaft gefiel mir sehr sehr gut. Man konnte hierhin und dorthin laufen und war eher nicht so in Gefahr sich zu verlaufen, da alles übersichtlich war. Und was besonders schön war: die Blumenvielfalt! Ich vermute mindestens 50 verschiedene Arten mit Blüten. Geknipst habe ich nur eine:

 

Blume

 

Und hier sind noch weitere Bilder von diesem Wandertag:

 

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Außerdem haben wir Pilze gefunden:

 

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Und es gab ein totes Tier zu sehen bei dem es aussah, als ob die Knochen fehlen:

 

Tier

 

Auf dem Rückweg gab es Donnergrollen und Regen und eine weglose Strecke durch sehr hohen Bewuchs, wo meine Schuhe ganz nass wurden. Aber dann gab es auch schnell wieder Sonne und wir waren bald zurück im Camp.

 

hoher nasser Bewuchs

 

Es hat uns beiden ausgesprochen gut dort gefallen und ich glaube, man kann dort auch auf eine längere Trekkingtour gehen. Es gab auch so einige Autospuren und eigentlich hätte ich hier Nomadenjurten erwartet, aber es gab keine. Nur so Spuren, dass an zumindest einer Stelle mal was stand.

 

Pfähle

 

Ich hatte mich damit ausgesöhnt, eine organisierte Reise zu machen – insbesondere weil wir nun offensichtlich an Orte kamen und auch kommen würden, wo ich sonst nie gelandet wäre.