Chheubas -> Phakding – enttäuschte Erwartungen

9. April 2024

 

 

Ich liebe diesen Comic von Islieb. Weil ich so oft an meine Enttäuschungen durch unerfüllte Erwartungen stoße. Meistens merke ich erst durch die Enttäuschung, dass ich eine Erwartung hatte. Und so ging es mir mit mehreren Sachen gerade am ersten richtigen Wandertag. Bzw. schon am Vortag. Hier ist die Lodge:

 

Lodge

 

Ich war etwas verschwitzt beim Ankommen und stellte mir vor, mich etwas mit kaltem Wasser an diversen Körperteilen zu waschen. Nur wo? Mir wurde ein Raum zugewiesen, wo „Hot Shower“ dran stand. Die wollte ich ja nicht, allerdings kam auch kein kaltes Wasser aus dem Hahn. Außerdem stand der Raum voller Wasser, da der Abfluss verstopft war. Also wieder Hilfe holen. Eine Frau eilte herbei, schnitzte einen langen biegsamen Stock zurecht und stocherte im Abfluss. Das Wasser lief ab. Eine andere Frau und Tenji bereiteten mir eine Art Topf dann doch mit warmem Wasser zu. Ich stand dabei wahrscheinlich etwas zu lange im Kühlen mit barfuß und verschwitztem T-Shirt. Das sollte sich evtl. noch rächen. Jedenfalls lernte ich: es ist nicht vorgesehen, dass die Touris sich kalt halb/ganz nackig waschen. Die sollen wohl immer die kostenpflichtige Hot Shower nehmen. Oder nur das Gesicht am öffentlichen Waschbecken säubern. Jedenfalls habe ich nirgendwo einen abschließbaren Raum mit kalter Wasserquelle gefunden. Dabei hatte ich es erwartet (beim Annapurna Circuit war das vorhanden). Nur eine Kleinigkeit, aber sie fügte sich mit mehreren zusammen, die mich später noch mehr über den Tourismus hier grübeln ließen.

 

Jedenfalls wachte ich morgens auf, das Wetter schaute prächtig aus und ich wollte auch schnell loseilen und ein wenig Weg ganz allein gehen. Ich, der Berg, Vogelgezwitscher, Morgenstimmung – es hätte so schön sein können…… Daneben dröhnte nämlich Motorenlärm durch die Bergwelt. Flugzeuge und Hubschrauber flogen hin und her und her und hin um Leute nach Lukla zu bringen, wieder abzuholen, kranke Leute abzutransportieren, Touris auf Rundflügen den Everest zu zeigen…..

 

1

 

2

 

Täglich sollen um die 20 Flüge mit je um die 20 Passagiere in Lukla landen, d.h. es sind dann schon mal 400 Touris und ihre Guides täglich neu auf dem Pfad. Plus die, die dann zurück kommen. Und diese Leute brauchen ja Essen und Bequemlichkeiten. Das wird bis Namche viel mit Pferden transportiert. Das sind dann ziemlich lange Karawanen, die sich auf dem schmalen Bergpfad hoch- und runterschlängeln. Tenji war mir schon gleich nachgeeilt, ich solle nicht alleine gehen, die Pferde, die Pferde! Ich kapierte erst, als diese dann kamen. Er hatte Sorge, dass ich mich falsch verhalten  und aus Versehen den Hang hinunter purzeln würde. Man musste sich nämlich immer eine Nische suchen und dann die Pferde vorbei ziehen lassen. Es waren voll viele Pferde unterwegs und irgendwie kam man dadurch nicht so leicht vorwärts und wartete ständig. Das hatte ich mir anders vorgestellt.

 

1

 

2

 

3

 

Irgendwann gab es eine zeitweilige Alternativstrecke für die Pferde und man konnte auch mal allein auf dem Pfad stehen.

 

Tenji

 

Leider war auch Tenji in einer Hinsicht eine enttäuschte Erwartung. Ich wollte mit Guide gehen wegen evtl. aufkommender Schwierigkeiten und um viel viel mehr über Nepal zu erfahren. Allerdings sprach Tenji kaum englisch. Unterhaltungen waren nicht so gut möglich und es gab auch diverse Misverständnisse. Ansonsten war/ist er ein prima Typ. Er ist Sherpa, stammt aus einem Dorf hier um die Ecke, hat 8 Geschwister (seine 3 Schwestern habe ich alle kennengelernt) und ging 12 Jahre zur Schule. Allerdings ohne englisch. Er ist 32 und hat hier geschuftet und dort. Dort war dann für einige Zeit Malaysia und dann noch Saudi Arabien. Bei 50plus Grad ging es ihm aber gar nicht gut und seiner Familie sah er in den Videocalls zu schlecht aus und sie verfügten, dass er wieder heimkommen solle. Dann also Tourismus, kurze Zeit als Porter, dann Guide-Lizenz (kostet ca. 150 Euro), etwas englisch lernen (was er für die Guide Lizenz lernen/wissen musste, fand ich nicht heraus) und seit paar Jahren Assistent für Bergbesteigungen bei Diamir. Ich bin die erste, mit der er allein los ist und auch die erste Deutsche (von Diamir), die voll gutes englisch spricht sagt er.  Ob er nicht lieber gleich deutsch lernen solle? Er ist (noch) überzeugter oder auch enttäuschter Single, seine Beziehung ging durch Saudi Arabien in die Brüche bzw. sie hat dann einen anderen geheiratet.

 

Das Haus!

 

Das Haus da unten ist wichtig, weil da hat die erste nepalesische Frau gewohnt, die auf dem Mt. Everest war: Passang Lhamu Sherpa. Leider kam sie nicht mehr lebend runter, wurde aber trotzdem sehr geehrt. Nachzulesen bei Wikipedia.

 

Was ich etwas verdrängt hatte, waren die mir unangenehmen Hängebrücken in Nepal. Aber ich hatte ja meine Taktik: allein, Augen zu, Hand an Rehling und dann flott hinüber.

 

Hängebrücke

 

Es ging durch ein langgezogenes Dorf mit viel buddhistischer Optik, die ich auch viel fotografierte. Später gab es weiterhin buddhistische Optik, aber ich fotografierte das nicht mehr so oft. Deswegen jetzt hier ein paar Bilder davon:

 

1

 

2

 

3

 

4

 

5

 

Es begegneten einem weiterhin paar Leute, Pferde, Porter, hielt sich aber in Grenzen und war recht nett zu gehen.

 

Leute

 

Das änderte sich aber schlagartig hier:

 

Wegweiser

 

Hier trafen wir auf den Hauptweg von Lukla, den alle Angeflogenen und Wegfliegenden gehen – zumindest bis Namche. Dazwischen liegt noch Phakding, unser heutiges Ziel. Es wurde ganz schön rummelig und die Dorfidylle wurde abgelöst von Häusern, die fast ausschließlich dem Tourismus dienten (es gab noch Felder und so, aber eher nebensächlich).

 

Lokal und Buddhismus

 

Ab hier waren auch vermehrt Porter unterwegs, die nicht den Leuten ihr Gepäck schleppten sondern allerhand Zeugs. Es ist wirklich beachtlich, wie schnell sie geschickt mit diesen Ungetümen unterwegs sind – andererseits ist es unangenehm mit an zu sehen, weil man genau weiß, dass das für keinen Körper gut sein kann. Manche haben so unhandliches Zeugs, dass sie fast im 90 Grad Winkel gehen und nur den Boden vor ihren Füßen sehen.

 

getragenes Wandteil

 

getragene Snacks oder so

 

noch mehr getragene Sachen

 

Ich trug nur meinen Rucksack, laut Hotelwaage 8 kg ohne Wasser – und die Kamera vorne anhängend. Es kam mir leichter vor.

 

ich und Rucksack

 

Tenji trug seinen Rucksack, der schwerer aussieht als er war. Da befand sich ein großer vorsichtshalber-Schlafsack für mich drin, den ich nicht brauchte, Grödel, die auch eher überflüssig waren, evtl.-Stöcke für mich (die meistens er nutzte), eine Medikamentenbox, größer als was ich sonst selber mitnehme – und dann hab ich ihm nach Drängen doch noch einen Stoffbeutel mit Luxus gegeben, den ich sonst nicht mitgenommen hätte.

 

tragender Tenji

 

Ich fühlte mich verloren zwischen den vielen Menschen. In der Unterkunft war ich auch fast verloren. Sie hatten für eine große Gruppe alles blockiert, aber die kam nicht, weil deren Flug ausgefallen war. Und so war ich einzige Gästin. Eine Katze fand sofort ihren Weg auf meinen Schoss und blieb dort. Wenn ich wegging und wiederkam, kam sie auch sofort wieder hinauf gehüpft. Das war schön.

 

Schoßkatze

 

Das hatte ich nicht erwartet. Diese Menschenmengen auch nicht so ganz. Also ein bisschen schon, aber irgendwie war es dann in der Realität doch anders.

 

Am nächsten Tag sollte ich also mit diesen ganzen Menschen zusammen nach Namche gehen. Und da passierte dann so richtig was…..