Delhi – die ersten Erlebnisse

14. + 15. September 2023

 

 

Nach 4,5 Monaten sitze ich nun schon wieder in Delhi und es ist wie immer spannend und gewohnt. Ich fuhr mit der Bahn nach Frankfurt, flog mit Etihad über Abu Dhabi und auch wenn die Anreise bisschen lang war, war es eigentlich doch alles recht entspannt und bequem. Vom Flughafen zu meinem Cousin habe ich keine Fotos gemacht, aber gestaunt über die Reste des G20-Gipfels, der am Wochenende statt gefunden hatte. Überall waren Plakate bzw. Wände mit Werbebildern hochgezogen und Mr. Modi verfolgte einen gradezu indem er einen von überall ernst anschaute. Für den G20 hatte sich Indien sehr ins Zeug gelegt und monatelang in Vorbereitungen investiert um den Besuchenden ein bestes Bild von der aufstrebenden Supermacht Indien zu bieten. Gerade war man auf dem Mond gelandet und jetzt G20-Gastgeber – Indien befindet sich einerseits im Höhenflug, andererseits hat es mit Problemen zu kämpfen die das gute Bild stören und von dem die Gäste möglichst wenig mitbekommen sollten.

 

Also wurde Delhi herausgeputzt, viel Hässliches verborgen und andere Unannehmlichkeiten bearbeitet. Springbrunnen, Löwenstatuen und neue Pflanzen hübschten die wichtigen Gegenden auf – allerdings musste man feststellen, dass die vielen neuen Blumenkübel sehr begehrt waren und immer wieder wohl in Privathaushalte verschwanden. Dann gibt es ein Affenproblem in Neu Delhi. Seit einigen Jahren werden die vielen herumsausenden Affenhorden schon als Plage gesehen. Wie sollte man diese im Zaum halten? Die hiesigen Rhesusaffen haben wenige natürliche Feinde. Aber sie haben Angst – und zwar vor den Schwarzgesichtslangurenaffen. Diese zu importieren wäre keine gute Idee, aber vielleicht wären sie als Pappfiguren eine gute Abschreckung! Also stellte man lauter Papplangurenkameraden auf. Außerdem wurden Menschen gesucht, die die Geräusche der Languren gut nachahmen können und diese eingesetzt zur Rhesusaffenabschreckung/vertreibung.

 

Ich bin mir sicher, dass noch viel mehr Interessantes statt fand, aber das reicht vielleicht erst mal.

 

Ich hab zur G20-Zeit eher weniger und insbesondere wenig unterschiedliche Medien geschaut, aber meine Wahrnehmung war, dass zumindest die Berichterstattung in Deutschland weit hinter dem Aufwand hinterher hinkte, der hier betrieben wurde.

 

Indien ist ja manchmal ein wenig kompliziert und undurchsichtig. Als Ausländerin bekommt man sehr leicht Prepaid SIM-Karten der Firma Airtel. In Spiti gibt es aber eher kein Airtel, dafür BSNL und am besten sei Jio. Also wollte ich eine Jio-SIM, ging zum SIM-Karten-Laden und bekam eine Abfuhr: ist nicht. Gibt es nur für Einheimische. Also brauchte ich einen Einheimischen mit seinem Ausweis, der mir eine SIM besorgen würde. Das war umständlich aber machbar.

 

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Eva hatte eine eher rumpelige Anreise. Sie wollte direkt von Delhi nach Shimla fliegen, aber der Flug wurde nach Check-in wieder storniert und bei dem am nächsten Tag sei es auch eher unsicher, ob es starten würde (schlechtes Wetter in Shimla?) und so musste sie ihre Pläne ändern und wir trafen uns schon in Delhi statt in Shimla. Anvisiert war eine gemeinsame Besichtigung mit 6 Leuten vom Gurudwara Bangla Sahib in Delhi. Am Ende waren es dann nur Eva und ich: Cousin und Prashant waren krank, Ashok Bakshi konnte erst später und Rawat hatte mir netterweise die Jio-SIM besorgt, kam auch zum Eingang, übergab die Karte und verabschiedete sich wieder: er würde sich auch nicht gut fühlen. Fit fühlte ich mich auch nicht, es war mir zu heiß in Delhi.

 

Es gab noch viel mehr Rumpeligkeiten mit einem bei google maps gefundenen aber nicht in real auffindbaren Restaurant, dem Verbot im Eingang einer Metrostation auf jemanden zu warten und interessanten Verboten im Gurudwara. Diese Verbote wurden alle mindestens von den InderInnen nicht eingehalten. Man durfte nicht müssig herumsitzen (idle-sitting) – der Nebenmann legte sich sogar müssig hin und wurde von den Herren auf unseren anderen Seite aufgefordert doch bitte seine Füße nicht in Richtung Heiligtum zeigen zu lassen. Er veränderte seine müssige Liegeposition. Man sollte auch nicht fotografieren.

 

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Wie man sieht habe auch ich mich der allgemeinen Verbotsübertretung schuldig gemacht. Dann sollte man an bestimmten Stellen auch nicht reden. Das Schild fand ich sehr hübsch.

 

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Und man durfte auf bestimmten Treppen nicht sitzen und an einem Gebäude nicht mit dem Rücken außen anlehnen sondern musste das Gesicht zur Mauer wenden. Ansonsten war es aber nett. Eine erstaunlich große Anlage mitten in Delhi. Und wahrscheinlich wähnte ich meine BlogleserInnen schon als absolute IndienkennerInnen die wissen, was ein Gurudwara ist – ansonsten in kurz: ein Tempel der Sikhs. Auch hier gab es eine Gemeinschaftsküche, die täglich 30 – 70.000 Essen ausgab. Auch wir genossen es:

 

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Und Trinkwasser gab es auch:

 

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Hier noch ein letzter Blick auf den Pool mit dem heiligen Wasser, aber da durfte auch niemand hinein. Auch nicht mit den Füßen. Das Wasser war auch sehr trüb und hatte viele Fische drin.

 

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Wir liefen noch etwas herum und staunten z.B. darüber, dass mir die Smart-Bikes vorher nie aufgefallen waren. Ich habe auch nie jemanden damit Radeln gesehen.

 

Smart Bikes

 

Und dann trennten wir uns für Abendessen und Gepäck fertig machen und duschen, um uns dann um 21:00 wieder zur Abfahrt unseres Nachtbusses nach Shimla zu treffen. Und was wir dann erlebten – das war unglaublich! Das ist mir in 31 Jahren Indien noch nie widerfahren! Und das gibt es im nächsten Blogpost zu lesen – hahaha 🙂