Delhi -> Kohima/Nagaland – PAP hoi hoi

6. November 2025

 

 

Ich war die Nacht sehr unruhig. Und bin dann sehr früh zum Flughafen. Die dortige lange Wartezeit vertrieb ich mir mit seltsamem Frühstück: voll teurer Kaffee und ein Tortenstück. Hab ich mir komischerweise angewöhnt, wenn ich so früh am Delhi Flughafen sein muss. Es fühlt sich so wunderbar sehr fremd und speziell an.

 

Ich hatte erwartet und befürchtet, schon vor dem Flug wegen fehlendem PAP aussortiert zu werden, aber war nicht. Also ab in die nicht ganz volle Maschine.

 

Fliegerschwanz

 

Vordereinsteiger

 

Schöne Flughafendeko

 

Ich hatte einen schicken Sitzplatz mit einem Blick zur hohen Himalayakette. Und als die vorbei war, ging es im Landeanflug noch schnell über Guwahati und dann nach unten zur größten Stadt in Nagaland: Dimapur.

 

Himalaya da hinten

 

Guwahati

 

Ein kleiner sehr schmuddelig aussehender Flughafen (man baut bei Kohima einen weiteren schickeren). Warme Luftfeuchte. Grauer Himmel. 2 Gepäckbänder. Mein Gepäck kam schnell. Und da war auch gleich ein Foreigners Registration Büdchen mit 4-5 wichtig aussehenden uniformierten Menschen dahinter. Bange ging ich hin. Sie fragten und ich zeigte und erklärte – und eigentlich waren sie ganz freundlich. Und als ich sagte, dass draußen ein Abholer warten würde, war dann doch alles geritzt. Die eine freundliche uniformierte Frau ging mit mir raus, wir fanden Abul – und er unterschrieb ihr einen Vordruck, dass er quasi für mich garantieren würde. Und das wars! Ich war in Nagaland!

 

Ein Stein plumpste von meinem Herzen. Und dann traf eine Mail ein: man hätte meinen Antrag erhalten und er hätte jetzt eine andere Nummer.

 

Und dann startete ich mit großen Augen meine Tour in Nagaland! Es gibt ja 2 Arten von Augen – ich nenne sie „meine Augen“ und die „bösen Touriaugen“. Meine gucken leicht über Unschönes hinweg und freuen sich an dem, was da ist. Oder finden es interessant. Aber manchmal habe ich andere Reisende mit im Auto, die sehen alles Negative. Manchmal brauchen sie gar nix zu sagen, ich merk das dann. Und schäm mich ein bisschen für das Land. Voll doof! Und diesmal hatte ich gleich diese „bösen Touriaugen“ selber, d.h. ich stellte mir vor, was meine Reisegruppe wohl sehen würde – und dabei bekam das Negative ein größeres Gewicht: Gammel, Dreck, Kaputtheit.

 

Dimapur

 

Wir waren bald aus Dimapur raus. Die Straße war keine glatte geschmeidige mit sanfter Oberfläche sondern voller Löcher und gespickt mit Bergabgängen. Es regnet viel – und rutscht viel.

 

raus aus Dimapur

 

Bald machte sich etwas Hunger breit. Mein Fahrer ist Moslem. Bei über 90% ChristInnen in Nagaland vermutete ich höchstens noch Volksglaube, aber es gibt dann doch auch andere. Ca. 3% glaubt an den Islam. Und sie haben auch eigene Restaurants:

 

Lokal

 

Abul mag aber gar kein Beef und bevorzugte das Nebenan. Dort gab es auch diese roten Lhaddus. Soll Lebensmittelfarbe sein und war nicht so süß wie sonst üblich.

 

Lokal

 

Lokal mit Leuten

 

viele Lhaddos

 

mein Lhaddo

 

Und dann fuhren wir noch an meinem Lokal vorbei, aßen dort aber nix mehr.

 

mein Lokal

 

Ich dachte noch über das PAP nach. Das soll in Delhi verfügt worden sein, weil die Nagas sowieso nicht so ganz gerne zu Indien gehören mögen und aber auch Spannungen mit Myanmar an der Grenze existieren. Man hatte schon angefangen, eine Mauer bauen. Jedenfalls sollen ausländische Menschen a) nicht so viel von Grenzstreitigkeiten mitbekommen und b) im Ernstfall lieber weit weg in Sicherheit sein. Wie das da mit der Grenze ist, habe ich (noch) keine Ahnung. Weil – es gibt hier auch noch einen speziellen Fall:

 

Das Dorf Longwa ist zur Hälfte in Indien, zur anderen in Myanmar – die Grenze geht genau durch das Haus des Dorfchefs. Es ist in dem Distrikt Mon, wo die Konyak leben. Die Menschen besitzen oft beide Pässe und spazieren hin und her. Kleiner „Fun-fact“ dazu: Indien und Myanmar haben verschiedene Zeitzonen. Wenn man sich dort verabredet, muss man immer genau sagen, nach welcher Uhr man sich richten soll. Außerdem habe ich gehört, dass sie keine Elektrizität haben, weil, es sind dann ja 2 Länder zuständig. Indien hat es angeboten, aber Myanmar will nicht und der Dorfchef hat entschieden, dass es dann keine gibt für niemanden, weil das ja unfair ist. Aber hilft sich mit Generatoren aus.

 

Es gibt hier so viele Geschichten, aber es ist nicht immer einfach zu checken, welche richtig sind. Ich erzähl trotzdem welche und hoffe, dass ich hier nicht wirklich Mist verbreite. Aber ich mach es dann immer kenntlich, dass es dann eine Geschichte ist.

 

Bisher scheint man nach Longwa reisen zu können – es existieren Berichte im Internet. Aber warum man dann ein PAP gleich für ganz Nagaland braucht? Hat es doch nicht wirklich was mit der Grenze zu tun? Jede gefundene Antwort scheint mir eine neue Frage aufzuwerfen…..

 

Hier noch ein kleiner Ausflug zu den Tourismusentwicklungen in Nagaland:

  • bis in die 1990er Jahre fast nix, da es geschlossen war
  • Mitte 1990er einigten sich Naga-Gruppen und Indisches Gouvernement auf mehr Kooperation und Frieden – und ein bisschen Öffnung
  • 2000 hat man dann das Hornbill Festival gestartet – zur Kulturerhaltung und Gruppenzusammenhaltung innerhalb der Nagas. Touris kamen. Die aus dem Ausland waren rar – PAP war erforderlich und beschwerlich
  • bis 2010: allerdings sprach es sich mit dem Festival rum und es zog immer mehr an. außerdem gab es Bemühungen im „Tribal Village Tourism“ und es öffneten Homestays, Gästehäuser und Hotels. Auch als Fahrer, Guides usw. stiegen Einheimische in den Tourismus ein.
  • ab 2011 wurde das PAP für ausländische Touris eingestellt und es kamen mehr. Man bemühte sich um Tourismus – auch als friedensstiftende Gemeinsamkeit für alle Nagas. Auch InderInnen reisten her – sogar viel mehr als ausländische, die nur ca. 2% der Reisenden ausmachten
  • 2020: Corona stoppte alles
  • 2022-25: Es gibt eine Nagaland Tourism Policy, die sich bemüht um Land/Dorftourismus, Nachhaltigkeit, Ressourcen für lokale Unternehmen, Förderung im digitalen Sektor.

Klingt also eigentlich alles ganz gut. Aber nun? PAP in der jetzigen Form will ich keinen Reisenden zumuten. Das Thema wird sicherlich noch öfters aufkommen, aber nun wird erst einmal gereist, und ich schaue, was mir hier sonst noch alles begegnet und begeistert oder abstößt oder kalt lässt…..

 

Erstmal regnete es noch ein bisschen.

 

Regen

 

Und Landschaftsschäden waren auch weiterhin da.

 

Bergstraßenprobleme

 

Und dann waren wir in Kohima und die Sonne auch! Am ISBT musste Abul reportieren.

 

Bushof ohne Busse

 

Spielende

 

Sitzende

 

Wir fuhren in meine Unterkunft, die ich auf Airbnb gefunden habe. Dafür telefonierte Abul öfters mit der Wirtin, um den Weg zu finden. Dabei riefen sie öfters beide „hoi hoi“ in das Telefon. Das heißt wohl soviel wie „ah ja“, „jaja“ „ich verstehe“ usw. Gleich was gelernt! Und – juhu – ich bekam ein Zimmerupgrade! Hier noch ein paar Zimmerbilder und das war es mehr oder weniger für den Tag.

 

1

 

2

 

Ich war schlapp – und am nächsten Tag wartete was Großes auf mich. Etwas, weswegen ich unbedingt am 6.11. in Nagaland einreisen wollte!