Dosmoche – Masken, Fäden und Feuer

18. + 19. Februar 2023

 

Dosmoche ist kein Ort sondern ein Klosterfestival in Ladakh. Es findet in Likir, Deskit und Leh statt wobei Leh kein Kloster mit Mönchen hat und so kommen immer Mönche aus anderen Klöstern dran – dieses Jahr die aus Hanle. Ich war vor diversen Jahren schon einmal bei Dosmoche in Likir und nun neugierig, wie es in Leh sein würde.

 

Wie die meisten anderen Klosterfeste findet Dosmoche zur Zeit der Wintersonnenwende statt. Die Klosterfeste, auch Tschammysterien genannt, haben sich aus der vorbuddhistischen Bönreligion im Himalayagebiet entwickelt. Es wurden die dunklen Mächte des strengen Winters vertrieben und das frische helle, neue, fruchtbare Jahr begrüßt mit Dämonenaustreibung und Tieropfern. Der buddhistische Siegeszug insbesondere unter dem Tantriker Padmasambhava aus dem 8. Jahrhundert hat die Zeremonien weitergeführt und umgewandelt. In diversen Klöstern werden verschiedene Aspekte besonders hervorgehoben, z.B. der Triumpf des Buddhismus über die alten Religionen, die Belehrung über die Vergänglichkeit und die Vorbereitung auf das Bardo (die Zeit zwischen Tod und Wiedergeburt). Dosmoche findet kurz vor dem tibetischen Neujahr statt.

Bei Dosmoche geht es aber auch weiterhin noch um die Verbannung der dunklen Mächte des alten Jahres. Diese werden in Dosmos, Fadenkreuzgebilden, unter Gebetsritualen eingearbeitet und während des Festes zerstört. Das ist am 2. Tag – jetzt erstmal zum ersten.

 

Im Chowkhang Vihara war es ziemlich voll und wie immer eröffneten die Schwarzhuttänzer die Zeremnie mit einer Reinigung des Hofes.

 

Eröffnung

 

Schwarzhuttänzer

 

Danach kamen immer mehr Tänzer mit verschiedenen Masken die Treppe hinunter und tanzten und vollführten Rituale. Ich muss gestehen: so wirklich beschäftige ich mich nicht mit diesen ganzen Details und Bedeutungen usw. Ich mag im Winter ganz gerne dabei sein, weil es höchstens 10% TouristInnen unter den Zuschauenden gibt (dieses Jahr gefühlt sogar noch weniger – insgesamt habe ich bisher unter 20 westliche Gesichter gesehen und auch nicht so zahlreiche InderInnen) und es einfach nett ist, gemeinsam eine Tradition zu erleben.

 

Auch wenn ich schon massenhaft Maskentanzphotos habe, drängt es mich, diesen noch das eine oder andere hinzuzufügen. Hier sind also welche:

 

Treppe

 

Tanz 1

 

Tanz 2

 

Tanz 3

 

Tanz 4

 

Tanz 5

 

Es kamen noch mehr Tänze, aber der Hunger ließ den Magen inzwischen zwischen den Knien hängen und außerdem gab es auch noch 2 junge Damen zu treffen – dazu aber erst in einem viel späteren Post 😃.

 

Spannender fand ich dann Tag 2, weil da Sachen passierten, die ich noch nicht kannte. Man versammelte sich wieder im Chowkhang Vihara. Dort traten zuerst Appu und Appu auf. Zum ladakhischen Neujahr gibt es viele Rituale mit Appu und Appi, d.h. den beiden Alten, männlich und weiblich. Sie symbolisieren das alte Jahr und laufen am Ende aus dem Dorf hinaus. Hier haben es Mönche aufgeführt, deswegen vielleicht 2 männliche Appus? (Wobei beim Neujahr auch nur Männer in beide Rollen schlüpfen). Die Musik dazu wird auch nicht von den Mönchen gespielt sondern von lokalen Musikern. Appu und Appu tanzten (z.T. sehr lustig) und vollführten Rituale.

 

Appu

 

tanzende Appu und Appu

 

Appu und Appu machen Zeremonie

 

Zuschauende

 

Dann wurde es Zeit für die Prozession. Im Klosterhof passierte noch einiges, aber ich lief schon mal raus. Dort wurde das Dosmo zusammengesetzt, d.h. ein riesiges Gebilde aus Fäden, das die Mönche des Trakthok Klosters hergestellt hatten. Das ist das einzige Kloster des Nyingma-Ordens in Ladakh, die sich besser mit tantrischen Ritualen auskennen. In die Fäden geht also alles Schlechte aus dem alten Jahr hinein.

 

Mönchsmusiker

 

Zusammenbau

 

Es wird in einer Prozession zusammen mit anderen Sachen an den Stadtrand getragen, hier konkret zum Old Busstand. Die anderen Sachen sind hauptsächlich Tormas, d.h. aus Tsampateig hergestellte Gebilde, wobei auch dabei das Schlechte des alten Jahres in den Teig eingearbeitet wird. Hier gab es zwei große Tormas und auch noch diverse kleine Gebilde. Die Menschen steckten diesen Gebilden Geld zu. Hier Bilder von der Prozession:

 

Torma

 

Dosmo 1

 

Dosmo 2

 

Geld zustecken

 

Ankunft

 

Ankunft mit Haufen

 

Es gab 3 Haufen zum Brennen. Zu Haufen 1 kam ein Torma mit Mönchsmusikern. Zuerst wurde das Geld wieder herausgesammelt.

 

Geld heraussammeln

 

Dann wurde das Feuer entzündet. Es brannte etwas heftig und die Leute hatten Schwierigkeiten, das große Torma hineinzuwerfen ohne sich zu verbrennen. Mit nachfegen klappte es dann.

 

Feuer, kurz vor Wurf

 

Als nächstes war das Dosmo dran. Allerdings habe ich nicht wirklich mitbekommen, was da genau passierte. Auf einmal war es fort, das Feuer brannte und insbesondere Männer knäulten in einer Menge herum und versuchten wohl Fäden zu ergattern.

 

Dosmo-Feuer

 

Nach der Knäuelei

 

Am dritten Feuer war ein weiterer großer Torma dran. Auch dort wurde Geld abgesammelt und das Gebilde in das Feuer geworfen. Hier gab es aber auch noch weitere Zeremonien mit Maskentänzen.

 

Geldsammelei

 

Maskentanz 1

 

Maskentanz 2

 

kurz vor Feuerwurf

 

Dosmoche in Leh sind nicht nur diese ganzen Rituale sondern auch eine Art riesiges Volksfest mit Spielen, Einkaufen, Essen und sich treffen. Der ganze Pologround war gestopft voll mit Verkaufsständen, Essensabteilungen, Spielangeboten – und nebenan liefen wohl so Art Bingo-Tombolas (auch mehrere). Ich traf an dem Tag eine Kollegin die erzählte, dass ihr Mann am Vortag 6.000 INR gewonnen hatte und jetzt wieder eifrig dabei sei.

 

Pologround

 

Verkaufsstand

 

Spielstand

 

Bingo-Tombola-Karten-Verkäufer

 

Hoffnungsvolle

 

So war die Tage jedenfalls gut was los. Danach wollten wir ins Nubratal.