Footprint Trail – Wald, Schlange und Politik

24. Mai 2023

 

 

Bei Borjomi ist der Nationalpark Borjomi-Charagauli. Er umfasst ca. 85.000 ha und befindet sich zwischen 400 m und 2.642 m. Gegründet wurde er 1995 und von Deutschland und dem WWF Deutschland mit fast 20 Millionen Deutscher Mark unterstützt. Dabei ging ein kleiner Teil direkt in den Park, der große Teil in die Infrastruktur der Pufferzone. 2001 wurde der Park offiziell eingeweiht.

 

Es gibt da mehrere gut beschilderte Wanderpfade mit Farben markiert. Bei mehrtägigen Touren übernachtet man in Sheltern, d.h. einfachen Hütten, wo man Isomatte, Schlafsack und Kocher selber mitnehmen muss. Ich dachte, es ist gut, sich das ganze erstmal auf einer Tagestour anzuschauen. Dazu muss man sich im Nationalparkzentrum registrieren (kostet nichts) und als der Kollege sah, dass ich deutsch bin, wies er mich gleich freudig auf die deutsche Unterstützung hin.

 

Der Tagestrek heißt Footprint Trail und startet in Likani – da kann man dann mit einem Taxi noch die 2 km Dorfstraße nach oben fahren – oder geht alles zu Fuß wie ich.

 

nach der Dorfstraße

 

Es sah mir nicht ganz so spannend aus und so blieb es auch. Es ging ständig durch den Wald, allerdings zuerst in Serpentinen, dann stetig immer bergauf.

 

Serpentinen

 

Und das nach oben ging ganz schön viel. Ich hatte es vorab gar nicht wirklich gecheckt, aber es waren dann doch über 800 Höhenmeter. Und immer nur Bäume. Die sind ja auch ganz schön, aber ich hätte lieber alpineres Gelände gehabt. Nach langer Zeit gab es mal einen Ausguck:

 

Bisschen Blick

 

Da hatte ich auch keine Begeisterung, zuviel Baumvegetation. Das Wetter war so mittelprächtig – überwiegend bewölkt, es gab kleine Sonnenabschnitte und manchmal tröpfelte es von oben. Ich dachte, ich sei die einzige, die an dem Tag dort herumlaufen würde, aber dem war nicht so. Mir kamen 2 entgegen, die eine Sheltertour gemacht hatten und bei dem Ausguck traf ich das erste Mal Frederik, einen Lehrer aus Schleswig-Holstein. Nachdem wir uns an einer späteren Stelle wieder trafen, sind wir den Rest gemeinsam gegangen und haben uns schön unterhalten. Er ist Lehrer für Geschichte, Politik und Sport und wegen ersterem war ich nochmal angehalten, mehr zur momentanen politischen Lage zu schauen – dazu später in diesem Beitrag.

 

Frederik

 

Weiter oben gab es dann ein ganzes Stück auf einer Art Grat entlang. Das war das tollste – das Wetter in dem Augenblick allerdings nicht. Und so verweilten wir nicht sondern eilten eher immer weiter. Wir haben aber trotzdem ein wenig Flora und Fauna geschaut. Ganz toll fand ich die zweifarbigen Blümchen:

 

Blümchen

 

Auch waren manche Bäume ganz hübsch:

 

Baum

 

An Tieren sahen wir Schmetterlinge und Vögel und dieses hier:

 

Tier

 

Und dann – ganz aufregend – haben wir eine Schlange gesehen! Ich habe Schlangenangst – aber mit dieser ging es, sie war eher behäbig und schlängelte langsam davon. Noch haben wir sie nicht identifiziert – die hiesigen Arten sehen sich ähnlich. Ich vermute eine ungiftige Natter.

 

Schlange

 

Der Pfad führte also zu diesem Grat nach oben, ein wenig darauf entlang und am Ende wieder nach unten, wo man dann woanders rauskam. Beim runtergehen gab es dann noch ein paar Felsen zu gucken:

 

Felsen

 

Es gab Bäche zu überqueren auf Brücken und der breite Pfad war unten selber ein Bach geworden, der so breit war, dass ich für die Querung lieber gleich die Schuhe auszog statt evtl. auszuglitschen. Davon gibt es kein Bild, aber eines von mir auf Brücke:

 

kleine Brücke

 

Und als wir fast im Endzieldorf angekommen waren, fing ein Donnergrollen an. Ein Taxifahrer witterte Geschäft und bot uns eine Mitnahme an. Wir verweigerten. Das war vielleicht blöd, aber wir wollten das bis zum Ende ohne machen. Wir trafen wieder auf einen Hund, der mit uns bis zur großen Straße ging. Zwischenzeitlich gab es einen 2., aber der verschwand wieder. Es gewitterte also und dann fiel auch der Regen und prasselte ganz gut runter. Und es wurde kühler und wir wussten nicht, wie lange das wohl dauert und es war schon kleines bisschen spät und so tapperten wir durch den Regen zur großen Straße, Schuhe waren durchnässt – und kein Auto hielt beim trampen! (Es waren ca. 20 km). Aber dann kam eine Marshrutka, wir fuhren zurück und verabschiedeten uns und freuten uns, eine gemeinsame Zeit verbracht zu haben. Wieder eine von diesen schönen Reisebegegnungen!

 

Hundebegleitung

 

Die Bilderausbeute war also nicht so groß und ich befürchte langsam, kaum jemanden hierher locken zu können mit diesen eher grauwettrigen Fotos. Aber ich habe so ein Gefühl. Ein Gefühl, dass da noch was kommt. Es ist einfach ein bisschen früh – die guten Bergpfade in den gewaltigeren Regionen sind noch nicht begehbar und der Mai ein eher nasser Monat.

 

Also Politik. Ganz am Anfang schrieb ich ja zum schwierigen Verhältnis Georgiens bzgl. EU und Russland. Es waren wegen der neuen Flugverbindung Tbilisi-Moskau Demonstrationen angesagt gewesen. Diese fanden auch statt – ebenso die Flüge. Außerdem hat die Tochter von Russlands Außenminister Lawrow hier bei einer Hochzeitsfeier teilgenommen/teilnehmen wollen. Das hat das Volk empört, dass man ihr (und Familie – es heiratete der Bruder ihres Mannes) die Einreise nicht verweigerte und man versammelte sich vor Feierort wieder zur Demonstration. Diese war erfolgreicher. Man warf Eier auf Minibusse und daraufhin wurden 16 Leute festgenommen und die Feierlichkeiten abgesagt.

 

Es heißt, dass viele GeorgierInnen eine zu idealisierte Vorstellung vom Leben in der EU haben. Aber wohl genau deswegen ist das Volk so dahinter her. Man erhofft sich bessere Wirtschaft, weniger Arbeitslosigkeit, bessere medizinische Versorgung – und eben allgemein Anhebung des Wohlstandes. Aber vielleicht auch mehr Werte, Demokratie und weniger Korruption.

 

Damals, also 2008, verwunderte mich das EU-Ansinnen – für mich war ja die Grenze schon in Istanbul und Georgien viel weiter fort. Jetzt weiß ich gar nicht, was ich denke, ich habe es nicht durchdacht. Außer dass ich natürlich sehr gut verstehen kann, dass man mit Russland seine Schwierigkeiten hat. Aber einfach ist es als kleines Land (Größe von Bayern) in dieser Region definitiv nicht. Alles sehr verflochten und die eindeutige Lösung, die man sich immer so erhofft, gibt es auch hier nicht.

 

Apropos Bayern – bei der Wanderung gab es ein abgegammeltes Vehikel zu sehen. Auf dem klebt ein Sticker mit bzw. gegen Söder.

 

Vehikel

 

CSU abwählen

 

Ich kam ja etwas durchnässt in der Unterkunft an, sprang gleich in die heiße Dusche und die trockene Kleidung und bekam bisschen Halskratzen. Heute ist Schlappi-Tag angesagt. Aber am Ende davon wird noch eine Überraschung auf mich warten. Das weiß ich schon!