Heute ist mein letzter Tag in Georgien. Ein letzter leckerer Bauchrundungs-Khatchapuri. Ein letzter Kaffee-mit-Joe-Cocker bei McDonalds. Ein letztes Flanieren über den Rustaveli. Ein erstes Nachdenken über Georgien und meine Reise.
Ich spaziere durch die Altstadt. Es ist alles so verlottert. Bald kann es nicht mehr geflickt werden. Die Armut kriecht aus jedem Treppenhaus um die Ecke, breitet sich in den Hinterhöfen aus, frisst an den Balkonen. Aber noch bäumt sich eine vergangene Schönheit auf, lugt hinter verblichenen Gardinen vor, blinzelt auf die Schlaglochstraßen, kokettiert an Treppenhauswänden, lächelt die BesucherInnen an und flüstert leise „Rette mich“.
Georgien ist für mich eine fremde Welt. Ein Teil des Geschichtsunterrichts, in dem ich nicht aufgepasst habe. Es fasziniert mich, es macht mich traurig, es rührt mich an, es stößt mich ab. Ich möchte die Begegnung nicht missen. Ich denke an Lado im Bus, die Frühstücksfrauen in Borjomi, Shota mit dem Taxi, Irena in Tbilisi – Erinnerungen für das Herz. Ich denke an die riesigen heruntergekommenen Sowjetblocks in den Außenbezirken von Batumi, das graue Gori, die Niedergeschlagenheit in Borjomi, das fehlende Geld überall – mir wird weh ums Herz. Möchte ich einmal wiederkommen? Ich weiß es nicht.