Georgien – Nachgedanken

Juli 2023

 

 

Am Abend des 26. Juni 2023 saß ich in einem Lokal auf einem Sofa, neben mir die Katze und das Lachsmiley-Kissen und verabschiedete mich. 6 Wochen Georgien – das war mehr als den meisten anderen Reisenden zur Verfügung stand. Und lange nicht genug, um quasi „alles“ zu entdecken, was dieses kleine Land bietet. Auf einer Größe knapp unter der von Bayern gibt es so viele verschiedene Bergregionen, das Schwarze Meer, Großstadt, historische Orte, Dörfer, Bauwerke usw. Man gelangt eigentlich überall von Tbilisi aus in einem Tag hin – das macht das Reisen bequem. Ein bisschen anstrengend fand ich, dass die Bergregionen nicht verknüpft sind und man immer wieder in die heißere Ebene hinunter muss. Diesen Temperaturenwechsel fand ich etwas schwierig – vielleicht ein Tribut des Älterwerdens.

 

Kvavlo

 

Nichtsdestotrotz ist es durch die kürzeren Entfernungen ein angenehmes Reiseland. Mit Zug, Marshrutka und Taxi/Auto stehen einem auch diverse Verkehrsmittel zur Verfügung – die ersten beiden sehr günstig, das letzte unterschiedlich je nach Region und Strecke. Für meine Reisenden würde ich definitiv eine Kombi empfehlen.

 

Prima ist an Georgien, dass es so viel unterschiedliches zu erleben gibt und man gut Schwerpunkte setzen kann, die jeweils mit anderen Sachen kombiniert werden. Wenn ich so auf meine Blogbeiträge blicke und die Erinnerungen schweifen lasse merke ich, wieviel Unterschiedliches ich gesehen und erlebt habe – trotz meiner eigentlichen persönlichen Fixierung auf Berge. Und ebenso unterschiedlich wie die Orte war auch meine Stimmung. Postsowjetisches Elend, aggressive Hunde, Nässe und manches Politische haben mich leicht hinuntergezogen, tolle Berge, tbilisische Altstadtschönheit und manche Menschen wieder hochgezogen.

 

Nässe in Tuschetien

 

Interessant war noch einmal zu merken, was für ein Unterschied Reisegefährten ausmachen. Prinzipiell habe ich wenig Schwierigkeiten, allein unterwegs zu sein, aber gerade wenn es schwierig wird, ist es so schön, jemanden an der Seite zu haben. Diese sehr nasse Passwanderung in Tuschetien hätte ich wohl ohne Nino und Pavels in nicht ganz so guter Erinnerung behalten. Und was war es für ein Unterschied, allein mit dem postsowjetischen Elend in Poti zu sein und es gemeinsam mit Patrick in Akhalkalaki zu erleben! Gemeinsam findet man dann doch eher die lustigen Seiten an etwas und kann sich besser über Gemütsprobleme austauschen.

 

Patrick und ich in Marshrutka weg aus Akhalkalaki

 

Überhaupt habe ich mich gefreut, einen Reiseteil mit Patrick zusammen erlebt zu haben, wir waren ein ganz gutes Reiseteam und sind jetzt noch in Kontakt. Mit Patrick kann man echt guten Spaß haben und ich musste oft lachen – neben tiefsinnigem Austausch. Und klar, es gab auch Reibungspunkte, aber mit wem hat man das nicht. Gemeinsames Erleben war jedenfalls super!

 

Mein Hauptinteresse war ja das Wandern und da habe ich so unterschiedliches erlebt! Von den waldigen Erhebungen in Borjomi über die windige Ausgesetztheit am Didi Abuli, der alpenähnlichen Gegend in Swanetien mit dem Überraschungsende hinter Ushguli, die schönste Bergwanderung am Mt. Kazbek bis zu den abgeschiedenen Tälern und Höhen in Tuschetien – es war alles einzigartig. So bin ich jedenfalls froh, den Reisenden auch eine bunte Auswahl geben zu können.

 

Tuschetien-Wandern

 

Man kann also gut einige Touren ohne Zelte und so machen Auch ist bei den gemachten Touren die Wegfindung nicht schwierig gewesen. Aber es gibt noch zahllose weitere Möglichkeiten – mal schauen, ob/was ich davon noch erleben werde. Auch hier ist es so, dass ich grundsätzlich ganz gerne alleine gehe, aber mit Nino und Pavels merkte ich, wie angenehm es doch ist, wenn jemand anders sich um die Orga kümmert und ich nur mitgehen muss.

 

Beim Wandern sind die Hunde schon ein großes Thema. Überall kann es passieren, dass man (versehentlich) in das Revier von ihnen eintritt. Von daher ist mein Fazit: nie nie nie in Hundegegenden allein wandern! Und vorher eine Einweisung bekommen, die man sich immer wieder in Erinnerung ruft. Weil man ja doch zuerst leicht zu automatischen Reaktionen neigt. Und die Einstellung dahingehend justieren, dass man es hinnimmt. Man muss in gewissen Gebieten (einzelne Gehöfte, Schafherden) wachsamer sein, in anderen kann man entspannen. Auf jeden Fall ist es bewältigbar und hinterher auch kein schlechtes Gefühl, wenn man es geschafft hat.

 

Nicht unerwähnt bleiben sollen die Begleithunde. Davon gibt es auch in Georgien reichlich, d.h. Hunde, die irgendwie allein gelassen wurden und sich nun gerne wandernde/spazierende Gesellschaft suchen. Die gehen einfach immer mit, teils für Stunden, aber ich habe auch schon von tagelanger Begleitung gehört.

 

mit Huhn statt Hund

 

Die Leutebegegnungen sind auf einer Reise ja immer mit das Beste. Nicki, die ich 2008 kennenlernte, kam in dem Blog eigentlich zu wenig und ohne Bild vor. Dafür waren unsere Begegnungen umso intensiver und schöner. Neben ihr, Patrick, Nino und Pavels habe ich noch so einige andere getroffen, z.B. den herzigen Albert aus der Unterkunft in Borjomi

 

ich + Albert

 

Diese Dame dagegen war nicht ganz so menschlich.

 

Tbilisi-Begegnung

 

Trekkingteam

 

Und wie ist das nun mit der nochmaligen Wiederkehr und dem Reiseangebot? Georgien ist definitiv ein super interessantes Land und mit meinen Erfahrungen aus 2008 schon ein bisschen in mein Leben gewachsen. Es gibt noch einiges, worauf ich neugierig bin – muss aber sagen, dass es mich persönlich nicht ganz so begeistert hat wie z.B. Indien oder Kirgistan. Aber ich glaube, das lag auch mit an meiner innerlichen Verfassung, die wegen privater Umstände anders war als üblich. Zu der passte die Georgienreise nicht unbedingt. Aber ich würde dem gerne noch eine weitere Chance geben.

 

Und meine Reisenden? Ja, denen würde ich Georgien unbedingt empfehlen! Meine ausgewählten Agenturpartner haben sich als sehr prima herausgestellt und ich vertraue ihnen 100% dass sie ihre Sache sehr gut machen. Und ich selber bin inzwischen in der Lage, selber Reisepläne zu erstellen und kann gut mit eigenen Erfahrungen aufwarten. Meine eigenen Highlights waren Didi Abuli, Tbilisi-Altstadt und Tuschetien. Und Batumi hat mich mit den Veränderungen auch schon ziemlich vom Hocker gerissen. Und dass es eben auf kleinem Gebiet eine so wahnsinnige Vielfalt hat.

 

Tuschetienwandern

 

Also: bis zum nächsten Mal, Georgien!