Gulmarg I – Gondola, Schnee und Ski

5. + 6. Februar 2023

 

Von Srinagar aus fuhren Soenke und ich 50 km nach Westen. Da ist DER indische Skisportort Gulmarg. Und ich träumte schon seit 1995 davon, einmal in Indien skizulaufen. Ich stellte es mir speziell vor. Es war speziell, aber dann doch anders als gedacht. Erst einmal die Geschichte von Gulmarg:

 

Es liegt auf 2.650 m und wurde schon im 16. Jhdt. von einem Herrscher als sehr hübsch befunden. Im 19. Jhdt. erkoren die Briten es als Sommerfrische aus. In der Zeit entstanden 3 Golfplätze, einer nur für Frauen. Heute ist insgesamt nur 1 übrig – jetzt aber natürlich im Schnee versunken. Er gilt als welthöchster Golfplatz. Die Briten haben in Gulmarg dann auch mit dem Skifahren angefangen. Nach der Unabhängigkeit stellte sich die indische Armee ebenfalls auf die Ski. Und Anfang der 1960er dachte man sich, dass man hier doch ein schönes Skigebiet etablieren könnte und holte sich mit Rudolph Matt einen Österreicher her, der sie beraten sollte. 1968 wurde das Institute of Skiing and Mountaineering gegründet und Skilehrer ausgebildet.

 

In den nächsten Jahren wurde sehr viel Geld ausgegeben um das Gebiet auszubauen. Zuerst erfreute sich das Helikopter-Skiing großer Beliebtheit. Hier hatten ein Franzose und ein Schweizer ihre Hände im Spiel. Man hatte auch schon eine Seilbahn geplant, aber die politische Situation in Kashmir begrub erstmal diese Pläne. Ende der 90er buddelte man sie aber wieder aus und stellte den 1. Abschnitt der Seilbahn namens Gondola fertig. 2005 wurde der 2. Abschnitt bis auf eine Höhe von 3.970 m fertig gestellt – und man kann sich nun rühmen, die längste und höchste Seilbahn Asiens zu haben. Bzw. Gondola besteht aus vielen Gondeln in denen je 6 Leute sitzen können. 2011 kam noch ein Sessellift dazu.

 

Wir kamen nachmittags an und spazierten herum und staunten über die Menschenmassen. Die meisten tummelten sich bei den Schlitten und Anfängerhügeln herum.

 

Anfängerhügel im Hintergrund

 

seltenes Gefährt

 

Das Wetter war nett, die Temperaturen aushaltbar, die Unterkunft mit Heizung ab 18:30. Wir bemühten uns um Infos zum Gondelbetrieb, den Liftkarten und dem Skiverleih. Es waren ca. 5 Leute mit 5 verschiedenen Infos. Nur mit einem waren sie sich einig: lange Schlangen am Ticketschalter und an der Gondela. Einen netten Skiverleih fanden wir dann direkt und konnten auch schon was anpassen. Außerdem sahen wir eine Iglu-Bar, die sich die größte der Welt rühmt und 100 INR Eintritt verlangt. Die wollten wir aber nicht zahlen.

 

Am nächsten Tag staunten wir aber doch beim Fensterausblick: massig Neuschnee und es schneite auch weiter. Würde die Gondel fahren? Wir warteten, es gab ein Schneeloch, wir holten die Ski ab, der erste Gondelabschnitt war in Betrieb und die Schlange beim Ticketkauf überschaubar. An der Gondel wartete man dann etwas länger und hoch ging es durch verschneiten Wald.

 

Gondola

 

Oben schneite es und war trotzdem proppenvoll mit Menschen. Die meisten ohne Ski, die sich anderweitig im Schnee amüsierten. In unserer Gondel saß ein Paar aus Chennai, das zum ersten Mal Schnee sah und sich gebührend freute.

 

Paar aus Chennai

 

viele Leute im Schnee

 

ich im Schnee

 

Was schon am 1. Tag auffiel: die Leute waren wahnsinnig nett! Insbesondere die Skiguides (mehr zur Skisituation im folgenden Post), sie halfen einem in die Bindung, zeigten den Weg, fragten nach, wenn man wie ratlos aussah, hielten sofort an, wenn man umkippte – und wollten nix! Außerdem riefen sie einem manchmal „very good“ zu. Es war wirklich ein ausgesprochen nettes Miteinander.

 

Der Schneefall war allerdings ein Problem für mich – ich hatte in keine Skibrille investiert, meine Sonnenbrille beschlug und war voller Schnee und ohne musste ich zuviel Augen kneifen. Ich fühlte mich wie blind und die Strecke war in dem Schneetreiben auch nicht so einfach erkennbar. Aber wir wuselten uns erfolgreich nach unten.

 

Blinde Schneefahrt

 

bisschen Schuss

 

Dann aßen wir erstmal zu Mittag und hofften auf Besserung. Die trat auch ein, der Schneefall wurde weniger. Dafür war die Anstehschlange länger. Die Strecke hat einen Höhenunterschied von 400 m und schlängelt sich sehr schmal zwischen den Bäumen nach unten. Sehr steil ist es nicht, aber man kann keine langen Kurven ziehen.

 

Soenke auf Piste

 

mehrere Leute auf Piste

 

mit Snowboard waren auch viele unterwegs

 

ein Blick nach oben

 

Wir fuhren noch einmal – und dann war der Skitag auch schon zu Ende, die Piste hart eisig und die Beine schlapp. Für den nächsten Tag war sehr gutes Wetter angesagt. Davon im nächsten Blogpost mehr.

 

Erstmal freuten wir uns über einen Après-Ski-Chai.

 

Aprés Ski