High Camp -> Muktinath – Deep into the Mountain Sound

15. März 2023

 

 

Es ist wirklich verrückt, wie die Höhe in der Nacht mit meiner Psyche spielt. Ich war schon drauf und dran, wieder runter zu wollen. Aber dann klingelte der Wecker, ich schlüpfte in fast alle Kleidungsstücke (3 Schichten an Beinen, 5 Schichten obenrum), bekam einen Kaffee – und beruhigte mich wieder. Alle wuselten mehr oder weniger aufgeregt herum – und dann war alles Frühstück im Bauch, das Gepäck gepackt und wir formierten uns im Dunkeln zu einer langen Schlange und starteten.

 

Startschlange

 

Ich kam zwischen die Schottin und ihren Porter Durga zu gehen – bester Platz! Sie hat eine sehr ruhige angenehme Art und Durga und ich haben sowieso unser Herz füreinander entdeckt. Er ist 19, klein, tragender Superman, fröhlich, kuschelig und das ist seine 3. Thorung la Querung. Wir waren eine wirklich lange Reihe und stapften dann gemeinsam im Stirnlampenlicht bergan. Ich war ein bisschen emotional, weil ich das so schön fand, in diese große Gruppe eingebunden zu sein.

 

Das Gehen ging erstaunlich gut, ich hatte null Schwierigkeiten manchmal sogar bisschen größere Schritte zu machen. Auch waren die Spuren der Vorgehenden sehr gut zu gehen – auch ohne Grödel kam ich nie ins Schliddern. Und meine Fußbefürchtungen (zu kalt, nass durch Schnee) waren umsonst, der Schnee war wohl zu pulvrig und ich gut durchblutet. Auch sonst hab ich nicht gefroren obwohl ich an windigen Stellen sogar die Kapuze über die Mütze ziehen musste. Es war schon abgefahren, so durch die Dunkelheit zu stapfen. Aber dann kam langsam das Licht.

 

Stirnlampe + Mond

 

Stirnlampenreihe

 

Durga

 

Reihe vor mir

 

Leute hinter mir

 

ich

 

Und dann tauchte ein Teahouse auf mit natürlich teurem Tee, aber trotzdem super. Inzwischen hatten die Leute aus Thorung Phedi auch aufgeschlossen. Sie waren 1 Std. eher gestartet. Und wegen der großen Intrepid-Gruppe war es dann doch ganz schön voll.

 

Teahouse

 

Die Sonne eroberte immer mehr Terrain und ich fand diese Landschaft mit den Menschlein drin so großartig und produzierte ein Bild nach dem anderen.

 

Sonnenberg

 

Wandernde

 

Schatten

 

lange Schattenreihe

 

Wanderreihen

 

Blick zurück

 

ebenfalls

 

kurz vor Pass

 

Und dann war er auf einmal da, der Thorung la! Nach nicht ganz 4 Stunden waren wir auf 5.416 m. Ich habe gerade geschaut: es ist der 8t-höchste Pass, den ich bisher wandernd überquert habe. Aber es war schon ein sehr besonderer Pass – mit dem ganzen Schnee und den Leuten und überhaupt. Fröhlich lagen wir uns in den Armen, machten Bilder, tanzten und ich war ganz erstaunt, dass ich es bis auf die letzten Höhenmeter tatsächlich recht leichtfüßig geschafft hatte. Es gibt ein Lied, dass mir in den Bergen, wenn ich fröhlich bin, oftmals in den Kopf fällt. Es heißt zwar Mountain Sound, hat aber inhaltlich gar nicht so viel mit Bergen zu tun. Außer die Liedzeile im Blogposttitel. Hier ist der link: Of Monsters and Men „Mountain Sound“

 

ich auf Thorung la

 

Aber es wartete ja noch ein heftiger Abstieg. Ich verabschiedete mich von Pferdemann, schulterte meinen Rucksack (es war schon toll, dass er hoch getragen wurde) und stapfte allein los. Die Reihe hatte sich sowieso aufgelöst. Aber wir hatten uns alle für dieselbe Unterkunft verabredet – die organisierten Leute waren bereits alle dorthin organisiert und wir alleinigen wollten dann auch gerne wieder dabei sein. Ich war neugierig, wie es auf der anderen Seite ausschaut, was meine Knie und Beine sagen würden und auch hatte ich etwas Sorge wegen dem rutschigen Schnee. Ich hatte nicht nur keine Grödel dabei sondern auch keine Stöcke. Aber ich war wohl wirklich fit – nur ein kleiner Schlidderausrutscher, aber ansonsten war doch alles gut bewältigbar. Wenn auch teilweise bisschen langsam. Ich wunderte mich über mich.

 

Passfahnendurchguck

 

Hüttchen

 

Startende zum Abstieg

 

Und bald schon offenbarte sich ein ganz anderes Landschaftsbild. Zwar gab es auch hohe schneebedeckte Berge überall (mit einer netten Wolkenschicht dazwischengeschoben), aber wo kein Schnee mehr war, da war es kahl und hochgebirgswüstig. Und es war ziemlich steil nach unten.

 

Abstieg 1

 

Abstieg 2

 

Abstieg 3

 

Abstieg 4

 

Abstieg 5

 

Während beim Aufstieg die Täler quasi mit hochstiegen waren, war hier einfach nur ein langer Abhang. Aber was für eine Aussicht! Als ich gegen 11:00 ein Päuschen machte, war ich verwirrt, dass es noch so früh war. Und ich trotzdem schon 6 Stunden unterwegs war.

 

Abstieg 6

 

Abstieg 7

 

Und dann war es schon bald geschafft. In der kleinen Hüttenansammlung lockte lecker Mittagessen. Und dann hab ich gar keine Bilder mehr gemacht. Es ging einfach immer weiter nach unten, der Schnee wurde weniger und hörte auf, ich traf mal diese mal jene Leute und irgendwann war Muktinath auf 3.760 m Höhe erreicht.

 

Ich erreichte das Hotel, wo schon Suresh und Gakul von oben fröhlich runterriefen und Durga zur Rezeption eilte um mir ein Zimmer zu besorgen. Was für eine schöne Begrüßung! Das Zimmer war sauber, groß, mit Teppich – aber in der Solardusche war schon nicht mehr genügend Warmwasser. Frau China belagerte die Gaskartuschengemeinschaftsdusche elendig lange, aber dann hatte ich mich auch mit ein paar Warmwassertröpfchen gesäubert. Wie schön! Leider war der Restaurantraum nicht ausreichend beheizt, aber die Stimmung war trotzdem fröhlich. Und es gab ordentliches W-Lan! Nur um Sofi, die alleingehende Vietnamesin machten wir uns etwas Sorgen. Aber kurz vor Dunkelheit kam sie doch angewandert und wurde mit großem Applaus begrüßt. Sie war mit dem Schnee nicht so zurecht gekommen, hatte trotz Handschuhe Eishände und deswegen sehr lange gebraucht. Aber mit ihrer ruhigen Beharrlichkeit und einem Kämpferherz ist sie immer langsam weiter gegangen. Beachtliche Frau.

 

Die anderen wollten alle am nächsten Tag direkt mit dem Bus runter nach Pokhara fahren – nur ich wollte noch eine 2. Nacht hier verbringen, Beine ausruhen, großen Tempel angucken – und dann noch weiter zu Fuß gehen.

 

So lass ich diesen Tag erstmal so stehen – im nächsten Blogpost, also am Ausruhtag, schreibe ich noch ein paar Gedanken zu den vergangenen Tagen.