Himachal Pradesh – Nachgedanken

Anfang November 2023

 

 

Wenn ich an meine Himachal-Zeit denke, scheint mir, ich habe gar nicht soooo viel gesehen und erlebt. Wenn ich mir meine Blogbeiträge anschaue denke ich, dass es doch eine gute Fülle gewesen ist. Warum es mir so wenig vorkommt liegt vielleicht daran, dass noch so viele Gegenden in Himachal offen sind, wo ich also nicht hingereist bin. Damit meine ich jetzt nicht niederen Gegenden am Fuße der Berge sondern den Nordwesten, d.h. Lahaul und die Dhauladar Range. Auch habe ich „nur“ zwei Treks gemacht obwohl es doch sehr sehr viele weitere gibt. Als ich dort oben im Bangla Sahib Gurudwara in Delhi stand, ahnte ich noch so gar nicht, wie die Reise verlaufen würde.

 

GHNP Trek

 

Es ist aber auch tatsächlich so, dass Himachal Pradesh ein sehr sehr vielfältiger Bundesstaat ist mit unterschiedlichsten Gegenden – ob nun von der Landschaft her oder auch der Kultur. Und genau das finde ich das Spannende und Attraktive an einer Reise dorthin. Bei (deutschen) Reiseveranstaltern spielt Himachal eine ziemlich kleine Rolle gegenüber anderen Gegenden Indiens. Ich habe zuerst gedacht, dass es u.a. daran liegt, dass die Bergwelt z.T. alpenähnlich ausschaut. Aber das stimmt eigentlich nicht so ganz, die Berge sind sehr variantenreich und auch doch anders als die Alpen. Außerdem merkt man sofort spätestens wenn man wieder unten ist, dass man eben doch in Indien und nicht in Europa ist.

 

Bihar

 

Schwierig an Himachal sind manchmal die Wetterschäden. Im Sommer gibt es heftigen Monsun und damit auch oft Erdrutsche und kaputte Straßen. Aber man ist inzwischen weiter im wissen, wie man besser baut und auch schneller wieder repariert. Dieses Jahr war es besonders arg, weswegen auch ein Großteil der überwiegend indischen Reisenden ausblieb. Das hatte allerdings für mich dann auch Vorteile: es war nicht so voll und die Übernachtungspreise purzelten z.T. ziemlich tief. Dafür brauchte man für manche Strecken aber auch ziemlich lange. Gerade am Anfang der Reise wurde mir nochmal aufgezeigt wie wichtig Flexibilität ist – wenn manches einfach nicht so klappt wie man es sich gedacht hat. Und darauf muss ich auch meine Reisenden gut vorbereiten.

 

Prinzipiell kann man sich in Himachal Pradesh sehr wohl fühlen – es gibt vielerorts angenehme Unterkünfte, die Menschen sind nett und hilfreich (das hatte auch Sonam festgestellt, der es aus anderen Gegenden Indiens anders kennt), die Landschaft ist immer hübsch und manchmal auch überwältigend, es gibt interessante Begegnungen und auch einige gute Straßen. Ich bin jedenfalls sehr positiv und würde gerne häufiger Reisen dahin vermitteln.

 

Vashisht

 

Meine Ziele für diese Himachal-Reise waren folgende:

  • mehr Gegenden kennenlernen -> das hat nicht wirklich geklappt, ich war überwiegend da, wo ich schon mal vorher war
  • in den Gegenden mehr kennenlernen an Tagestouren und Treks -> das hat gut geklappt
  • Spiti nach einer vorherigen Reise in 2004 nochmal wiedersehen und mehr erkunden -> das hätte fast nicht geklappt, aber dann doch und ich war sehr froh drum. Weiter unten mehr dazu.
  • Menschen treffen, die ich schon kenne -> das wurden mehr als vorher angenommen
  • eine Reiseagentur finden, mit der ich ganz Himachal organisieren könnte -> bisher sind die Touren über meine Partneragenturen aus Goa und Ladakh gelaufen, was manchmal besser, manchmal schlechter klappte. Mir schien, als würde es immer nur welche geben, die ihren Teil gut kennen, aber nicht das gesamte Bundesland. Damit war ich halb erfolgreich – DIE Agentur scheint es nicht zu geben. Aber ich habe einige Kontakte geschlossen und werde die Reisen nun auf mehreren Schultern verteilen können, womit ich ein gutes Gefühl habe
  • eine gute Zeit in den Bergen verbringen -> das war mir eine Freude!

 

Tirthan-Gegend

Das Tirthan Valley liegt zwischen Banjar und dem Great Himalayan National Park, aber ich zähle hierzu jetzt auch alles zwischen Jalori-Pass und Kullutal. Hier ist auch zu besseren Zeiten wenig Tourismus. Selbst in Indien kennen nicht viele den Great Himalayan National Park – trotz des UNESCO Weltnaturerbe-Status. Es dauert etwas, bis man dorthin kommt – egal ob die Anreise über Shimla oder Kullutal erfolgt. Da es dort schön ist, empfehle ich unbedingt, dorthin zu reisen. Neben Tagestreks ist ein mehrtägiger im Great Himalayan National Park eine sehr gute Idee. Die Pflanzen- und Tierwelt ist reichhaltig, die Bergsichten super schön, die Dörfchen beeindruckend und die Pfade gut gehbar.

 

Blick zum GHNP

Kullutal/Manali

Insbesondere von Manali weiter nach Norden strahlen einen Berggegenden an, in denen man nur herumtollen möchte. Also ich. Aber auch die bewaldeten Hänge sehen so aus als könnten hier massenweise tolle Tagestouren zu finden sein. Umso verblüffter war ich eigentlich als sich gar nicht so viele finden ließen – weder durch Blicke auf Landkarten noch durch Fragen Einheimischer oder auch Agenturen. Mir scheint, hier liegen immense Möglichkeiten brach. Ein paar habe ich natürlich trotzdem gefunden, aber ich kann mir vorstellen, dass da noch viel gehen könnte. Manali ist seit „ewig“ Anziehungspunkt von freakigeren Backpackern und seit Srinagar-Schwierigkeiten auch von reisenden InderInnen. Normalerweise ist es hier gesteckt voll – was die Gegend ein wenig unattraktiv macht. Aber das Kullutal ist groß und es gibt genügend Ausweichquartiere und eben Tagesunternehmungen, wo man wenig andere Leute trifft. Weil – Berggehen ist nicht so beliebt – weder bei freakigen Backpackern noch bei bequemen InderInnen. Was mich hier neben der Pflanzenvielfalt auch betört: der Duft von Äpfeln und Zedern. Die Zeit in dieser Gegend hat doch einiges gebracht und ich werde gute Ideen in Tourpläne einfließen lassen können. Und mein Tag zum Tourismustag in der Schule war natürlich auch prima.

 

Old-Manali-Lokal

 

Lamadugh-Wanderung

 

Schulevent

 

Spiti

Ich habe nochmal in meinen Berichten von damals nachgelesen: Spiti 2004 war vollkommen überschattet von vielen Migräneanfällen – die interessanterweise aufhörten als ich nach Ladakh weiter reiste. Von daher hatte ich nicht die besten Erinnerungen, aber die Vermutung, dass es dort eigentlich ganz prima sei. Migräne hatte ich diesmal keine. Spiti hat sich wahnsinnig verändert was die Unterkunftssituation angeht: überall sieht man insbesondere Homestay-Schilder, die einen locken sollen. Aber auch Spiti war recht touristenarm – ein Teil vielleicht die Wetterprobleme, ein Teil vielleicht dass es relativ spät und somit kalt war, ein Teil keine Ahnung. Sooo viele WestlerInnen sollen hier auch nicht sein – am ehesten ist es Mekka für Motorradreisende und für bequeme AutoinderInnen. Spiti wartet mit vielen „höchsten“-Superlativen auf – wobei einige nicht bewiesen sind. Aber es wirkt trotzdem irgendwie charmant. Für mich ist es eine gute Ergänzung zu Ladakh und Zanskar – ähnlich und doch anders. Und seltsamerweise in einem anderen Bundesstaat. Dorthin zu reisen finde ich sehr lohnenswert – aber es ist auch klar, dass es eine langwierige Anreise ist. Deswegen bleibt es vielleicht auch immer etwas leerer als Ladakh. Und es ist nicht so groß – man hat die wichtigsten Orte in einigen Tagen durch, der Homestaytrek ist eine gute Ergänzung. Die Autofahrt in beide Richtungen (also Manali und Kinnaur) ist ein absolutes Highlight, wahnsinnige Berglandschaft! Und dann gäbe es noch Treks Richtung Changthang oder zum Parvati Valley bei Kullu oder Richtung Shimla.

 

Spiti-kalt

 

Spiti-drinnen

 

Leute

Aus irgendwelchen Gründen bin ich momentan nicht so gerne allein unterwegs. Außer der Strecke Manali-Spiti-Chandigarh hatte ich immer Begleitung oder Leute getroffen – vielen Dank an: Soenke + Shoko, Eva, Niraj, Mr. + Mrs. Sharma mit Rishi, Natasha + Sanil, Ritesh, Sonam Tsering, Amay Tenpa, Vanathi, Lara Tsering, Lobsang Stobdan, Mokshika, Siddharth + Jas mit Meher und Sylvie! Aber auch die diversen Plaudereien am Wegesrand haben mich gefreut. Dabei war ich erstaunt, wie verhältnismäßig viele Leute ich aus Südindien traf, die Freude an Bergen, Natur und Aktivitäten haben und sich trotz ungewohnter Kälte enthusiastisch auf die Gegend einließen. Überhaupt fand ich den Gegensatz zu Georgien und Kirgistan davor nochmal enorm – wie leicht man ins Gespräch kommt, wie offen mir begegnet wird, wie rührig man sich auch mal kümmert.

 

zwischen Chandigarh und Delhi

 

Indien ist zwar manchmal anstrengend und nervig, aber es bleibt weiterhin mein Lieblingsland woanders und am Ende war ich trotz Reisemüdigkeit traurig, wieder fortzugehen. Ich muss doch noch den anderen Teil Himachal Pradeshs entdecken, Kinnaur evtl. eine weitere Chance geben und weitere Gegenden gucken und andere nochmal wiedersehen. Aber erstmal hoffe ich, einige Menschen von der Attraktivität Himachal Pradeshs überzeugen zu können!