Vardzia – Höhlen, Landschaft und ArmenierInnen

27. Mai 2023

 

 

Vardzia ist nun wohl erstmal der letzte Ort, wo ich 2008 schon mal war und jetzt wieder besuchte. Damals gab es ein großes Abenteuer mit 2 weiteren Reisenden, einem lustigen Taxifahrer und seinem uralten Auto. Wir waren damals ganz allein dort und soweit ich mich erinnere war das kleine schedderige Kassenhäuschen nicht einmal besetzt. Das Wetter war gammelig, die Bergwelt einladend märzbraun.

 

Diesmal war die Gegend grün, es fuhr eine volle Marshrutka (sogar sehr voll, voll mit Tomaten, Erdbeeren und Menschen, die stehen mussten – fast wie in Indien….), das Kassenhäuschen groß, hatte allerdings Schwierigkeiten mit der Kartenzahlung von Einem und der Ort war super besucht von Menschenmassen. Es war ja langes Unabhängigkeitswochenende und viele Leute haben das genutzt für Ausflüge mit Besichtigungen im eigenen Land.

 

Höhlen

 

Vardzia ist eine alte Höhlenstadt, im 12. Jahrhundert in die Felsen gebaut. Es sollte eine Festung gegen Türken und Perser sein. Die Tochter vom Erbauer fügte dem noch ein christliches Kloster hinzu. Es sollen 50.000 Leute in mehrzimmrigen Wohnungen gelebt haben, die sogar teilweise über mehrere Stockwerke gingen. Dann gab es ein Erdbeben und die Raumsanzahl war auf 950 dezimiert. Jetzt leben noch wenige Mönche dort. Man kann einen großen Teil besichtigen mit altem Pferdestall, „Apotheken“, Weinerei, Kirche, Bäckerei und einer innerirdischen Quellen. Beachtlich ist der Teil, wo man durch kleine Gänge weit drinnen herum läuft. Was ich immer bisschen schade finde ist, dass es keine beispielhaft hergerichteten Räume gibt, ich kann es mir z.T. doch nicht so ganz vorstellen, wie es damals ausgesehen hat.

 

Höhlen von außen

 

viele Besuchende

 

Quelle

 

Gang

 

Höhlenraum

 

Kirchenteil

 

Mich hat es irgendwie nicht so ganz vom Hocker gerissen, Patrick dagegen war recht begeistert.

 

Von Vardzia aus wollten wir nach Akhalkalaki – da geht aber keine Marshrutka hin. Es waren zwar viele Touris da, aber keine Taxen, die man spontan buchen konnte. Uns wurde nur eine Möglichkeit angeboten: ein Guide wäre um 19:00 fertig und würde uns dann fahren. Wir nahmen an, da wir unbedingt am Folgetag auf einen Berg wollten und da das Wetter da noch gut sein sollte und dann sollte es wieder vermehrt regnen.

 

Apropos regnen bzw. Wetter: es ist schon unglaublich wie viele Wettervorhersagen es hier gibt und wie die sich alle unterscheiden. Wir hatten mit dem 19:00 Uhr Start eigentlich ganz gutes Glück. Es war keine Stunde Autofahrt, aber eine ziemlich tolle. Im leichten Regen gestartet, viele Kühe auf Straße unterwegs, dann kamen Sonnenstrahlen und schwarze Wolken und die Berglandschaft sah genial aus! Leider fuhr das Auto bisschen schnell, deswegen viel zu wenig feine Bilder gemacht. Aber ich habe alles begeistert geguckt!

 

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Akhalkalaki ist der deprimierendste Ort bisher, ähnlich wie Poti. Hier wohnten mal Armenier, die sind 1918 vertrieben und „ausgerottet“ worden. Georgische Muslime wurden angesiedelt. Dann übernahmen die Sowjets und die Muslime wanderten aus bzw. tauschten sich aus gegen woanders angesiedelte ArmenierInnen. Immerhin sind es hier nur 30 km bis zur armenischen Grenze. Über 90% der hier wohnenden sind ArmenierInnen. Wirklich gerne sind sie aber evtl. auch nicht hier. Es gibt keinen Hafen, aber sehr viel Leerstand in verfallenden Häusern, hässlichen Postsowjetismus und eine Straße mit Fernfahrerambiente an der wir im Fish Hotel wohnen. Von da aus mussten wir ziemlich weit durch heftigen Regen Richtung „Innenstadt“ gehen um Proviant für den Folgetag zu kaufen. Links und rechts Baracken, Schrotthandel, Tankstellen, Bars mit Neonröhren und teichgroße Pfützen.

 

Schrotthandel o.ä.

 

Wir hofften auf den Berg. Würde er das Alkhalkalaki-Ambiente rausreißen?