15 km
1.310 m hoch
810 m runter
7:50 Std.
7,5 km + 2,5 km
15 m hoch + 330 m hoch
315 m runter
2:15 Std. + 1,5 Std.
Der erste Block ist der, der den Originalweg der Glocknerkrone laut Mapy beschreibt. Mit meinen Erfahrungen im Mercantour war mir klar, dass ich dafür sehr sehr lange brauchen würde. Und da am Vorabend die Businfo kam, war es für mich erleichternd und wir gingen somit 2 Etappen mit dem Bus in der Mitte. Was war ich froh!
Dieser Tag gestaltete sich ganz anders als die vorherigen beiden. Da war viel Natur und wenig Leute, heute hatten wir viel Kultur und viel Leute. Zuerst noch zum Kalser Tauernhaus. Das liegt in einem Tal, welches sich Dorfertal nennt. Dort sind ein paar Almhäuser, u.a. ein großes Gebäude:
Das ist der Gemeinschaftsstall. Hier wurde die Viehwirtschaft gemeinsam betrieben, d.h. mehrere Familien haben sich zusammen getan und ihr Vieh ebenfalls und dieses brauchte dann nur 1-2 Hirten und so konnte man gut Kosten sparen und wirtschaftlich sein.
Es gibt hier auch eine kleine Kapelle mit einem ziemlich blutigen Jesus. Und einem Text, wie man das mit der „Erde untertan machen“ richtig verstehen soll.
Das Dorfertal ist aber auch etwas berühmt wegen seinem Widerstand. Im vorigen Jahrhundert gab es Pläne, das Tal zu fluten, einen Speichersee entstehen zu lassen und ganz viel Energie zu gewinnen. Besonders cool: es waren hauptsächlich die Frauen, die dies verhinderten. Zum Glück haben sie gewonnen – sonst wäre mit der Staumauer auch kein Nationalpark hier möglich gewesen und ganz schön viel Ökologie kaputt.
Wie man sieht, sieht es am Talende schon etwas duster aus. Sollte die Regenankündigung korrekt sein?
Was mich schon immer ein wenig beschäftigt ist die Religiosität und der Gottesglaube – insbesondere in so Gegenden, wo man mehr von Natur beeinflusst wird beim Überleben. Und so waren auch hier im Tal diverse Spuren zu sehen. Und seit ich mehr Jesuskreuze fotografiere (für meine Serie „Jesus everywhere“) sehe ich auch immer mehr interessante Unterschiede in den Darstellungen. Jesus auf dem Arm eines Mannes (so sehe ich das hier) war mir bisher noch nie untergekommen:
Jedes Haus und auch viele Zimmer drinnen wurden mit Kreuzen behängt.
Danach verließen wir das Dorfertal, welches früher nur zu Fuß erreichbar war. Da ist nämlich eine Klamm, die Dabaklamm, die früher keinen breiteren Weg zuließ. Aber dann hat man angefangen, in die Felsen rein- und durchzubauen und es entstand ein Tunnel, durch den Autos fahren können. Die Wandernden gehen aber oben direkt über der Klamm entlang.
Da dies alles beeindruckend, aber nicht schwer zu gehen ist, war hier ein ziemlicher Betrieb mit vielen Menschen. An diesem Tag hatte sich der Charakter der Tour deutlich gewandelt. Das war nicht mehr so schön, aber sehr interessant. Wir erreichten das Talende und eine Straße – und waren zu früh für den Bus. Aber man konnte auch noch auf alternativen Wegen ein paar Stationen weiter gehen. Zuerst führte uns Bubu, ein Uhu, auf einen Lehrpfad für Kinder. Hier soll es übrigens ein paar Bartgeier geben, die größten Vögel, die schon fast ausgestorben waren (im Berchtesgadener NP sind auch 2). Dann kamen wir an einen hässlichen Campingplatz und irrten herum, da der Weg nicht so einfach zu finden war. Dann waren wir erfolgreich.
Und dann waren wir bei der Bushaltestelle und ein paar kleine Regentröpfchen kamen runter und wir warteten in einem Unterstand und futterten Mittag und dann kam der Bus – und der große Regen setzte ein! Das war aber ein Zufallsglück!
Im Bus war es angenehm bequem und trocken und er fuhr uns hinauf zum Lucknerhaus, einem großen Restaurant mit Unterkunft und Straßenende. Es regnete weiter und wir kehrten ein.
Später entdeckte Lydia ein Schild mit einem frauenfeindlichen Spruch und mailte die Betreiber deswegen an und diese meldeten zurück, dass sie selbstverständlich den Spruch sofort entfernen würden. Kann das mal bitte jemand nachprüfen?
Der Regen hörte auf und wir gingen aber erstmal in das nebenan gelegene Infozentrum. Hier konnte man viel lernen über den Nationalpark Hohe Tauern. Wer mag gucke auch bei Wikipedia. Hier stehen wir draußen, aber drinnen war es auch sehr nett mit einer Bank und tollem Panoramablick.
Draußen gab es diesen Blick:
Und dann starteten wir auf einem breiten Weg zur Lucknerhütte – eher nur ein Katzensprung wie uns der Herr bei der Info ankündigte. Auch hier gab es ein bisschen was zu lernen über das Verhältnis von Mensch zur Natur und eben Unterschiede von Natur- und Kulturlandschaft.
Das hier war ein Teil, welches einen zu verschiedenen Blickwinkeln auf die Landschaft anregen sollte – eben als Natur- oder Kulturlandschaft. Wir sprachen dann noch etwas über das unschöne Wort bzw. die unschöne Assoziation des Wortes Unterwerfung. Wer hat wohl bei Tafelerstellung warum bestimmt, dass es genutzt werden soll im Text?
Es gab aber auch bisschen mehr Infos zur Vergangenheit der Menschen, die hier leb(t)en.
Wir wanderten dann weiter hoch zur Lucknerhütte. Die Landschaft war hübsch – auch in bewölkt.
Die Lucknerhütte ist privat betrieben, schick, teurer, neuer, bequemer usw. Es gab heiße Duschen ohne Extra-Zahlung!
Hier hatten wir Halbpension mit 2 Suppen, vielen Salaten (das hätte definitiv schon gereicht), nicht toll schmeckendem Hauptgericht (weder ihrs noch meins) und Tirami Su. Wir hatten ein Lager unter dem Dach ganz für uns allein.
Während wir uns die ersten beiden Tage voll in den Bergen wähnten hatte uns an diesem Tag „die Zivilisation“ voll eingeholt und ich konnte viel nachdenken über Bequemlichkeiten, Gradmesser, Naturerlebnisse „für alle“, Hilfsmittel und eben auch Eingriffe. Mir ist weiterhin ein karges, eher spartanisches Berg/Hüttenleben lieber, aber natürlich gefüllt mit warmherziger Gastfreundlichkeit.
Sollte ich am nächsten Tag das wieder mehr haben? Was ich jetzt schon erwähnen kann: es gab eine heikle Situation. Eine sehr heikle!
Bereut habe ich diese Etappe keineswegs, sie hat eben nochmal so einen anderen Eindruck der Gegend vermittelt und dem Hirn Gedankenfutter gegeben.