Nach dem Trek war ich 2 Tage in Kathmandu und nach Chitwan nochmal 3 Tage bis zum Abflug. Ich hatte nicht mehr wirklich Lust zum Fotografieren, nicht einmal mit dem Handy. Außer bei dem Tempel. Aber von daher gibt es kaum Bildmaterial zu dem, was ich erlebte.
Nach so einem Trek vermisse ich gleichzeitig die Bergwelt wie ich mich über diverse Annehmlichkeiten freue. Ein Zimmer mit einem frisch bezogenen Bett und das Klo gleich nebenan mit dicken Wänden und ohne Frieren, das ist schon mal super prima! Die ganze Wäsche weggeben und sie später schön gereinigt wiederbekommen – toll! Etwas anderes Essen als auf den Standardtrekkingspeisekarten – sehr fein! Leider hatte sich mein Gesundheitszustand wieder verschlechtert, ich konnte kaum einschlafen vor Halsweh, hustete herum, das eine Auge fing schon wieder an zu tränen, die Nase lief und das eine Ohr fing auch noch an zu ziepen. Also war einer der ersten Gänge der zu einer Apotheke: Antibiotika. Ohne schien es mir aussichtslos wieder schmerzfrei zu werden. Leider inkl. Nebenwirkungen – aber so ist das nun mal. Immerhin wurde es wieder fühlbar besser.
Ich hatte vergessen, meine Fußnägel vorher ordentlich zu schneiden und auch keine Nagelschere bei – und so gönnte ich mir eine Pediküre. Touristenzentrum Thamel ist voll von Spa’s u.ä., die überall mit Massagen werben. Ich habe ziemlich herumgesucht, bis ich eine Art Beauty Parlour fand und der war dann auch noch speziell und nicht wirklich touristenanziehend. Und das war dann auch wieder das Tolle. Ein fensterloser Raum, herumlungernde grell geschminkte Damen, wovon ich einige zuerst für Ladyboys hielt, keine weitere Kundschaft und eher schmuddelig wirkendes Ambiente. Nach dem ersten Weglaufimpuls blieb ich, konnte den Preis noch runterhandeln und erlebte dann eine freudige Überraschung: es war total schön! Ich hing auf einem Liegesessel und eine Dame im Leopardentop bearbeitete meine Füße mit begeisterter Hingabe. Eine Assistentin wuselte herum und reichte ihr alles Gewünschte. Beide strahlten mich immer wieder an und ich fühlte mich so wohlig, dass ich fast wegdämmerte. Fast – weil, dann kam ein intoxierter Typ an und nervte rum. Er schien mir über das Leben zu lamentieren, die Damen insistierten, dass er doch woanders lamentieren möge und mit beharrlicher Freundlichkeit schafften sie ihn tatsächlich dazu, den Raum zu verlassen. Nach über eine Stunde war es fertig – Resultat: Babyfüsse! Ich glaube, ich hatte noch nie so weiche zarte duftende Füßlein! Beschwingt verließ ich unter vielerlei Hin- und Hergelächle diesen Parlour und war sehr froh, geblieben zu sein.
Am Folgetag hatte ich Trefftag! Zuerst traf ich den einen Inder von Gokyo zum Frühstück. Er heißt Suneet und sein Kumpel schlief den Schlaf des Erschöpften. Sie logierten im Fairfields for Marriotts und ich speiste am Frühstücksbuffet. Dabei lernte ich, dass zumindest dieser Pune-Inder zuerst den Kaffee trinkt und dann speist. Ich trank den Kaffee langsam und fragte mich, wann wir wohl endlich zum Buffett gehen (ihn fragen erschien mir unhöflich) und er scharrte quasi mit den Füßen, dass ich endlich meinen Kaffee fertig haben würde, damit wir endlich zum Buffet konnten. So ist das mit den Unterschieden und der Höflichkeit. Suneet hatte auf seinem Whatsapp-Status sehr schön von seiner Tour berichtet und ich erhoffte mir etwas von seiner Begeisterung abzuschauen, weil ich doch so griesgrämig war. Suneet ist Sportler und Tennisspieler und die Tour war neben Sehenswürdigkeit Everest Base Camp für ihn eine sportliche Herausforderung, mit deren Meisterung er sehr zufrieden war. Alles sehr beeindruckend, aber so eine rechte Bergbegeisterung konnte ich ihm nicht entlocken. Das fand ich sehr interessant. Wir schieden mit sehr gegensätzlichen Sichtweisen, aber es war mir trotzdem eine Freude gewesen, mich mit ihm auszutauschen. Immerhin konnten wir miteinander reden und das war wirklich gut.
Als nächstes traf ich Amir zu einem Schwatz. Amir ist aus dem Iran und war alleine auf 3-Pässe-Tour incl. Autofahrten unterwegs. Wir trafen ihn im staubigen Hoppel-Pick-up zwischen Paiya und Phaplu. Tenji konnte ihn sofort gar nicht leiden: er hätte Körpergeruch, rauchte (sehr sehr selten, wie ich dann später feststellte) und bestellte sich nach dem Mittag ein Bier. Tenji wollte auch bloß nicht, dass er in derselben Unterkunft übernachtet und ich mochte mich nun auch nicht wirklich durchsetzen. Wobei ich selber noch nicht wusste, ob ich ihn mag oder nicht. Aber irgendwie bestand er auf meine Whatsapp-Nummer und kontaktierte mich in KTM, und ich war sowieso neugierig – wer trifft schon einen Iraner in Nepal? Und dann hatten wir tatsächlich eine sehr lange schöne Plauderei. Amir hatte irgendwann das Trekking für sich entdeckt und bemühte sich, diverse Touren in den Gebirgen der Welt zu machen. Dabei filmt er tüchtig – und ich bin jetzt schon sehr auf das Ergebnis gespannt. Sein Hauptberuf ist Animationsfilmersteller. Wir hatten eine ähnliche Sicht auf Reisen, Berge, Trekken und das war nach dem vorherigen Gespräch auch sehr schön.
Und abends traf ich Jens. Den hatte ich kurz nach Namche getroffen, er war allerdings erstmal Richtung Everest Base Camp unterwegs. Aber in dieser kurzen halben Stunde oder so gemeinsamen Weg stellten wir so viele Gemeinsamkeiten fest, dass wir uns doch unbedingt nochmal verbinden wollten. Couchsurfing hat dabei geholfen, er konnte sich meinen Namen und Ort leicht merken und kontaktierte mich dann darüber. Und so hatten wir einen erzählreichen und doch zu kurzen Abend. Ich finde es faszinierend, auf Reisen Leute zu treffen, mit denen es in kurzer Zeit einen sehr intensiven Austausch gibt und eine Art Vertrautheit als würde man sich schon länger kennen. So ging ich an dem Abend sehr erfüllt und erfreut ins Bett.
Die drei Herren flogen alle heim – und ich fuhr nach Chitwan. Von dort zurück gekommen hatte ich erstmal weitere Aufgaben für den neuen Job: Unterkünfte und Orte angucken. In Kathmandu gab es einige Hotels zu gucken. Fazit: mir gefällt die Hauptunterkunft sehr gut – und dann gab es auch noch eines in alten Gemäuern schön hergerichtet, das hat mir auch sehr gut gefallen.
Am nächsten Tag fuhr ich mit einem Fahrer namens Arjun los. Der war ein toller Fahrer, der nicht nur gut fuhr sondern auch ausgesprochen nett war und tolles deutsch sprach. Warum er dann kein Guide sei? Zu wenig Schulbildung…. Er war auch schon mal in Deutschland gewesen – u.a. auf Helgoland. Ich habe so eine Vermutung, dass Helgoland noch nicht allzu viele Nepalis gesehen hat. Er fand es dort toll. Allerdings kalt. Es war Juli gewesen und man hatte ihm nicht vom kräftigen Wind erzählt.
Wir fuhren nach Nagarkot. Nagarkot steht bei vielen Reiseveranstaltern auf dem Programm. Ohne mich groß damit beschäftigt zu haben, dachte ich immer, es sei ein nettes Dorf auf einem Bergrücken von wo man tolle Blicke hat. Tolle Blicke hat man auch – allerdings nur, wenn das Wetter entsprechend ist. Aber schon seit Wochen hatte man wegen Bewölkung keinen tollen Blick mehr gehabt. Ein Dorf ist es aber nicht sondern eine Ansammlung von Unterkünften mit Zimmern, die zum tollen Blick zeigen. Man kann wohl etwas spazierenwandern – aber auch das überzeugte mich nicht so ganz. Wie gut, dass ich es jetzt selber gesehen habe. Wenn auch ohne tollen Blick.
Dann fuhren wir zum ältesten Tempel im Kathmandutal, dem Changu Narayan. Den fand ich ziemlich toll. Es gibt eine Geschichte dazu: Vishnu hatte mal das Ziel, alles Böse auszurotten und kämpfte tüchtig gegen den Dämonenkönig Chand. Blöderweise hat er dabei einen Brahmanen umgebracht. Au weia – voll die Todsünde! Der Lehrer des Brahmanen war außer sich und sagte Vishnu voraus, dass dieser selber enthauptet werden würde. Zu der Zeit lebte Vishnu in einem Baum, bereute zutiefst, setzte sich auf seinen Vogel Garuda und ritt ziellos umher. Er kam dabei nach Changu. Hier lebte ein Einsiedler, der Vishnu den Kopf abschlug. Das war die Erlösung für ihn! Und fortan wollte er hier an diesem Ort leben. Wenn Mittwochs Vollmond ist und man zu Narayan betet, werden einem auch die Sünden vergeben. Ohne Kopf ab!
Hier sind die Bilder dazu:
Es gibt da massig Details. Am besten selber hinfahren und angucken! Wir fuhren noch zu einem weiteren Resort hoch oben auf einem anderen Berghügel. Hier hat man wohl auch einen tollen Ausblick, aber es war ebenso zu dunstig. Dafür hat es mir hier aber viel besser gefallen, das Resort war hübsch gestaltet, die Vegetation vielfältig und der umliegende Wald lockte zum Wandern. Unten im Tal gab es einen Ort mit der höchsten dichte an buddhistischen Klöstern in Nepal. Für die war dann aber leider keine Zeit mehr.
Dann war der letzte Tag angebrochen. Hotelbesitzerin Pema hatte sich in den Kopf gesetzt, das Diamir-Büro mit vielen Gaben zu beglücken, die ich nun alle mitnehmen solle. Netterweise wollte sie dafür auch mit mir in die Altstadt und einige weitere Sachen besorgen. Das war sehr nett mit ihr. Sie führte mich auch in den besten Lassiladen, wo wir ein Foto von uns machen ließen:
In der Zwischenzeit kontaktierte mich ein Porter, den ich letztes Jahr bei der Annapurna-Runde traf. Wir mochten uns voll gerne. Und schwupps saß er in meiner Hotellobby und wir sind noch in ein Lokal gegangen. Er heißt Durga, ist inzwischen 20 Jahre alt und ist vom Porter zum Assistant-Guide aufgestiegen. Sein englisch war auch schon viel besser als im Vorjahr. War voll schön, ihn zu treffen.
Und spätabends ging es dann zum Flughafen und dann war die Nepalreise zu Ende. Und was ich so darüber denke, das kommt im letzten Blogpost.