Kathmandu – Wasser, Wind und Wolken

4. April 2024

 

Als ich 2010 das erste Mal in Nepal war, lamentierte ich über die verbreitete Nutzung von Rollkoffern. Wie kann ein Land einem quasi noch „Ferne“ suggerieren, wenn die Rollkoffer schon da sind? Und nun – habe ich selber einen gepackt und mitgenommen! Und damit ich mich auch schön darüber ärgern kann, hat mir Qatar Airways den Griff so kaputt gekriegt, dass ich ihn nicht mehr ausfahren und daran ziehen kann. Ansonsten ist es einfach ein praktisches Reisegepäck insbesondere bei Anreise per Bahn. Mit der übrigens alles reibungslos klappte! Kein Streik, keine Verspätungen, keine spontanen Ausfälle.

 

München Flughafen

 

Ich flog also mit Qatar Airways, im ersten Flieger dachte ich noch: Luxusfluglinie! Schicke Bildschirme und Unmengen von Filmen und OK-Sitze. Der Flughafen Doha überwältigte mich mit seiner Größe und einer innendrinnen-tropischen-Grünanlage, die ich aus Zeitmangel vergaß zu fotografieren. Der 2. Flieger war dann irgendwie doch zu eng und ich schlummerte nicht. Ansonsten gibt es dazu nicht so viel zu sagen – es lief alles reibungslos. Und am Flughafen stand ein fröhlich lächelnder Herr mit Diamir-Schild!

 

Abholder

 

Hat eigentlich jemand meinen eigentlichen St.-Pauli-Reisepulli vermisst gehabt? Der war nicht mehr gut und der schöne Totenkopf abgeplättert. So nützt der ja nix. Jetzt habe ich einen neuen! Und mit dem Diamir-Halstuch schaut das doch nicht schlecht aus:

 

St. Pauli + Diamir

 

Mit mir war noch ein Paar im selben Flieger, die eine Diamir-Reise starten wollen. Die habe ich erst im Auto kennengelernt. Das erste Mal Nepal, aber schon Indienerfahren. Es war dunstiger blauer Himmel über Kathmandu und der Herr merkte an, dass es wohl heute ein ziemlich trüber Tag sei. Der Abholer lachte und sagte: keineswegs, heute ist ein herrlich sonniger Tag! So ist das mit der permanenten Dunstglocke über dem Kathmandutal. Ansonsten stellte ich auf der Fahrt nur zum wiederholten Mal fest: ich finde Kathmandu eine sehr hässliche Stadt. Wenn auch anders hässlich als Bishkek, die da auch weit oben ist.

 

Die beiden übernachteten aber woanders und ich sank auf meine weiche Matratze nach herzlichem Willkommen im Kathmandu View Hotel – und konnte doch nicht gut schlafen. Zuviel ging im Kopf herum. Erstmal schaute ich den View vom leicht wolkigen Kathmandu von der Dachterrasse an:

 

Blick

 

Ich hatte das Gefühl bzgl. der Einstufung als schwerer Trek müsste ich noch bisschen was für meinen Körper tun. Gegen verkrampfte Füße half eine hübsche Massage. Im Vorjahr hatte ich in Ladakh tibetische Medizin bekommen, die mir vorkam wie ein Dopingmittel – ich sauste quasi durch die Berge. Also ging ich zum hiesigen tibetischen Doktor, den ich auch schon vom Vorjahr kannte. Er verschrieb mir wieder dieselben Pillen. Die seien auch gegen mein zuviel an Wind (rlung). Das schien mir eine korrekte Diagnose. Außerdem bat ich ihn, mein Knie zu akkupunktieren. Das hat früher oft rumgezickt bei langem Bergab. Dann hat mir eine ladakhische Amchi das vor vielen Jahren mal akkupunktiert und ich hüpfte problemlos viele viele Höhenmeter runter. Ich hatte das Gefühl, dass das etwas nachließ. Und so kam ich in den „Genuss“ von Nadeln mit maschineller Stimulierung. Wenn es jetzt auf dem Trek Probleme gibt, dann liegt das alles an was anderem!

 

Nadelsetzung

 

Maschine

 

Während die Nadeln wirkten, kam eine weitere Patientin. Sie strahlte, weil sie durch tibet. Medizin von ihrem Nierenleiden erlöst war, mit welchem ihr die anderen Doktoren nur noch wenig Lebenszeit gaben. Hat aber auch 2 Jahre Behandlung gebraucht. Jetzt wird immer mal wieder gecheckt.

 

Check-up

 

Auf dem Weg dahin und zurück traf ich auf kleine Flüsslein. Die rochen so speziell, wie ich es nur aus Indien und Nepal kenne (gibt es woanders aber bestimmt auch). Kein schöner kloakiger Geruch, der aber komischerweise heimatliche Gefühle in mir hervorruft. Dieser Herr hatte religiöses Gedöns, welches er mit einem Gebet auf das Wasser setzte:

 

Fluss

 

Es ist schon immer noch arg viel Müll im Fluss:

 

Müll, Vegetation, Fluss

 

Und ein kleines Flüsschen hat was von fast hübschem Kanälchen:

 

Kanal

 

Da lässt sich gut Gewaschenes trocknen:

 

Gewaschenes

 

Und dann war ich wieder im Hotel, hatte eine Unterhaltung mit dem hiesigen Reiseagenten, mein Guide kam dazu, wir besprachen bisschen die Tour (Sonntag starten wir), es gab lecker Abendessen mit Gesellschaft des Paares aus dem anderen Hotel und deren deutschsprachigen Guide. Auch die Hotelbesitzerin spricht sehr gutes Deutsch. Schon beeindruckend und irgendwie auch seltsam, diese deutschsprechenden Nepalis.

 

Mein Guide schaut ganz schön stark aus und ich glaube, wir kommen gut klar. Über ihn dann mehr beim Trekking. Ein Reisender musste gestern von diesem Trek ausgeflogen werden wegen zu heftigem Durchfall. Oh je. Ich habe dagegen allerdings eher andere zusätzliche Trekkingbefürchtungen: ich habe einen Video vom Vorjahr aus dem April gesehen: es war da elendig voll…. Im Flieger dagegen waren verhältnismäßig wenige eindeutige TouristInnen.

 

Ich bin ja fest davon überzeugt, dass die Reisenden ein immer kleiner werdender Teil der Flugpassagiere sind. Nicht wegen der Flugscham sondern wegen der immensen globalisierten Arbeitswelt. Im 1. Flieger saß ich neben einer Vietnamesin, die vor 6 Jahren nach Deutschland kam um dort Pflegerin zu lernen und zu arbeiten. Jetzt besucht sie mit ihrem Kind seine Großeltern. Die beiden Töchter des hiesigen Agenturbesitzer sind nach Australien gegangen – als Krankenschwester und Buchhalterin. Verdient man eindeutig besseres Geld als daheim (wo man zusätzlich mit befürchteter Arbeitslosigkeit zu tun hat).

 

Morgen füllt sich das Hotel und ich weiche eine Nacht woanders hin aus, wo ich auch jemanden treffen werde. Wie das wohl wird?