Von Kutaisi wollte ich in die nächste Bergregion, nämlich Kazbegi. Dafür muss man erstmal wieder nach Tbilisi, was aber komplikationslos und schnell geht. Ich hatte sogar eine sehr bequeme Marshrutka, wo nur die Hälfte der Plätze besetzt war und einen flotten Fahrer (rechts), der uns schnell zur Busstation brachte. Diese Busstation ist schon sehr speziell, Marktstände, Buden, kleine Imbisse sind durcheinander mit Marshrutkas und Taxen unübersichtlich angeordnet. Es war zu warm und ich suchte den Abfahrtsort nach Kazbegi. Auf dem Weg dahin fing mich ein Shared Taxi Fahrer ab und lockte mit einem sehr schönen Auto, 2 Stopps incl. und einem akzeptablen Preis. Es wartete schon 1 polnisches Paar und wir sollten aber erst fahren, wenn auch die letzten beiden Sitze belegt wären. Er bemühte sich redlich, aber es kam niemand. Wir arrangierten dann eine Zusatzzahlung und fuhren los. Interessanterweise lagen wir damit immer noch unter dem Preis für ein Bolt-Taxi (ein hiesiger „Uber), die sehr sehr günstig sind. Aber für ihn wohl immer noch besser als auch noch uns 3 zu verlieren.
Die Entscheidung war gar nicht schlecht, ich durfte vorne sitzen, es war sehr bequem und so konnte ich auch wirklich gut sehen. Die Straße ist super interessant. Sie nennt sich georgische Heerstraße und ist die einzige gute Straßenverbindung nach Russland. Diese Route wurde schon seit Jahrtausenden von Händlern und Soldaten genutzt. Ab ca. 1900 wurde die Straße auch von Autos benutzt. Die Straße führt durch das Gebirge und ist von enormer Bedeutung wirtschaftlich und militärisch. Von Tbilisi aus fährt man erstmal an Unmengen von Shopping Malls etc. vorbei.
Dann wird einem noch eine gute Reise gewünscht und es wird ländlicher und gebirgiger.
Erster Stopp war die Festung Ananuri mit Kirche. Das liegt an einem Stausee. Früher war die Straßenführung weiter unten, aber mit dem Stausee wurde sie dann nach oben gelegt. Eigentlich muss man bei bestimmten Ausflügen darauf achten, ob Wochenende ist. Da sind immer besonders viele Leute unterwegs – so auch an diesem Samstag. Die Festung war überfüllt von Menschen und wir haben nur ganz schnell rumgeschaut. Gefreut habe ich mich über das Brautpaar und paar Abstauberbilder gemacht.
Warum das Brautpaar Sonnenbrillen trug an diesem sehr wolkenverhangenen Tag ist mir ein Rätsel.
Dann kam man nach Gudauri, ein Ort auf 2.200 m, bekannt für Wintersport und Heli-Skiing. Er wirkte fast ein bisschen absurd mit großen auseinander liegenden Hotelbauten. 1980 wurde ein Gutachten erstellt, was besagt, dass es sich hier gut lihnen würde, einen Wintersportort zu bauen. Und so investierten hauptsächlich Leute aus Österreich und Schweden und bauten Unterkünfte, Skianlagen und weitere Freizeitvergnügungsorte. Pistenkilometer sind nur 19, aber die Möglichkeiten für Heli-Skiing immens, was gut internationales Publikum anzieht. Im Sommer wirkt es eher wie tote Hose.
Kurz darauf erreichten wir unseren 2. Aussteigestopp: Das Denkmal zur georgisch-russischen Freundschaft. Dieses wurde 1983 errichtet zum Gedenken an die 200 Jahre Treaty of Georgievsk (Ostgeorgien (Kartlien-Kachetien) begab sich am 24. Juli 1783 unter die Oberhoheit und den Schutz des Russischen Reiches) und die diplomatischen Beziehungen beider Länder (die ja allerdings beide damals zur Sowjetunion gehörten). In einem Halbkreis sind verschiedene Themen und Szenen der georgisch-russischen Geschichte dargestellt. Von diesem Ort hat man einen sehr guten Blick auf die absolut spektakuläre Landschaft. Trotz der Wolken sah es spektakulär aus, aber spektakuläre Bilder sind mir leider nicht gelungen.
Am interessantesten fand ich aber den Verkehr. Da es ja die einzige Straßenverbindung mit Russland ist, ist die Straße recht voll, insbesondere mit Lastern. Diese haben zu gefühlt 80% armenische Kennzeichen, dann kommen türkische, georgische, belarusische und vereinzelt sowas wie Kazachstan. Privatautos haben dagegen recht viele russische Kennzeichen. Ich muss mal nachfragen, was die hier alle so machen. In meiner Phantasie sind mehrere Möglichkeiten. Es fing an zu regnen und ich war froh, das Monument noch im trockenen gesehen zu haben.
Dann kam ich in Kazbegi an. Das heißt jetzt Stepantsminda bzw. hieß auch früher so nach einem Heiligen Stephan. Die Sowjets haben es 1925 in Kazbegi umbenannt und auch wenn es nach der Sowjetzeit wieder zurück benannt wurde, dringt das im üblichen Sprachgebrauch nicht durch. Auf den Marshrutkas steht „Kazbegi“ und die Taxifahrer nennen es so usw. Also bleibe ich dann auch dabei.
Kazbegi ist auf 1.700 m und beliebt wegen der am pittoreskesten platzierten Kirche Georgiens, der Gergeti-Kirche. Sie platzieren ihre Kirchen ja oftmals ganz hübsch, aber diese toppt alles und ist auch am häufigsten fotografiert. Optisch quasi das Taj Mahal Georgiens. Mein erster Gang ging in das dortige Krankenhaus zur 3. Tollwutspritze. Dort war es leer, aber es dauerte wegen der Bürokratie doch etwas bis ich fertig war. Dann war Abend, der Regen hatte mich grummelig gemacht und ich hatte indisches Essen Heimweh und habe das viel zu teuer bezahlt:
Diese beiden Sachen haben tatsächlich fast 14 Euro gekostet! Es hat gut geschmeckt, war aber weit entfernt von einer kulinarischen Offenbarung. Nie wieder indisch in Georgien!
Der nächste Tag startete dann besser. Ich hatte Zimmer mit Blick und zwar auf den 5.054 m hohen Mt. Kazbek. Und links auf dem grünen Hügel ist die Kirche.
Zu der Kirche kann man gut zu Fuß raufgehen und das habe ich gemacht.
Zu Sowjetzeiten wurde eine Seilbahn zwischen Ort und Kirche errichtet, jedoch Ende der 1980er Jahre abgebaut, da sie von Gläubigen als Entweihung des Wallfahrtsortes empfunden wurde.
Auf der anderen Seite, also halb um die Kirche rum, konnte man noch einen weiteren Hügel ansteigen und einen besseren Blick bekommen. Von hier starten auch die Touren auf den Mt. Kazbek und man kann eine Tagestour zum Gletscher machen. Ich staunte, was Leute so mitschleppen.
Die Gegend war super schön, die Menschen verteilten sich (außer in der Kirche, da ballten sie sich und ich habe zwar auch reingeguckt, aber man durfte drinnen nicht knipsen und draußen hatte ich wenig Lust) und es war eine Freude, dort zu sein.
Ich stellte fest, dass mir nicht so richtig gut war körperlich. Empfindlich wie vor Fieber. Keine Ahnung, ob es die Tollwutspritze war oder die Wundheilung. jedenfalls war ich schlapp und stieg eine leicht andere Route ab. Und dann kam auch gleich wieder der Regen.
Am nächsten Tag sollte die Sonne scheinen, Patrick war schon vorher hier gewesen und hatte von der Gletscherwanderung erzählt – und ich dachte, ich würde mich einen Ast abärgern, wenn ich es nicht doch angehen würde. Und so stand ich am nächsten Tag früh auf….