Kullutaltage – Teil 2: Burwa, Bus und Balu

6. – 9. Oktober 2023

 

 

Als weitere gute Tour war mir der Start zur Besteigung des Friendship Peaks empfohlen worden. Der Gipfel ist 5.289 m hoch und bedeutet eine Expedition mit Camps vorab. Man kann in diese Richtung schön am Fluss entlang gehen, sich an der schönen Landschaft erfreuen und umdrehen, wenn man nicht mehr weiter mag. Der Haken: direkt am Beginn ist eine riesige Baustelle, wo sie im Fluss herum wühlen. Wir ahnten, dass das den Reisenden so gar nicht gefallen würde und dachten, dass wir besser was anderes angucken sollten. Diese Tour, die auf 2.800 m starten würde, ist ganz sicherlich eine schöne Tour, die Landschaft versprach jedenfalls viel. Und so vertraute ich erstmal darauf, dass ich die Wanderung auch in Tourpläne integrieren kann ohne sie selber gelaufen zu sein.

 

Weiter unten, auf 2.400 m, hatten wir eine andere interessante Option gesichtet. In Burwa befindet sich das Skizentrum vom Kullutal, wo jetzt im Sommer Paraglider durch die Lüfte flogen. Die Gondelstation sah innen etwas schicker als die in Gulmarg und Auli aus. Und beim Paragliden wurden nicht nur Tandemsprünge angeboten sondern man sah hier auch Leute eifrig üben, um es dann mal alleine zu können.

 

Ski

 

Bar

 

Gondelstation innen

 

Landung

 

Fliegen

 

Zuschauende

 

Burwa ist auch der Ausgangspunkt für eine kleine Tour zum Tempel Anjani Mahadev. Anjana ist die Mama von Hanuman, dem Affengott. Einer Legende nach war Anjana eine hohe Reinkarnation einer Gottheit, jedoch mit einem Fluch belegt und somit als Äffin wiedergeboren. Nachdem sie dann ein Affenkind namens Hanuman gebar, war der Fluch vorbei und sie keine Äffin mehr. Nicht so praktisch für Baby Hanuman, der dann aber trotzdem zu einem Prachtkerl heran wuchs. Mahadev heißt übersetzt großer Gott – und damit ist Shiva gemeint.

 

Man wandert ein Stückchen schöne Landschaft hinauf, dann viele Treppen hoch und von einem Wasserfall besprüht ist da ein Lingam mit Bullen davor. Auf dem Rückweg schaut man sehr hübsch die ganze Bergwelt an.

 

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Es ist definitiv ein netter Ausflug, wo es ein bisschen was zu sehen gibt, man in die tolle Landschaft gucken kann – und weil es nicht so lange dauert, kann man es gut verbinden mit einem anderen Ziel.

 

Was an dem Tag aber auch Besonders war: wir fuhren in 2 Bussen (HRTC = bundesstaatliche Busse) und in beiden zahlte ich als Frau nur halb soviel wie Sonam als Mann. Leidensausgleich? Animation für Frauen, in der Öffentlichkeit ihren Radius zu erweitern?

 

Bustickets

 

Am Folgetag war nur etwas Rumrödelei, entdecken eines neuen netten Pfades (übrigens ist maps.me hier eher suboptimal, google maps ebenfalls, aber als Kombi findet man sich dann doch immer irgendwo zurecht) und weitere Tempelerkundung in Naggar. Außerdem trafen wir die Reisenden und plauderten. Sonam fühlte sich nun gut gerüstet, seine Aufgabe zu bewältigen – und ich war auch sehr beruhigt.

 

Essen

 

Erkundung

 

Naggar Tempel I

 

Naggar Tempel II

 

Ich übersiedelte nach Old Manali, weil ich meinen Plan, nach Spiti reisen, neu angehen wollte. Das Wetter war ausgesprochen gut und somit gab es gute Chancen, dass der Pass frei sein würde. Inzwischen hatte der Israel-Krieg begonnen und die Israelis, die größte Gruppe der in Old Manali wohnenden Reisenden, hatten sich Richtung Heimat aufgemacht. Somit war es noch leerer und die ganzen leeren Geschäfte, Restaurants und Unterkünfte taten mir sehr leid. Ich wollte aber nicht abreisen ohne noch einen Tagestrek nach Lamadugh zu unternehmen. Da geht man über 1.000 m hoch und wieder runter und kann direkt ab Manali starten.

 

Zuerst ging es durch viel schönen Nadelwald recht steil nach oben.

 

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Es waren nicht viele Leute unterwegs, einige Herren mit ihren Kühen, ein sich eifrig filmender unkommunikativer junger Mann mit einem Porter und 2 eilig hochstapfende freundliche Inder. Und dann kam auf einmal Vanathi des Weges, sprach mich an und schlug, gemeinsam zu wandern. Das taten wir.

 

ich und Vanathi

 

Sie ist aus Chennai und verbringt mit ihrem Mann üblicherweise 1 Monat in Himachal, wo sie teilweise online arbeiten (sie ist Yogalehrerin) und teilweise in den Bergen herumlaufen. Jetzt waren sie gerade zurück von einer mehrtägigen Tour über Hamta-Pass, Chandertal bis zum Baralacha-la. Und beeindruckenderweise haben sie alles selber geschleppt (sie sind ziemlich minimal unterwegs) und weder Guide noch Porter gehabt. Beide sind sehr sportlich unterwegs, rennen länger als Marathondistanzen und radeln weite Strecken. Ungewöhnlich. Fast „typisch“ ist dagegen ihre andere Geschichte, d.h. die Gleichzeitigkeit von Extremen. Sie sind nämlich aus verschiedenen Kasten, er höher als sie, und beide Eltern total gegen eine Heirat. Nach 8 Jahren Beziehung dachten sie aber während Corona, dass sie es nun doch einfach durchziehen und somit heiraten würden. Ihre Eltern waren inzwischen doch mit ihrer Entscheidung ausgesöhnt, sein Vater dagegen überhaupt nicht. Er spricht weiterhin nicht mit ihr, erkundigt sich nicht nach ihr und rührt kein Essen an, welche sie zubereitet hat. Er fühlt sich trotz allem seinem Vater gegenüber verpflichtet und bricht nicht wirklich mit ihm. Die Mutter scheint etwas netter, aber doch eher zum Vater haltend. So sind die beiden zusammen glücklich, sie lebt mit den Gegebenheiten auch wenn sie weiterhin schmerzen und er jongliert sich hin und her. Kinder wollen sie übrigens beide nicht (sie sind 35 und 40 Jahre alt). Von mir gibt es da nur ein Kopfschütteln. Wir trafen dann an einem Aussichtspunkt doch noch ihn und seinen Kumpel und bekamen ein Brötchen mit Marmelade.

 

Marmeladenbrötchen

 

Shankar und Vanathi

 

Die beiden Herren eilten dann doch schneller weiter, sie wollten noch 1.000 Höhenmeter höher. Es gibt 2 Möglichkeiten nach Lamadugh zu gelangen – dieses ist der beliebtere Pfad. Ich wollte eigentlich den anderen wieder runter, aber Vanathi warnte mich: da würde ein Bär unterwegs sein. Und auch hier war sie sich nicht so sicher und rief öfters laut „Balu, Balu“ um ihn abzuhalten näher zu kommen. Es hat was genützt, kein Bär zu sehen.

 

hoher Bewuchs

 

andere Bäume

 

Teich

 

Und dann waren wir in Lamadugh udn ich war hochgradig enttäuscht. Ich dachte, es sei ein Gipfel oder eine Wiese mit tollen Rundumblick, aber nix da, nur eine Art Senke mit Schutzhütte und vielen Bäumen drumherum. Es würde auch nicht wirklich was nützen, weiterzugehen bzw. wenn ich wirklich Ausblick haben wollen würde, müsste ich sehr viel weitergehen. Das war mir aber zuviel an Höhenmetern.

 

Lamadugh

 

Man kann von hier noch viel weiter gehen mit Übernachtungen und ich glaube, es ist ein wirklich tolles Trekkinggebiet – aber so als Tagestour allein – ich bin nicht so ganz begeistert. Allerdings der Ausguck weiter unten, der war schon toll. Wir stiegen wieder ab, gingen noch was Essen und dann war ich ziemlich schlapp.

 

Abstieg

 

nochmal Ausguck

 

So würde ich die Tour evtl. nur bis zum Ausguck empfehlen. Aber ich war froh, es gegangen zu sein, da ich jetzt a) mehr wusste, b) mich ordentlich bewegt und c) Vanathi kennengelernt hatte.

 

Von Sonam und den Reisenden höre ich bisher nur Gutes, was mich sehr freut. Und nun stand nichts mehr im Weg um endlich nach Spiti zu reisen. Oder doch? Es waren am Abend Wolken aufgezogen….