Kyrgyzstan – Nach der Reise

April 2022

 

Meine Reise nach Kyrgyzstan war so anders als die nach Armenien. Dabei sind es beides postsowjetische Länder und in beiden ist es sehr bergig. Auch bewegt man sich als öffentliches Verkehrsmittel hauptsächlich mit Marshrutkas Überland – und die Menschen sprechen eher selten englisch dafür russisch. Beide Länder sind auch vergleichsweise recht günstig und die Leute freundlich.

 

Und doch hätten meine beiden Reisen kaum unterschiedlicher sein können. Während mich in Armenien ständig Traurigkeit anheim suchte ob der unglücklichen Geschichte, dem schwelenden Krieg, dem Flickwerk am Bau, der brachialen Sowjetarchitektur und der schlechten Wirtschaft, war ich in Kyrgyzstan eher fröhlich unterwegs. Die Sorgen wurden überdeckt von grandioser Landschaft, gefälligerer Architektur und positiven Menschen. Ich frage mich heute, inwieweit dieser Eindruck mit mir, meiner Sichtweise, meinem Herangehen an die Umgebung zu tun hat. Wirkte es auf mich nur so angenehm, weil ich selber „gut drauf“ war? Und wieviel Einfluss hatte der viel lachende Rakhat dabei?

 

Nach meinem holperigen Einstieg mit platter grauer Landschaft und sowjetischer Tristesse wendete sich alles schnell in das Gegenteil und ich fühlte mich, als hätte ich nach Indien mein zweites Lieblingsland gefunden.

 

In Armenien war ich begierig, mehr über die Geschichte und heutige Situation zu erfahren, versuchte, die neuen Eindrücke zu sortieren und in Bilder und Worte umzusetzen. In Kyrgyzstan schlug die Touristikerin in mir voll durch. Andauernd hatte ich Ideen, wie man etwas für Gäste aufbereiten könnte, war neugierig, etwas zu erkunden und in Tourplansequenzen umzusetzen und überlegte ernsthaft, mein Reiseangebot zu erweitern. Nicht, dass es mir in Armenien gar nicht durch den Kopf ging, auch da denke ich, dass ich etwas gefunden hatte, was für Reisende gute Erlebnisse sein könnten. Vielleicht lag es daran, dass ich gerade am Anfang mit einem Touristiker zusammen reiste. Wir redeten auch viel über Möglichkeiten – allerdings ständig gebremst durch Gedanken zu Corona und Russland-Krieg. Und trotzdem ploppten immer wieder Ideen auf.

 

Kyrgyzstan ist aber auch ein tolles Land! Allein diese abwechslungsreiche Berglandschaft. So viel Schönheit und auch noch so wahnsinnig viel zu entdecken. Gepaart mit der eigenen nationalen Geschichte und der langen Zeit in der Sowjetunion ergibt sich ein überaus reiches Gebilde mit vielen Facetten, was ein überaus interessantes Erlebnis verspricht.

 

Es war mir auch klar, dass diese Reise nur ein kleiner Eindruck für mich war, der unbedingt durch mindestens eine weitere Reise erweitert werden muss. Ich konnte meine eingeschränkten 3 Wochen sehr gut genießen mit den Gedanken „Beim nächsten Mal…“.

 

Lustig fand ich, dass ich merkte, dass ich gar keine „gute Reisende“ bin. Ich brauche ein Projekt, eine Arbeit – etwas, was mich anders mit dem Ort verbindet. In Armenien war es eine Art eigene Umsetzung meiner Eindrücke. Ich überlegte eher in Richtung „Artikel schreiben“ (was ich bis heute nicht tat 🙁 ) und eben eigene Worte und Bilder zu finden. Hier in Kyrgyzstan habe ich viel geschaut, wie es tatsächlich für Andere reisetechnisch umzusetzen wäre. Und wie auch in Indien war ich begierig, besondere Sachen zu entdecken und diese auch an mir selbst zu erfahren.

 

Neben diesen ganzen „Arbeitsgedanken“ war ich aber auch oft einfach nur glücklich, wenn ich in der Bergwelt herumstreifte. Das funktioniert tatsächlich immer – egal welche Berge es wo sind. Und ich bin auch sonst sehr viel zu Fuß gelaufen, immer mit der Kamera umgehängt auf der langsamen Pirsch nach vielen Einzelheiten, Eindrücken, Entdeckungen. Es war mir tatsächlich eine runde Reise mit Vielfalt, zusammengesetzt aus Bergwanderungen, Stadtspaziergängen und Marshrutka/Sammeltaxi-Fahrten. Und natürlich nicht zu vergessen die wunderbaren Menschen, denen ich begegnete und mit denen ich ein wenig Zeit verbrachte. Jede langsamere Fortbewegung birgt Gelegenheiten für kleine Glücksmomente, ausgelöst durch Entdeckungen, Begegnungen, Überraschungen – und manchmal auch Verdauung des Erlebten, wenn einfach so gar nichts Großes oder Kleines passierte. Es sind diese Erlebnisse, die ich so gerne selber genieße – und auch anderen zugänglich machen möchte. Ja, genau so ist das.

 

Ich bin also Kyrgysztan sehr positiv gegenüber eingestellt. Es gibt nur einen Haken: diese große Fleischlastigkeit. Und dabei auch noch die Vorliebe für fettem Hammel. Kulinarisch war es eine eingeschränkte Freude auf der Reise – und beim nächsten Mal würde ich wohl Vitamintabletten mitnehmen.

 

Nach jeder Reise in ein neues Land/Gebiet frage ich mich: würde ich wiederkommen wollen? Bei Kyrgyzstan ist es ein großes „Ja“. Ich bin gespannt, ob und wann das statt findet.

 

Und nach den vielen Worten zum Abschluss noch ein paar Bilder mit mir drauf – und ein Video!

 

Reisegepäck

 

Hotelzimmer Bishkek

 

suboptimaler Moment

 

Spaziergang mit Jarmilia / Bishkek

 

Tanzladies

 

Nach dem Tanz

 

mit alleinstehendem Mann

 

Wandertour

 

Wandern in Bergwelt

 

rumknipsen in Bergwelt

 

Rukh Ortho

 

 

Tischfreundin im Sanatorium

 

unterwegs

 

Nach dem Abschiedsessen

 

Vom Aufbau ist es eigentlich blöd, die Highlightzeit gleich am Anfang zu haben. Andererseits war ich dadurch schon gut gelaunt und gelassen und sehr positiv gestimmt. Und wenn ich mir die Bilder mit mir so angucke: ich sollte mehr Bilder mit mir drauf haben.