Überraschung! Alles weiß am Morgen! Auch wenn es nicht die höchste Nacht der Tour war, so war es doch meine kälteste. Das Zimmer fühlte sich an wie ein Gefrierschrank. Zum Glück gab es dicke Decken so dass ich darunter nicht fror, aber manchmal musste ich ja auch raus….
Morgens zog ich mich jedenfalls warm an und nach dem Frühstück ging es los – wie immer die schönste Zeit des Tages. Es ging das Tal hinab und dabei kam man an mehreren Dörfern vorbei, die sich nicht vollständig dem Tourismus gewidmet hatten. Früher wurde in dieser Region viel Handel mit Tibet betrieben, aber mit der Grenzschließung 1959 war Schluss damit. An die Stelle trat dann der Bergtourismus. Die Männer gingen dann statt zum Handeln als Träger/Guide/Everest-Helfer in die Höhe. Die Land/Viehwirtschaft hatte nie genügend abgeworfen, damit die Familien zufrieden leben konnten, es brauchte immer noch Zusatzeinkommen.
Keine Ahnung, warum Tenji an dem Tag die Schutzhülle über seinen Rucksack zog. Er hatte inzwischen sehr großen Gefallen an den Stöcken gefunden spazierte damit fröhlich herum. Die Sonne brachte den Schnee schnell zum Schmelzen. Die Felder zeigten noch keinerlei grün.
Leute sprangen an uns vorbei, kamen uns entgegen und auch Yakkarawanen waren unterwegs. Aber alles in einem sehr verträglichen Ausmaß. Und Leute gingen ihren Tätigkeiten in den Dörfern nach.
Ich war an dem Tag durch die viele Schlaflosigkeit sehr müde und schlummerte schon nach dem Mittagessen ein Stündchen vor mich hin. Unser Tagesziel Thame erreichten wir gerade wieder zum Anbruch der Wolkenzeit und schlummerte gleich weiter in meinem wärmeren Zimmer.
Wer anders herum geht, nutzt Thame definitiv für 2 Nächte zur Akklimatisierung (es liegt auf 3.800 m). Ich hatte es auch in Erwägung gezogen mit 2 Nächten, es war sehr hübsch hier und man konnte noch gut rumlaufen. Aber gesundheitlich war ich weiterhin nicht wirklich gut drauf und so zog es mich dann doch eher nach unten. Dass hier auf einmal wieder Bäume wuchsen war nach der kahlen Zeit bemerkenswert und ich fand sie so richtig schön. In dieser Unterkunft war ein Inder, der für Emirates arbeitete und schon lange in Dubai wohnte, wo es gerade die Regenmengen gegeben hatte. Er war das mit der „Me-Time“. Vorher war er auf dem Kilimanjaro gewesen, jetzt hatte er die 3 Pässe incl. Everest Base Camp vor. Und dann würde er davon träumen, doch auch mal selber auf dem Everest zu stehen. Aber warum nur, da sei es doch so voll – warf ich ein. Es ist halt der höchste! Deswegen! So ist das mit dem Berg/Gipfeltourismus….
Tenji und ich machten uns also am Folgetag auf den Weg weiter nach unten.
Ich musste erst einmal schön die Bäume fotografieren. Und dann gibt es hoch oben über Thame ein großes tolles Kloster am Berghang. Das blieb nun leider von mir unbesucht.
Tenji hatte mich schon vorgewarnt, dass da wieder eine Brücke sei. Aber er wirkte so unbesorgt. Als ich die Brücke sah, hatte ich dann doch gleich eine kleine körperliche Angstreaktion – aber der 2. Blick offenbarte eine 2. Brücke – fest, weiter unten, viel kürzer – die man auch gehen konnte. Mir ist nicht klar, warum man überhaupt die neue Brücke gebaut hat. Ich konnte sogar stehen bleiben und ein Foto von der Schlucht machen.
Nepal hat einen Nationalvogel und zwar den Monal/Fasan. Es gab hier mehrere zu sehen, aber meine Kamera reichte natürlich nicht für ein beeindruckendes Bild. So ist es nun ein Monal-Such-Bild:
Auf der Landkarte hatte ich einen Alternativpfad zur gefürchteten Hillary-Bridge gefunden, aber von dem wurde uns mächtig abgeraten: sehr lang, in fehlerhaften ungenutzten Zustand, viele Höhenmeter hoch und am Ende 1.800 sehr steile Meter wieder runter. Ich konnte den Anfang des Weges auf der gegenüberliegenden Talseite sehen:
Ansonsten reihten sich die Dörfer immer dichter aneinander. Sie hatten nicht mehr diese größeren Feldflächen, es gab Lokale und Lodges, aber doch auch viele ganz normale Häuser. Hier ein paar Bilder:
Es gab wieder vermehrt Rhododendren- und andere Blütenbäume:
Und dann war das Wetter wieder umgeschlagen und alles wolkig.
Im Mittagslokal klagte eine Frau, dass ihr die feuchte Luft so ein Aufstiegsstress bei ihrem Asthma bereiten würde. Zwei Kleingruppen überlegten hin und her, welchen Weg sie nun einschlagen sollten. Sie kamen von unten und waren etwas sehr unglücklich, weil es hier wohl schon die letzten Tage keine Sonne gegeben hatte. Die Flüge waren auch ausgefallen. Der Guide der einen Gruppe war etwas krank, wollte das aber nicht zugeben. Außerdem war er wohl auch nicht so des englischen mächtig und wenig kommunikativ so dass diese Gruppe von der anderen den Guide für die Beratschlagung auslieh. Dann wurde festgestellt, dass die „small Pot“ Größen der Tee-Thermoskannen sich bei beiden ziemlich unterschieden. Die Asthmafrau erzählte immer wieder von ihrem Asthmastress. Ihr Porter zeigte, wie sehr er des englischen mächtig ist und erzählte aus seinem Porterleben. Und dann zogen sie alle von dannen und ich mit Tenji nach Namche Bazaar. Dort bauten Leute an einem Helipad rum. Und Tenji mchte wieder ein hübsches Bild von uns beiden.
In der Lodge war ich einzige Gästin. Man servierte mir herzallerliebst zusammengestelltes Rösti mit Käse.
Und dann hatte ich meine Sternstunde bei Tiktok. Die Wirtin hatte eine große Leidenschaft, Tiktokvideos gerne mit ihren Gästen zu fabrizieren. Musik lief, sie strahlte in die Kamera, bewegte die Lippen und ich saß daneben, machte Tanzbewegungen mit den Armen und ein freudiges Gesicht. Leider habe ich so gar keine Ahnung, wo sich dieses Video finden lässt.
Nachts war es nicht mehr kalt und ich konnte ohne schlechtes Gewissen kräftig herumhusten, da ja niemand in der Nähe war. Nur konnte ich nicht so gut schlafen, weil am Folgetag die miese fiese Panikattackenbrücke auf mich wartete. Wir hatten uns eine Strategie überlegt…..