Luza -> Gokyo – hübsche Bergwelt und abendliche Gespräche

15. April 2024

 

 

Der Morgen startete wieder ganz wunderbar mit blauem Himmel, klarer Sicht und schöner Stimmung. Ich eilte schnell alleine los – und lief prompt einen kleinen Umweg, aber das war egal, weil es so schön war. Ich kam an dem bewohnten Gehöft vorbei, wo der Mann schon seine Yaks wieder in die Berge schickte. Und wie immer machte ich auch an dem Tag wieder die meisten Fotos gleich am Anfang.

 

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Es war ein sehr schöner Höhenweg, der sich hoch oben über dem Tal immer höher schlängelte. Man begegnete Menschen, aber es war keineswegs zu voll.

 

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Ich war sehr fröhlich.

 

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Aber seltsamerweise kippte es dann bei mir. Mir wurde leicht fröstelig und meine Bronchien meldeten sich. Erst einmal gab es einen Tee in diesem Lodge-Dorf:

 

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Wenn die Sonne scheint, klappt es ganz gut mit Solar. Aber leider war damit meistens so ab Mittags Schluss. Aber so spät war es noch nicht, also gleich mal weiter.

 

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Der Weg führt dieses Tal hinauf bis zum Ende des „weißen Bandes“ und dort oben dann um die Ecke.

 

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Und um die Ecke begannen dann Gokyo-Seen. Es gibt 2 bevor man zu dem See kommt, an dem man übernachtet (das Tal weiter hinauf wären noch 3 weitere Seen). Die Seen waren unterschiedlich schnee/eisbedeckt. Wir trafen auf einen allein gehenden Nepali, der war auf dem Weg zu seiner neuen Arbeitsstelle in Gokyo als Koch/Bäcker in der größten Bäckerei vor Ort. So ein langer Weg zum Arbeitsantritt.

 

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Gokyo ist ein Lodgeort von Leuten aus dem Dorf Khumjung. Sie betreiben alle ähnliche Lodges bis auf einen – der hat ordentlich Geld investiert und ein großes schickes Hotel mit feiner Bäckerei gebaut. Das fand meine Lodgebesitzerin nicht so gut. Sie war eine sehr nette Frau, die ich sehr gerne mochte. Früh fing sie an, den Ofen einzuheitzen. Dazu verbrauchte sie an dem Abend einen ganzen Sack getrockneten Yakdung. Es gibt Leute, aus den Dörfern, die den Yakdung sammeln und dann an die Lodges verkaufen. Ein Sack kostet 1500 NRP (= 11 Euro). Wenn jede Lodge einen Sack pro Tag verbraucht, braucht man ganz schön viel Yakdung. Holz lohnt sich nicht, hier nach oben zu schleppen.

 

Außer mir waren nur 2 Inder in der Unterkunft. Wir hatten eine anregende Unterhaltung und den einen hab ich hinterher in Kathmandu nochmal zum Frühstück getroffen. Sie sind dieses Tal hoch und dann nach Osten über den Cho-la zum Everest Base Camp. Beide stammten aus Pune und waren das erste Mal so richtig zum Trekking unterwegs. Sie hatten sich gut vorbereitet mit Sport, nahmen seit Start täglich 1/2 Tablette Diamox und begutachteten ihre Körper. Für sie war die Tour eine sportliche Herausforderung, die sie meistern wollten, nicht einfach nur Bergfreude wie bei mir. Also die Bergwelt haben sie schon auch genossen, aber alles mehr technisch observiert: wie man am besten durch die Steine geht, wie oft man Pause macht, wie schnell man steigt, wie das mit den Grödeln auf dem Schnee geht, wie es mit der großen Herausforderung Kälte zu meistern ist usw. Sie hatten durchaus eine sehr große Freude an ihrer Unternehmung.

 

Es hat hier sehr viele indische Gruppen und Einzelne, deren großes Ziel das Everest Base Camp ist. So als eine Sehenswürdigkeit, die man im Leben mal gesehen haben sollte. Ich wollte wegen dem Rummel keinesfalls dorthin. Mir schienen hier 2 ziemlich differierende Herangehensweisen an die Berge aufeinander zu treffen, wovon ich die eine nicht wirklich nachvollziehen kann. Natürlich freue ich mich auch über gemeisterte Höhen und Strecken, aber Hauptmotivation ist immer „schöne Bergwelt“. Mich machten diese anderen Leute überwiegend grummelig (besonders in ihrer großen Anzahl) und ich fand auch prinzipiell deren Herangehensweise eher doof. Andererseits: gerade diese getroffenen Inder hatten eine wirkliche Freude und positive Ausstrahlung über ihre Leistungen, dass ich mir auch dachte: wer bin ich, das zu beurteilen.

 

Warum z.B. diese Inder übrigens nicht in Indien trekken: nicht nur wegen Sehenswürdigkeit Everest Base Camp, sondern auch weil man in Indien meistens in Zelten schlafen muss und das ist dann eine Schwierigkeit zu viel und undenkbar.

 

Jedenfalls gab mir diese Tour viel Futter zum Nachdenken über Bergtourismus. Und neben manchen Bergfreuden fühlte ich mich allerdings eher wie ein miesepetriger Griesgram.

 

Übrigens war der Guide der Inder auch ein spezieller Typ. Er stammt aus dem Langtang (Helambu) und war auf einer Internatsschule für Waisenkinder. Aber soweit ich ihn im Gespräch verstand, war er gar kein Waise (ich hatte mal einen Artikel gelesen, dass man mit Waisenkindern wesentlich besser Spenden – z.B. für Schulen – generieren kann. Problem: es gibt gar nicht so viele Waisen in Nepal (und auch anderen Ländern mit vielen Spendeneinrichtungen). Er war Sherpa und weil die meisten sehr ähnliche bis gleiche Namen haben, sollten sie sich in der Schule neue Namen geben. Er wollte Asman heißen (statt Dawa Norbu) und das hat sich so durchgesetzt, dass es jetzt auch offiziell in seinem Ausweis steht. Nach der Schule war er sehr Armeeinteressiert. Leider hatte er die Aufnahmeprüfungen für die nepalesische Armee nicht geschafft. Er wollte sich dann noch bei der Fremdenlegion bewerben, aber irgendwie hatte das auch nicht hingehauen. Dann ging es im Gespräch (mal wieder) um Hitler. Er behauptete, Hitler hätte gesagt, dass wenn seine Armee aus nepalesischen Gurkhas bestanden hätte (statt Weichei-Ariern), hätte er den Krieg gewonnen! Das könne ich gerne nachlesen! (Im Internet steht dazu einiges) Na jedenfalls wurde nix aus seinen Armeeträumen und so ist er dann Guide geworden – weil er damals die Gegend kannte und englisch konnte.

 

Und wie ging es mir körperlich? Schlecht. Es hatte sich tatsächlich eine gute Bronchitis entwickelt, die Nase war schnodderig, ich fühlte mich oft frierig schlapp. Auch meine Augen waren noch lange nicht gut ausgeheilt. Was nun? Der Plan war ja, über den Renjo-Pass nach Westen zu gehen und damit eine Runde zu machen. Eigentlich bleibt man in Gokyo 2 Nächte um noch auf den Gokyo Ri zu steigen, aber danach war mir nicht. Ich bat Tenji, mir für den Passtag einen Porter zu besorgen. Nein, auf keinen Fall! Er trägt meinen Rucksack! Gewichtsmäßig würde das kein Problem darstellen – nur würde es sehr unhandlich sein. Wir stritten noch ein wenig hin und her, aber er blieb standhaft: er trägt.

 

Gokyo liegt auf 4.860 m, der Pass auf 5.360 m – die 500 Höhenmeter würde ich schon irgendwie hinkriegen. Meine Sauerstoffmessung war in Ordnung. 5:30 Uhr ist es hell genug und das war unsere anvisierte Startzeit.