Manang -> Ledar – Denn das Leben ist nicht morgen sondern jetzt

13. März 2023

Am Vorabend gab es Guides, die hatten einen Oximeter dabei: meine Sauerstoffwerte waren gut. Gespräch mit dem Lodgebesitzer: Porter bis zum Endpunkt Muktinath kostet viel zu viel Geld, er rät zu einem bis zum Pass. Der Tilicho Lake war für mich gestorben – klang zu unatattraktiv mit Schnee. Und ich befürchtete auch langsam nach diesen Sonnentagen einen Wetterumschwung. Also Passüberquerung! Mit Porter. Der Preis war zwar hoch (aber absolut im Rahmen wie mir alle nachträglich versicherten) – jedoch sicher gut investiert. Es bleibt ja teilweise ein Zwiespalt: alleine tragen macht stolzer (jedenfalls mich), aber die Leute vor Ort haben zu wenig Verdienste (gerade noch nach Corona) und können mein Geld gut gebrauchen.

 

Am Abend gab es auch noch eine große Diskussion über die neue Aprilregel, die zu einem Guide verpflichtet. Die Meinungen waren ziemlich divers und gespalten, auch unter den Guides. Das „blöde“ mit den Guides ist: wenn keine Not auftritt und sie kein Gepäck tragen, „braucht“ man sie nicht wirklich und sie hatten im Prinzip wenig zu tun. Es sei denn, sie hatten Zusatzkönnen wie viel Wissen um Flora + Fauna und/oder Übersetzungsbereitschaft für weitere Gespräche mit anderen usw. War schon interessant zu beobachten, wie die mit der Kundschaft interagierten. An einem Tag war ich dann aber doch erschrocken als einer einen berühmten Hindutempel einer ganz falschen Gottheit zuordnete (Kali statt Vishnu). Also gutes Wissen ist nicht immer da. Später noch mehr dazu.

 

Morgens schien die Sonne, mein Porter (der tatsächlich null englisch konnte) kam, nahm meinen vergleichsweise ziemlich leichten Rucksack und wanderte mit mir los. Er war tibetischstämmig und wohnte im oberen Manangteil. Aber zuerst musste ich mich registrieren (wofür ich die 37 Euro ausgegeben hatte – auch hier wieder interessant: in den Lodges wurde mein Name nirgendwo registriert und am Ende musste ich mich auch nirgendwo austragen. Wäre ich verloren gegangen, hätte mich schon interessiert, wie und wo sie nach mir gesucht hätten). Und die Ziegen starteten zum Weiden.

 

Ziegen

 

Der Weg schlängelte sich nach oben, zuerst breit ausgebaut, später ein Pfad. Das Herz lachte und ich summte Irie Revoltés „Jetzt“ mit obiger Liedzeile vor mich hin. Sehr zufrieden mit meiner Entscheidung.

 

Weg

 

Rückblick auf Manang

 

In Manang waren wir noch beim Haus vom Porter vorbeigekommen. Dort gab ihm seine Frau sein Pferd und später lud er meinen Rucksack rauf und ich war noch zufriedener. Ist mir angenehmer als wenn er ihn trägt und Geruch und Geräusche erinnerten mich an Ladakhtrekking. Ich trug nur meine Kamera und meistens meine Wasserflasche. Aber er blieb auch immer in meiner Nähe.

 

Porter und Pferd

 

Rucksack auf Pferd

 

Wir kamen noch an Häusern vorbei und einem Herrn, der schon sein Feld pflügte

 

Häuser

 

Pflügen

 

Pferdemann und Pflüger

 

Man konnte ein Tal hinaufblicken und unten auf dem Pfad Leute sehen, die zum Tilicho Lake wollten. Wir bogen in das Tal rechts ab.

 

Talblick

 

Tilicho Lake Weg

 

Bäuerin

 

Der Weg ging toll immer oben am Hang entlang – sowas von schön! Es waren noch weitere Trekkende unterwegs – u.a. eine große Gruppe vom Intrepid-Reiseveranstalter. Auch Pferde gab es, die belieferten die Lodges und Leute weiter oben.

 

Intrepid-Porter

 

Lastenpferde

 

Pfad

 

wartender Pferdemann

 

Was für mich ja am angstbesetzten ist, sind die Hängebrücken. Ich kneife meine Augen zusammen, fasse das rechte Seil an, achte darauf, dass niemand außer mir die Brücke betritt (wegen Wackeln) und taste mich voran und wenn es ein Stück aufwärts ging und mehr schaukelt mach ich die Augen wieder an und bin kurz vor Ankunft. Dann bin ich schweißgebadet und die Beine zittern bisschen und Erleichterung macht sich breit.

 

Hängebrücke

 

Pfad

 

Kurz vor Mittag war Yak Kharka erreicht, eine Lodgeansammlung auf 4.020 m Höhe. Hier stoppten schon viele für die Nacht. Ich hatte Mittagessen und dabei einen Fehler gemacht. Ich bin allergisch gegen Paprika und hatte nicht nachgefragt und bekam ein Gericht mit. Ich sortierte zwar schnell die großen Stücke raus – aber danach war mir doch schlecht und ich bekam Magenschmerzen (die kamen immer mal wieder), übergab mich etwas (danach nicht mehr) und erst nach einem Süppchen am Abend verschwand die Übelkeit wieder.

 

Nach dem Mittag schlug das Wetter um, es bewölkte sich und war aber auch nicht mehr weit nach Ledar auf 4.200 m.

 

kurz vor Bewölkung

 

Bewölkung

 

Ledar

 

Hängebrücke

 

Hängebrücke

 

Ledar hat auch nur ein paar Lodges und wenige BewohnerInnen. Ab hier war es nun karg, d.h. keine wirklichen Waschgelegenheiten, kein eigenes Klo (und ich habe eine sehr nachtaktive Blase) und es war kalt. Hier lernten wir uns nun aber langsam kennen.

 

Amerikanerin und Russe

 

ich und Frau China

 

„Wir“ waren recht international: Sofi, die alleinige vietnamesische Trekkerin von meinem Tag 1, 2 Chinesinnen, die ebenfalls allein unterwegs waren, 1 Russe mit 1 Guide, 2 Amerikanerinnen (Ultra-Läuferinnen) mit 1 Guide, 1 schottisch/englisches Paar mit 1 Guide + 1 Porter, 1 Holländerin + 1 Schwede von Agentur zusammengebracht mit 1 Guide + 1 Porter, 1 australisches Paar mit 1 Guide + 1 Porter, 1 Paar aus Taiwan (wenig Kontakt, die waren nicht so gruppenkuschelig) auch mit Guide + Porter – ich glaube das war es. Wir hockten um den Ofen rum und ich glaube kaum jemand wusste Vornamen, wir haben uns immer nur mit der Länderherkunft angeredet.

 

2 Guides und 1 Porter von einer Agentur waren besonders nett und haben sehr gerne mit mir und Frau Vietnam und Frau China rumgescherzt. Das war so richtig ein Abend nach meinem Geschmack mit einigem Gelächter. Und ein anderer Guide erzählte dann noch was von Geistern. Die könnten nachts herum geistern. Bisher geisterten nur Schneeflöckchen herum. Brrr……

 

Schneeflöckchen

 

Frohgemut ging ich ins Bett – und bekam Kopf- und Magenschmerzen und Schlaflosigkeit (plus Pinkelgänge) und bereitete mich innerlich schon auf Abstieg vor. Trotz weiterhin OK Sauerstoffwerten. Kacknacht!