Ich mochte nicht mehr. Zwar habe ich nicht ständig wirklich gefroren, aber ich mochte nicht mehr so viel Mütze tragen, nach Wärme suchen, nach warmen Tröpfelduschen bibbernd auf kaltem Boden herumspringen. Ich mochte die Landschaft nicht so wirklich, was vielleicht an meinen Erwartungen lag. Ich mochte den Wind nicht. Die große Straße (befahrener als auf der anderen Annapurna-Seite) fand ich doof. Und die Aussicht auf einen vollen Trek in grüner Landschaft fand ich nicht berauschend. Ebenso hatte ich schlechtere Wetterbefürchtungen. Also Direktfahrt nach Pokhara.
Und außerdem war es auch einfach schön, mich anderen Leuten anzuschließen, d.h. Michi und Verena wollten auch mit dem Bus nach Pokhara (wir überlegten Taxi, aber es war viel zu teuer). Also sammelten wir uns morgens mit anderen Leuten zur Abfahrt. Da traf ich Katie wieder, die wollte ab Tatopani weiter wandern. Die Sonne lachte zwar wieder, aber bei der Runterfahrt bereute ich meine Entscheidung nicht. Es war zwar ganz hübsch, aber nicht so toll wie vorgestellt. Vielleicht sollte ich der Gegend noch eine Chance geben – aber nicht diesmal.
Ich mochte, wie staubige Scheibe und meine Kamera diese rauhen Bilder produzierten. Dann kam es zu einem Stopp: Straßenbauarbeiten wegen Landrutsch.
Die Schlucht, durch die der Kali Gandaki zwischen Dhaulagiri und Annapurna fließt (beides 8.000er) gilt als die tiefste der Welt. Ich stellte mir ein großes Staunen mit offenem Mund vor, aber das blieb aus. Weil man ja nicht von 8.000 runterguckt sondern von viel weiter unten und dann schaut es eigentlich wie eine normale Schlucht aus.
In Nepal guckt einen übrigens recht oft das Gesicht von Nirmal Purja (Nimsdai) an, der alle 14 8.000er in knapp über 6 Monaten bestiegen hat und darüber Buch und Film gemacht hat. Allerdings sind nicht alle vollauf begeistert von ihm.
In Tatopani, wo es heiße Quellen gibt, stiegen einige aus dem Bus aus um weiter zu trekken. Ein lustiger Mann stieg aus, überlegte 5-10 min und stieg wieder ein. Doch keine Trekkinglust. Auf der Strecke zwischen Marpha und Tatopani war ein alternativer Trekkingpfad an der anderen Flussseite angelegt worden, aber diverse Erdrutsche und kein Wiederaufbau hatten ihn zum guten Teil zerstört und man konnte nur noch Teile gehen. Ein Einheimischer sagt, dass seit Straßenbau wesentlich mehr Erdrutsche statt finden würden. Da diese aber auch auf der anderen Fluss/Schluchtseite gut zu sehen waren, vermute ich erstmal keinen Zusammenhang sondern andere Ursachen.
Dann hatte man den Kali Gandaki verlassen und der Bus fuhr auf und ab durch hügelig-bergige Landschaft in flauem Licht. Kurz vor Pokhara gab es noch mal eine lange Wartezeit wegen Bauarbeiten.
Die vielen nicht enden wollenden Kilometer in ähnlicher Landschaft mit ähnlichen Nepali-Pop-Songs wirkten als sei man gefangen in einem unendlichen Loop, wo sich alles nur wiederholt. Soundtrack: Talking Heads „Road to Nowhere“. Natürlich stimmte das nicht und wir kamen irgendwann am Nachmittag an. Wärme. Sauberes ordentliches Zimmer mit Bettdecke ohne Schlafsack. Gute Dusche. Das sorgt dann erstmal für ein kleines Paradiesgefühl.