Mestia – viele spezielle Erlebnisse mit doofem Ende

1. – 3. Juni 2023

 

 

Patrick hatte also Durchfall und der wurde nicht besser und so saß ich dann allein im Zug nach Zugdidi. Theoretisch hätte er am Folgetag nachkommen können, aber das passierte nicht und so reiste ich erstmal allein weiter. So eine Bahnfahrt ist immer recht langsam, geruhsam und ereignisarm. So auch diese.

 

Zuginnen

 

Bahnhof

 

Zugdidi ist weit im Westen und der Startpunkt für die Weiterreise nach Svanetien. Am Bahnhof warteten 2 Marshrutkas auf Reisende, die erste war schon voll und ich kam in die zweite, die leider etwas schrott war. Statt großem Seitenfenster gab es Plastikplane, nach einigen Kilometern blieb das Fahrzeug stehen und sprang nicht mehr an, man guckte den Motor an, ein Lastwagenfahrer hielt und guckte auch in den Motor, man machte irgendwas, dann schob man an und das Gefährt sprang wieder an. Nach so einigen weiteren Kilometern qualmte es vom Motor her und es gab wieder eine Pause. In der dritten Pause wurde ordentlich Kühlwasser mitgenommen und in der 4. und 5. nachgefüllt. Nach 4 Stunden hatten wir die 135 km hinter uns gebracht und waren tatsächlich am Ziel: Mestia auf 1.420 m, umgeben von hohen Bergen.

 

1. Stopp

 

anschieben

 

Kühlwasser

 

Mestia ist der Hauptort in Swanetien, die als schönste Region Georgiens gilt. Es liegt im Nordwesten an der Grenze zu Russland mit einer eigenen Kultur – darüber gibt es einen eigenen Blogpost. Es sind hier sehr viele sehr hohe Berge (bis über 5.000 m), die alle schneebedeckt sind. Leider war das Wetter nicht so gut. Am ersten Tag spazierte ich herum und bis zu einem Aussichtspunkt und dann regnete es, ich gin in ein Lokal und später schien ein bisschen die Sonne. Optisch auffällig sind die ganzen Wehrtürme aus früheren Zeiten. Davon habe ich auch einige fotografiert:

 

1

 

2

 

3

 

4

 

Es gibt noch so ein paar alte Gemäuer in Mestia, aber nicht ganz so reichlich.

 

alte Ecke 1

 

alte Ecke 2

 

Es wurde ziemlich viel abgerissen und neu gebaut und zwar zwischen 2009 und 2012. Dadurch hat es quasi sein Gesicht verloren, wie z.T. beklagt wird. Hier ist jedenfalls auch Tourismuszentrum – sehr viele Unterkünfte und Lokale. Man kann Ausflüge hierhin und dorthin machen und wandern.

 

Stadtplatz

 

Prinzipiell ist es aber sehr ländlich, wobei ich zwar viele Kühe, aber bisher keine Schafe sah.

 

Kühe in Mestia

 

Landschaft

 

Es fing also an zu regnen und ich freute mich in einem Lokal auf Kartoffeln, aber die waren aus. Gemüse haben sie hier sowieso relativ wenig in ihren Gerichten. Als eine Spezialität wurde geschmolzener Käse mit Hirse angeboten – das war eines der seltsamsten Gerichte, die ich je hatte und was meinen Bauch vollkommen verklebte. Das Lokal war aber ganz hübsch.

 

Lokal

 

Käse mit Hirse

 

Und dann wollte ich einen 4-Tages-Trek gehen. Wegen dem Wetter ist es gut, früh zu starten – und so machte ich mich frohgemut um 7:00 im letzten Sonnenlicht auf den Weg.

 

Start

 

letzter Sonnenschein

 

Es ging über den Fluss und so gab es noch einen Blick auf das Dorf. Rhododendren und noch was anderes blühte wie toll und verströmte wundervollen Duft. An mir zog eine weitere alleinwandernde Deutsche mit langen Beinen vorbei.

 

Blick auf Mestia

 

Rhododendron

 

andere Duftblüte

 

Wandernde

 

Der Weg war nicht schwer zu finden, es gab Wegweiser und Markierungen und es ging etwas über 500 Höhenmeter hinauf. Die Landschaft war hübsch, aber leider leider ohne Sonne.

 

Wegweiser

 

Pfad

 

Wiese mit Pferden

 

Blick ins nächste Tal

 

Auch hier waren keine Schafe zu sehen, aber Kühe.

 

Kühe

 

Dann kamen einige Regentropfen runter und ich dachte, was ich doch für ein Glück habe, als ich diesen Unterstand sah:

 

Unterstand

 

Rechts ist ein Rohbau und ein bisschen weiter unten rechts ein Haus. Alles war umzäunt und es gab ein Gatter und davor waren 2 Autos. Ich hockte da ca. 30 min. Ein Hund kam, guckte und verschwand wieder. Dann schulterte ich wieder den Rucksack, ging es aus dem Gatter raus und nach ca. 10 min kläffte der Hund hinter mir, ich drehte mich um und schwupp sprang er mich auch schon an und biss mir kräftig in den Ellenbogen. Ich fingerte wie wild nach dem Pfefferspray, welches ich in der kleinen Tasche vom Rucksackbauchgurt eigentlich griffbereit hatte. Aber das klappte nicht so schnell. Der Hund biss nochmal von hinten oberhalb der Kniekehle und dann hatte ich endlich das Spray und sprühte. Er schreckte weg und ich stolperte langsam rückwärts den Pfad weg. Ein bisschen gebrüllt hatte ich wohl auch noch, aber es kam niemand aus dem Haus. Vielleicht zu weit weg oder alle unterwegs. Ich ging ein Stückchen und setzte mich dann hin und musste erstmal tüchtig losheulen. Hatte ich was falsch gemacht? Was? Wie hätte ich anders reagieren können? Ich ging doch weg und hatte ihm den Rücken zugedreht. Ich zog meine dicke Fleecejacke aus: uff, voll der Biss und Blut. Ich mochte den Arm auch kaum bewegen. Ich machte ein Foto und auch von dem Ort – rechts oben weiter oben der Unterstand, links unten davon das Haus und ganz links ein ganz anderes Gebäude.

 

Bisswunde, nicht so schlimm aussehend wie es war

 

Tatort

 

Blöderweise kam noch ein anderer Hund, der freundlich mit dem Schwanz wedelte, aber ich wollte keine Hunde mehr und umklammerte das Pfefferspray. Zuerst wollte ich noch weiter gehen, aber dann dachte ich, dass ich vielleicht doch lieber ins Krankenhaus sollte und fand einen Weg runter zur Straße. Da fuhren wenige Autos, aber immerhin welche. Das war noch ein ganzes Stück und weiter unten war ein Dorf und da war schon wieder ein Hund, der wollte mich nicht passieren lassen. Zum Glück hatte ich ihn aber gut vorher gesehen. Ich fand zwei einfache Handwerker und konnte den einen animieren, mit mir am Hund vorbei zu gehen, auf den er Steine warf. Dann war ich auf der Straße und tatsächlich kam nach 10-15 min ein Auto und hielt an: 2 deutsche Touristen im Taxi! Sie fuhren mich in das Krankenhaus nach Mestia.

 

Dort gab es eine Ärztin, liebevoll guckende Helferinnen und zwei etwas englisch sprechende Herren, wovon der eine meinen Pass wollte und hinterher 150 Lari (55 Euro). Ich kam zum Glück schnell ran, die Ärztin säuberte die Wunden (den Kniekehlbiss hatte ich noch gar nicht angeguckt, aber da war auch Blut), spritzte mir Anti-Tollwutmittel und auf meinen Wunsch Tetanus (meine letzte Spritze war schon bisschen her).

 

Dann ging ich wieder zum Guesthouse, wo mich alle lieb anschauten und die Besitzerin mir einen leckeren Kräutertee machte.

 

versorgte Bisswunde

 

Kniekehlbiss

 

Ich war fix und fertig. Am Vorabend hatte ich noch mit Patrick gemutmaßt, ob die Hundeprobleme nicht übertrieben wären – konkret wurde eigentlich immer nur von netten begleitenden Hunden gesprochen. Und es gab hier nichtmal Schafe! Aber eben schon so einige Hunde, alle ganz schön groß – so auch der Beißhund, sein Kopf war auf meiner Hüfthöhe.

 

Inzwischen hat es nochmal nachgeblutet, ich habe einen eigenen Verband angelegt, es schmerzt hauptsächlich bei Bewegung – und ich überlege, was nun wie weiter. Alleine wander ich hier definitiv nicht mehr für länger und das Pfefferspray werde ich wenn, dann wohl immer in der Hand halten.