Morvania ist ein Dorf nicht weit entfernt von Udaipur. Wenn man eine Radtour in der Udaipur-Gegend bucht, ist Morvania oft das Ziel. Hier lebt ein bunter Mix aus Rajputen, Brahmanen, anderen KasteninderInnen, Bhil und Meena. Die beiden letzten sind Adivasi. Es zählt ca. 300 Leute in 50 Häusern. und ist damit nur eines von vielen vielen ähnlichen Dörfern in Rajasthan. Eine Familie hat bereits ihr Haus geöffnet für Rast mit Verpflegung für die Radelnden oder andere Gäste auf der Tour. Wir nächtigten dort und fanden es absolut geeignet für weitere Übernachtungsgäste. Die Gastgeberfamilie ist sehr lieb und fürsorglich. Aber zuerst ein kleiner Gang durch das Dorf. An beiden Seiten der Straße zogen sich Häuschen die Hügel hinauf.
Ein noch recht junger Kindergarten wurde von der Regierung eingerichtet. Die Kinder bekommen nicht nur feste gute Mahlzeiten und die 2 Kindergärtnerinnen eine Arbeitsstelle, sondern es wird auch sehr auf die Gesundheit der Kinder geachtet (Gewicht, Größe, Impfungen), und sie starten spielerisch mit dem Lernen. Besuch waren sie noch nicht gewöhnt.
Wie in jedem Dorf fehlen auch die Tempel nicht. Hier einer mit Tigern.
Wir besuchten einige Familien und stellten fest, dass die am ärmsten aussehenden Behausungen – wie überall – den Adivasi gehörten.
Zurück in der Unterkunft gab es lecker Essen. Ein neuer Lieblingsnachtisch von mir: Gond ka Halva. Außerdem gab es eine Variante von Bafla und zwar Bafla Bati. Hier gibt es mehr Infos und eine Anleitung zum Selbermachen: https://www.mygingergarlickitchen.com/how-to-make-dal-bafla-bafla-bati-in-oven-and-pan-video-recipe/. Es steht noch auf meiner To-do-Liste von Gerichten, die ich daheim kochen will.
Dann musste geruht werden… Von dem Dach auf dem Haus gab es einen tollen Blick in den schönen Spätnachmittagshimmel.
Und nach unten. Und von da sah ich auch, dass hinter dem Haus etwas los war. 2 Schafe (oder waren es Ziegen?) wurden geschlachtet. Das musste ich mir näher anschauen! Das Schlachten war schon vorbei, aber was dann weiter geschah war auch nicht uninteressant.
Und danach wurde es auf möglichst genau gleiche Haufen verteilt (siehe ganz oben).
Die Käufer gaben dem Schreiber ihren Namen und das Gewicht. Der notierte alles, die Leute zogen mit ihrer Ware ab – und zahlten wannanders dem Fleischverkäufer.
Einerseits ist das ja nicht sonderlich spektakulär und man könnte auch die Info bekommen ohne dabei zu sein. Aber ich lieb das: direkt daneben zu hocken, mir alles zusammen zu denken oder die Infos zu bekommen (wenn jemand englisch spricht), mit der Kamera meine visuellen Notizen zu machen (fanden alle in Ordnung, nur der Schlächter wollte nicht, dass ich sein Gesicht drauf habe – und so sieht man ihn auch nicht auf den Bildern) und die Atmosphäre zu spüren. Einfach ein wenig den Alltag woanders kurz teilen.
Und wenn man dann eben bei so einem Dorf hält, ahnt man nie, was man zu erleben bekommt, welche Puzzlestückchen für das eigene Indienbild sich hier präsentieren werden. Kann man nicht einplanen, aber man kann seine Chancen erhöhen indem man Dörfer besucht und interessiert herumschaut.