Muktinath – so let the wind cross your ash thoughts

16. März 2023

 

 

Zum Frühstück gab es eine Überraschung: ich würde doch nicht allein hier bleiben. Die Hälfte eines Paares hatte Brechdurchfall und wollte keine zig Stunden Bus fahren. Ansonsten sind aber wirklich alle fort und das war erstmal komisch, wieder allein zu sein.

 

Später kamen dann neue Gäste, die den Pass gequert hatten und auch Muktinath füllte sich. Mir schien, als seien es schon viel mehr Leute gewesen (trotz „unserer“ Intrepid-Gruppe) und es sah so aus, als würden es täglich mehr werden. Die Neuen hatten jedenfalls untereinander eher kaum Kontakt. Da fand ich meine Begleitung schon sehr viel besser. Das Wetter wurde immer bescheidener – zuerst noch blaue Himmelsflecken, aber irgendwann war es vollkommen bewölkt. Und kühl. Und so schien mir, dass ich das passendste beste Zeitfenster ausgewählt hatte. Am 1. Sonnentag gestartet, am letzten beendet. Ich Glückspilz!

 

Auch fand ich die Tagesplanung mit Ice Lake und danach noch einen Ausruhtag bestens. Wo man die letzten beiden Nächte vor dem Pass schläft ist wohl sehr nach eigenen Vorlieben – für mich war es gut so. Im Nachhinein hätte es wohl meinen Pferdemann nicht wirklich gebraucht, aber wer hätte geahnt, dass es mit den anderen so nett sein würde. Besser ist es, sich nicht drauf zu verlassen. Und dass ich bergauf nix tragen musste war natürlich auch sehr angenehm. Aber für die Tage vorher – da war ich froh, dass ich die Wahl hatte und ohne gehen konnte. Und man kann sich ja täglich umentscheiden, überall werden Tragedienste angeboten (auch Reitpferde – habe aber niemanden gesehen, wo drauf saß).

 

Es war schon interessant, die Guides und Porter der Agenturen zu erleben. Eine tat sich dabei hervor, die hatten einen Guide mit 1 Kunden und 1 Guide + Porter mit 1 Kundschaftspaar auf Tour und diese hatten nicht nur Oximeter sondern waren auch am freundlichsten mit anderen nachdem sie mit Kundschaft abgecheckt hatten, dass das in Ordnung war. Eine andere dagegen bzw. der Guide, der mit 2 Frauen unterwegs war, tat sich in meinen Augen negativ hervor: trotz dass er mit mir kaum Kontakt hatte ging er mich am letzten Abend an, dass ich seiner Agentur doch auf Tripadvisor viele Sterne geben solle. Und mit ihnen zusammenarbeiten – weil ich doch Reiseveranstalterin war. Ich war in Versuchung, eine Negativbewertung da zu lassen, so blöd fand ich das. Aber hab ich dann doch nicht.

 

Oftmals sag ich nix auf solchen Touren, dass ich Reiseveranstalterin bin – aber in manchen Situationen erscheint es mir unfair, es nicht zu erwähnen. Ich bin jedenfalls nicht in Versuchung, jemanden anderen zu suchen.  Ansonsten war es für mich ein ziemliches Novum, mit so vielen anderen internationalen Menschen unterwegs zu sein. Also jetzt nicht nur die von den letzten 3 Tagen. Ich habe tatsächlich mit sehr vielen sehr netten Menschen gesprochen – aber auch das Gefühl, kaum „Nepal“ erlebt zu haben.

 

Das klingt ja inzwischen fast so als wäre die Tour schon beendet, aber es ging ja noch weiter. Also ein Tag Muktinath bei schlechtem Wetter und weiterhin Fröstelei. Eigentlich heißt nur der berühmte Tempel Muktinath, der dazugehörige Ort Ranipauwa. Da massig Leute zum Tempel pilgern (und Trekkende vom Thorung la kommen) sind hier hauptsächlich Unterkünfte, Lokale und Geschäfte. Die Taxen und Bus halten am Ortsausgang und man bewegt sich eher ohne durch den Ort. Der hat eine breite eher leere Staubstraße und wirkt damit seltsam verlassen.

 

Ortsstraße

 

Verkaufsstände

 

Frau vor Haus

 

Ich fand, dazu passte die Liedzeile aus „Firebird“ von Milky Chance – ein Lied was ich auch gerne vor mich hinsumme.

 

Was auch bemerkenswert war: es gab eine Bank, wo ich Geld tauschen konnte und der Kurs war besser als in Kathmandu und Pokhara. Allerdings taten das wohl nicht viele Leute – es ging sehr langsam voran und alles wurde notiert und überdacht. Am schönsten war, als er mich nach der Quelle meiner Scheine fragte. Quelle? Na, wo ich sie her habe. Ich habe sie bei meinem letzten Job verdient, es ist mein Gehalt. Ok. Mmmhhh. Na, aus einem Geldautomaten aus Deutschland, da habe ich die Scheine ganz korrekt her! Ah so. Und er überlegt und überlegte.

 

Da es ja diesen Tempel hier gibt, waren auch entsprechend viele Sadhus oder sogenannte heilige Männer da. Sogenannt, weil manche nicht heilig sondern eher „hinüber“ schienen. Der eine legte sich einfach flach auf die Straße. Sein Kumpel wollte ihm aufhelfen, da es auch etwas zu kalt zum rumliegen war. Aber er schmiss sich auf halbem Weg wieder hin. Ein anderer mit weißem Gesicht rannte wie aufgezogen hierhin und dorthin.

 

Also dieser Tempel. Er wird von Hindus und BuddhistInnen gleichermaßen verehrt und hat für beide Gebäude auf dem Gelände. Dieses Gelände ist weiter oben und ja weit über 3.700 m hoch, d.h. TagesbesucherInnen können gut an Höhe leiden und müssen auch noch Höhenunterschiede überwinden. Es sind überwiegend indische PilgerInnen – und die sind nicht immer fit und müssen transportiert werden. Entweder auf Pferderücken oder so Krankentragen. Die sind aber gar nicht frisch krank geworden, sondern finden es eine genehme Form des Transports.

 

Tempeltransport

 

Tempeltransport

 

Tempeltransport

 

Der Tempel ist eine größere Anlage mit einem Hinduhaupttempel Vishnu gewidmet, buddhistischen Versammlungsräumen und Wasser, dass aus heiligen 108 Hähnen fließt. Der Einfachheit verbinde ich einfach hier zum Wikipedia-Artikel.

 

Haupttempel

 

Haupttempel

 

108 Wasserhähne

 

108 heilige Wasserhähne

 

Tempel und Tauben

 

buddh. Versammlungsraum

 

Buddhastatue

 

buddh. Gebetsfahnen

 

Wandmalerei

 

Mhm, so dolle sind die Bilder jetzt nicht. Aber ich hatte mir irgendwie auch vorgestellt, dass ich beeindruckter gewesen wäre. Wahrscheinlich schon zu viele Tempel und heilige Orte gesehen.

 

Ich mümmelte mich unter die Decken in der Unterkunft und las ein Buch von Samrat Upadhyay – dem wohl bedeutendsten nepalesischstämmigen Autor. Infos hier.

 

Ach ja, die Umgebung von Muktinath: großartig! Wie Ladakh. Aber an dem Tag hässlich verhangen. Ich ging früh ins Bett und hoffte auf den nächsten Tag, wo ich da durchwandern wollte. War ein bisschen seltsamer Tag nach den vorherigen Highlights und Aufregungen.