Mein neues Andenken an das Ereignis vom Vortag war eine heftige bakterielle Augenentzündung. Schon in der Nacht trat Flüssigkeit aus den Augen, morgens war alles verklebt bzw. eiterte eifrig weiter. Ich könnte immer nur verschleiert gucken. In Namche hat man üblicherweise immer einen Akklimatisierungstag eingeplant. Den nutzten wir nun, um zuerst zu einer Apotheke zu gehen, wo mich eine freundliche Frau mit Augentropfen versorgte. Am nächsten Tag guckte ich immer noch etwas schleierig, aber statt Eiter war nun alles geschwollen und blutunterlaufen. Ob das alles seine Richtigkeit hatte? Sie sagte ja, aber falls ich einen Doktor sehen möchte, da hinten wäre einer. Man empfing mich dort mit der Auskunft 75 USD für Untersuchung. Da vertraute ich dann doch der Apothekerin und sie hatte auch recht, langsam langsam langsam heilte alles wieder ab. Ich hatte mir das wohl beim vielen Weinen mit Augenreiben eingefangen. Zum Glück juckte oder schmerzte nichts, es sah nur gruselig aus.
Mir war jedenfalls nicht danach, den Ursprungsplan der 3 Pässe fortzuführen, ich fühlte mich nicht stark und motiviert genug. Wir reduzierten auf die Gokyo-Runde und zwar gegen den Uhrzeigersinn.
Aber erstmal hatte ich Zeit in Namche. Das ist ein großer Ort mit vielen Gebäuden und Geschäften und Freitags und Samstags ist Markt für die umliegenden DorfbewohnerInnen. Morgens, wenn noch keine großen Wolken aufgezogen sind, hat man einen hübschen Blick.
April gilt hier übrigens (gegenüber Oktober) als Nebensaison und alle meinten, dass das touristische Aufkommen auch wirklich gering sei. Ich merkte es daran, dass ich insgesamt oft allein oder nur mit 1-2 weiteren Leuten in den jeweiligen Unterkünften war. Im Oktober muss man offensichtlich um jedes Bett kämpfen und die Guides manchmal im Esszimmer mit dem Kopf auf dem Tisch schlafen. Vor einiger Zeit buhlte man in Namche um die Touris offensichtlich mit Dumpingpreisen: das Zimmer kostet nix wenn man alle Mahlzeiten in der Lodge zu sich nimmt und nicht woanders. Das erinnerte mich an die Tour im Langtang in 2010, wo wir andauernd von Leuten angelockt wurden, die uns Lodge, Tee, Mittag usw. verkaufen wollten und verzweifelt klangen, da eben das Angebot viel größer war als die Tourizahl. Da tat einem jeder einzelne Mensch leid und man bekam mehr von der Armut mir. Hier hat mich nie jemand angesprochen (wegen Guide? Oder allgemein „verboten“?) – aber trotz erhöhter Preise hatte ich das Gefühl, dass es irgendwie finanziell nicht wirklich gut hinkommt für die Einheimischen. In Namche jedenfalls wurde ein Gesetz erlassen, dass man immer (mind.) 1000 NRP pro Übernachtung nehmen muss und dass es auch kontrolliert werden würde (habe vergessen, das dazugehörige Schild zu fotografieren).
Was hier etwas mehr ist im April ist, dass das ganze Material für die Mt. Everest AspirantInnen nach oben geschafft wird – auf Tieren, auf Portern, in Helikoptern. Die Gipfelstürmerei geht dann im Mai los, bis dahin wird alles vorbereitet. Leider habe ich auch verpasst einen Screenshot einer Datei zu machen, die die Zahlen der Gipfelgenehmigungen zeigte. Ich weiß nun nicht mehr, ob es nur für das Frühjahr oder das gesamte Jahr galt. Was ich erinnere: 16 Gruppen für den Mt. Everest, für die anderen Gipfel höchstens 3. Die einzelnen Leute weiß ich auch nicht, aber es gab dann eine Gesamtsumme von 2,5 Mio USD. Nur für Genehmigungen! Wenn man Guides fragt, was mit dem Geld passiert, kommt oftmals eine Geste des in-die-Tasche-steckens. Andere sagten, man hätte hier die Wege besser ausgebaut, d.h. es gibt mehr betonierte Stufen mit Geländer an der Seite zum nicht-runterfallen.
Es juckt mich eigentlich in den Fingern, diesen ganzen Tourismus hier mal finanziell aufzudröseln – aber leider habe ich weder Zeit, noch Wissen, wie das genau anzustellen ist.
Die Unterkunft war genau an dem Weg, den die meisten gingen um Richtung Everest Base Camp zu gehen – ich will mir wirklich nicht ausmalen, wie es im Oktober hier ausschaut.
Viel herum spaziert bin ich nicht, da es mit den Augen zu heikel war. Aber ich bin einem Tee-Schild nachgegangen und fand mich auf einmal in einer Unterkunft für Porter wieder. Neben mir saß ein Mann, der Momos machte. Auf den Bildern ist er schon fertig. Da hat es mir gut gefallen.
An Tag 3 waren meine Augen soweit wieder hergestellt, dass ich ordentlich gucken konnte. Und auch mein Körper fühlte sich nicht mehr ganz so schwach an. Zuerst musste ich ein paar km mit den Massen laufen. Aber es war morgens und wir recht zeitig und es auch ganz hübsch da.
Und dann war da ein Abzweig Richtung Gokyo. Ich dachte, wir seien dann fast allein, aber dem war auch nicht so ganz so, es gingen schon noch einige dieselbe Richtung. Aber kein Vergleich mehr mit den vorherigen Massen.
Zuerst ging es flott in die Höhe, evtl. auf einer neu gebauten Konstruktion von den Gipfelgeldern. Oder aus einem anderen Topf.
Oben war dann ein schöner Höhenweg auf ca. 4.000 m. Die Blicke waren auch schön, das Fotowetter nicht mehr so ganz. Bisschen dunstig schon. Ein Inder trug Badminton-Schläger mit. Er wollte auf Pässen oder so – wenn der Wind es erlaubte – ein bisschen spielen (wie ich später erfuhr: hat er auch).
Auf der Berghöhe gab es eine Stupa und Esslokale.
Danach ging es wieder hinab auf 3.680 m nach Phortsa Thanga. Da sind nur 1-2 Lodges. Auf der anderen Flussseite oben ist der eigentlich Ort Phortsa. Aber wir sollten auf dieser Seite bleiben und dann das Tal hinauf gehen.
In diese Lodge kam nur noch ein Paar, welches sich kurz nach der Ankunft auf das Zimmer verzog. Der Mann hatte Grippe bekommen. Ich genehmigte mir hier eine warme Dusche und Haarwäsche, das war ganz schön. Es gab ein aufgewecktes süßes Kind, welches spielend herum lief und später sehr liebevoll die Mama in Decken einwickelte.
Ob ich nun doch noch zu schönen Bergerlebnissen kommen würde?