8,8 km
585 m hoch
435 m runter
3:50 Std.
Das klang ja auch nicht so wahnsinnig viel und so ließ ich mir Zeit am Morgen. Es war auch noch bedeckt und sah nicht so super aus, wie ich erhofft hatte. Erstmal noch ein bisschen am See knipsen, während die anderen schon starteten:
Dann ging ich los, kam aber auch nur langsam voran. In der Hütte hätte ich W-Lan für 2 Euro = 2 Std. kaufen können, was ich nicht wollte. Und als es Empfang gab, musste ich erstmal wieder kommunizieren. Außerdem fand ich es weiterhin hübsch zu gucken. Die Wolken waren in Bewegung und insgesamt doch auf dem Rückzug und damit änderte sich ständig der Ausblick und ich musste staunen – und knipsen.
Heute ging ich tatsächlich direkt an und auf der italienisch-österreichischen Grenze. Hier hatte es 1. vor 250 Jahren Grenzstreitigkeiten zwischen Venetien und Tirol gegeben und im 1. Weltkrieg große Kämpfe zwischen Österreich-Ungarn und Italien. Von dem 1. Krieg sind die ganzen Grenzsteine übrig geblieben (die momentanen Grenzsteine sahen aber irgendwie doch neuer aus) und vom 2. noch Schützenstellungen. Im 1. Weltkrieg ist ein Prinz Heinrich aus Bayern den Österreich-Ungarn zur Hilfe gekommen und hat Heldentaten vollbracht – und ist dann doch bald darauf in Rumänien bei den dortigen Kämpfen gestorben. Und wenn man da herum läuft, ist das irgendwie schon seltsam, sich das vorzustellen, wie die damals dort herumhockten und sich gegenseitig erschossen.
Der Pfad ging am und auf dem Kamm entlang und zog sich ein bisschen beim hinauf und hinab. Begegnet bin ich eher wenigen Menschen, die mir entgegen kamen. Hier noch weitere Bilder – man sieht, dass es sich auch immer mehr auflockert.
Das konnte meine Höhenangst alles sehr gut bewältigen bzw. ich hatte keine. Aber dann kam so ein ziemlich steiler felsiger Berg, der auf schmalen Pfaden mit kleinen Klettereien (ohne Seil) halb umrundet werden musste – und da gab es eine Stelle, da konnte ich nicht weiter. Die Angst schoss mir in den Bauch. Keine ordentlichen Felsen zum Festhalten und auch die Fusstritte waren heikel – und es ging sehr sehr viele Meter steil nach unten. Es war zwar noch nicht super spät, aber mir schien die Wahrscheinlichkeit nur gering, dass noch jemand vorbei kommen würde. Zurück war schon ziemlich weit. Ohne den steilen Abhang wäre ich es vielleicht ganz normal gegangen, aber hier dominierte jetzt das Angstgefühl. Insbesondere mit dem Rucksack fühlte ich mich so unsicher. Ich hockte mich hin und wartete. Mit menschlicher Unterstützung schien es mir für mich machbar. Aber ob noch jemand kommen würde? Fotografiert habe ich es nicht, mir schien, dass es nicht so abbildbar war, dass man die Steilheit sehen könnte. Außerdem war ich zu sorgenvoll und hin und her.
Und dann hüpfte tatsächlich ein Engel über diese für mich sehr heikle Stelle. Ein wohl italienischer Trailrunner (redete englisch) guckte mich aus freundlichen, gütigen Augen an und dachte, ich sei verletzt als ich um Hilfe bat. Dass ich Höhenangst hatte, schien er irgendwie nicht so ganz nachvollziehen können. Aber es war ihm egal, er war hiolfswillig und fragte, was er tun könne. Schnappte sich dann meinen Rucksack und hüpfte diese Stelle wieder zurück. Und ich fühlte mich tatsächlich leichter und fester ohne das Gepäck und in seiner Anwesenheit und krabbelte über die doofen Felsen.
Dann sprang er wieder zurück und ich wanderte weiter. Es war noch eine ganze Weile etwas heikler, aber alles Stellen, die ich doch bewältigen konnte. Und ich bemerkte: es kam tatsächlich niemand mehr. Was hatte ich doch für ein Glück! Wobei meine Gefühle hin und her wankten zwischen meinem Glück, dass er zur Hilfe kam und meinem Unglück, dass ich zu viel Angst habe an Stellen, die andere einfach so locker überhüpfen. Oder es auch heikel, aber doch bewältigbar finden.
Später kam auch noch so eine kleine Art Brücke ohne Geländer, die robbte ich auf allen Vieren entlang und war froh, dass ich sowas hinkriege.
Hier ein Blick zurück, vielleicht erkennt man Wegteile zwischen den Felsen?
Ansonsten war es eigentlich weiterhin sehr hübsch, der Himmel wurde immer blauer und so gibt es noch weitere Bergbilder:
Dann kam ich zu einem See, wo es auch ein Kriegsdenkmal gibt:
Dann ging es in hübscher Nachmittagssonne weiter an Seen entlang, über weitere kleine Pässe, an Unterständen vorbei usw. Die Pfade waren recht schmal, aber ich hatte Reifenspuren darauf gesehen und mich gewundert, was Radmenschen so alles bewältigen. Und dann hörte ich ein Motorgeräusch – und es waren keine Radmenschen, sondern welche auf dem Motorrad! Unglaublich! Wie kann man das bewältigen?
Die Sillianer Hütte war sehr hübsch gelegen, bisschen größer, modern und bequem. Das Lager hatte auch nur Stockbetten, war ziemlich voll und trotz einem männlichen Überhang schnarchte niemand – was für ein Glück! Die Menschen waren recht nett und ich war aber so gar nicht mehr kontaktfreudig. Der Tag und die Begegnungen vorher waren mir ausreichend und ich „verschanzte“ mich etwas hinter meinem Handy. Das Bergsteigeressen (Linseneintopf) war ausreichend und lecker – und ich dann doch ziemlich zufrieden. Die kurze Strecke hatte mich aber doch den ganzen Tag gefordert und so war ich schlapp. Zu schlapp, um sogar den noch tollen Sonnenuntergang draußen anzugucken.
Der Blick auf italienische Dolomiten war übrigens grandios – den gibt es aber erst im nächsten Blogpost….