Nach 4 Nächten Schonung in Osch fühlte ich mich zwar noch nicht wieder richtig fit (Durchfall war auch noch dazu gekommen), aber unruhig. Ich war doch da, um die Alay-Berge und den Pamir Highway zu sehen! Aber ich könnte es mir ja doch etwas bequemer gestalten und ein Taxi buchen. Ich fragte den Guesthousebesitzer nach dem Preis: ca. 24 Euro. Na, das war ja absolut erschwinglich! Er telefonierte und telefonierte, bekam aber erstmal keinen willigen Fahrer zu fassen. Ach, das werde schon was, ich solle beruhigt sein. Abends war er nicht da und ich ließ über jemanden anfragen, ob es geklappt hätte? Ja! Um 10:00!
Also war ich um 10:00 bereit und wunderte mich, weil der Guesthousebesitzer mich unbedingt zu dem Taxi fahren wollte. Übrigens: wir verständigten uns zu 90% über die Übersetzungs-App. Egal. Wir fuhren und landeten auf einem Bushof. Huch? Nein, Marshrutka wollte ich nicht fahren. Es hatte offensichtlich doch nicht geklappt und er wollte mir dann vor Ort jemanden besorgen. Einige Fahrer witterten tolle Geschäfte und einer hielt mir sein Handy mit einem Preis hin: 100 Euro. Ach du je! Mir kamen zwar die 24 Euro etwas sehr günstig vor, aber das war zuviel. Guesthousebesitzer palaverte und stritt und diskutierte mit den Herren herum. Ob 35 Euro auch gingen? Ja, wäre OK. also los zu dem sein Taxi und alles einladen. Dann ging aber wieder eine Auseinandersetzung los. Der Fahrer wollte bei dem Preis unbedingt noch jemand zweites im Auto haben. Das war ja aber nicht die Absprache mit mir gewesen. Es wurde weiter aufgebracht geredet und getan und gefuchtelt. Und dann wurde tatsächlich einer aufgetan, der mich für 35 Euro fahren wollte. Ganz allein in einem sehr großen Auto.
Kurz darauf bekam ich „Do’s und Don’ts“ in meine Hände, wo bei den Don’ts stand:
– bargain aggressively. In many countries you can bargain for 30-50% discount but not in Kyrgyzstan. Bargaining is done mostly by tourists, locals can ask for a discount but if the seller says “no” , that is accepted. Usually at the bazaar people can give you not more than 5%.
Gilt vielleicht nicht für Taxifahrten.
Wir starteten und fuhren eine oftmals breite Straße entlang und zwar den Pamir Highway. Er verbindet auf 1.252 km das kirgisische Osch und das tajikische Duschanbe. Höchste Stelle ist ein Pass über 4.600 m in Tajikistan. 1929 als die tajikische sozialistische Sowjetrepublik gegründet wurde, startete man auch mit dem Bau des Highways. 1932 war der Abschnitt zwischen Osch und Chorugh schon fertig und die Sowjets mächtig stolz darauf. Ähnliche Highways wie z.B. der Karakorum Highway wurden erst 2-3 Jahrzehnte später gestartet. Dieser Highway veränderte jedenfalls die Regionen ziemlich: man hatte auf einmal Straßenanschluss und konnte somit wesentlich leichter Handel betreiben. Es entstanden auch neue Siedlungen, z.B. brauchte es Infrastruktur für die Straße, d.h. Reparaturwerkstätten, Lokalitäten für Fahrer und insbesondere Straßenarbeiter, da durch die klimatischen Bedingungen es oftmals Schäden gab, die ausgebessert werden mussten.
Nach 186 km, in Sary-Tasch, bog mein Auto ab. Prinzipiell habe ich nie davon geträumt, selber irgendwelchen langen Straßen mit dem Auto zu fahren – aber ich muss gestehen: in Kirgistan fände ich es sehr reizvoll. Und dann mit umliegenden Ländern vielleicht noch reizvoller. Es ist auf vielen Straßen hier nicht sooo viel los, es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel überall hin, es wäre schön, überall mal stehen zu bleiben und in Seitentäler usw. zu fahren. Die Landschaft, durch die man kommt, ist jedenfalls sehr abwechslungsreich und ich wäre neugierig zu sehen, was da noch alles kommt. Zu Fuß wäre es mir viel zu weit und würde mir zu lange dauern.
Die Straße startete als im sehr heißen Osch in der Ebene, es kam Hügellandschaft, dann ein Pass und dann verschiedene Berge. An den Seiten waren recht viele Nomadenlager zu sehen, teilweise mit Jurten, vielfach aber auch einfache Art Bauwagen. Hier die Bilder dazu:
Irgendwie hab ich mit den Bildern nicht so hingekriegt, wie ich es wollte, es gab ungünstige Rahmenbedingungen. In Sary Tasch also bogen wir ab und fuhren noch 35 km nach Sary Mogul. Das liegt an einer Straße, die parallel zur tajikischen Grenze auf einer Hochebene entlang führt. Man ist hier auf 3.000 m und hat einen phantastischen Blick auf die Berge südlich und nördlich. Südlich ist der Pik Lenin direkt auf der Grenze zwischen Kirgistan und Tajikistan. Es ist ein 7.000er, der als relativ leicht zu besteigen gilt. Sary Mogul ist der Ort, wo man von der Straße abbiegt und noch bis zum Base Camp auf 3.600 m fahren kann.
Diese Gegend ist aber nicht nur zum Bergsteigen interessant sondern auch zum Trekken und Tageswandern. Eigentlich hoffte ich auf einen Trek, aber mein Gesundheitszustand setzte dem eine deutliche Grenze. Erst einmal war ich aber sehr froh um kühlere Temperaturen! Und sehr beglückt über die Landschaft. Ich unternahm einen Minispaziergang am Ankunftstag und am nächsten 2 weitere. In Sary Mogul leben ca. 5.000 Menschen. Es gibt einige einfache Guesthouses und Homestays. Meines ist von einer beeindruckenden schmalen englischsprechenden jungen Frau mit 3 Kindern geführt. Sie hat aus Osch hierher geheiratet, ist aber nur die 3 Sommermonate hier.
Es gibt ein wenig Anbau in Sary Mogul, hauptsächlich Kartoffeln. Es stapelt sich getrockneter Tierdung. Und es hat toll duftende Blumenwiesen und kleine Wasserkanälchen -> es riecht betörend und plätschert dazu. Außerdem tschirpen Vöglein (u.a. habe ich ziemlich viele Wiedehopfs gesehen) und Kinder tollen herum. Sie suchen gerne „Hello-Hello“-Kontakt, schütteln einem die Hand, eine fragte nach „Money Money“ und 2 liefen mit ausgestreckten Armen auf mich zu um mich zu umarmen. Hier ein paar Bilder von den Spaziergängen:
Durchzogen ist der Ort von der Hauptstraße. Die ist breit, aber sehr wenig befahren.
Eigentlich bin ich ja gar nicht so höhenempfindlich, aber hier erwischte es mich doch mit Kopfschmerzen und schlechter fühlen. Mein Oximeter zeigt auch niedrigere Werte an – zum Glück aber keine besorgniserregenden.
Ich mag die Weite, die Höhe, die Ruhe, die frische Luft, die Geräusche, die freundlichen Leute – da ist es nicht ganz so schlimm, dass die Häuser nicht so hübsch sind. Und es zeitweilig nach begrabenen Hund ausschaut. Aber sollten da nicht auch noch Berge sein? Nächsten Post abwarten!