Sarahan -> Jibhi – es kam anders als gedacht

18. September 2023

 

 

Nach dem Frühstück fuhren wir mit einem Bus voller Schulkinder und anderer Menschen die eine Stunde hinunter zum Ort an der Hauptstraße um von dort einen Bus nach Reckong Peo/Kalpa zu finden. Dort wollten wir 2 Nächte bleiben und das Permit für Spiti holen. Unser Gastgeber vermutete ja schon höheres Menschenaufkommen und dem war auch so, Ein Bus stand auch schon bereit – und er war proppenvoll. Wir beschlossen, auf den nächsten zu warten. Der ließ aber sehr auf sich warten. Wir standen herum, liefen herum, standen herum und unterhielten uns. Da sprach uns ein Inder auf deutsch an: „Seit ihr aus Deutschland?“. Großes Staunen in unseren Gesichtern. Er heißt Neeraj und würde bei VW in Pune arbeiten und manchmal in Deutschland sein, einmal auch schon länger mit Sprachkurs usw. Und dann – tata tata! – kannte Eva sogar einen seiner früheren Kollegen. Er wollte auch in unsere Richtung und so standen wir gemeinsam herum. Und dann überlegten wir, dass wir ja 3 Leute sind und vielleicht ein Taxi eine erschwingliche Idee? Und außerdem hatten wir ja einen Inder, der handeln konnte!

 

Und das konnte er tatsächlich, ergatterte einen guten Preis und wir nahmen frohgemut in einem Kleinwagen Platz. Wer hätte schon ahnen können, dass wir alle einen langen Tag miteinander verbringen würden! Wir fuhren los, es gab viele Erdrutsche zu sehen und nach vielleicht 10 km war da ein Stau und wir mussten anstehen.

 

Felsen

 

Wartezeit

 

Wir standen. Und bekamen einige Infos: es hat hier vor ca. 2 Wochen einen heftigen Bergrutsch gegeben – der erste seit unser Taxifahrer vor 12 Jahren mit dem Taxifahren anfing. Sie haben schnell versucht, wieder eine Straße zu bahnen, aber der Untergrund ist nicht super fest und wenn es regnet, wird es alles nochmal viel heikler. Jedenfalls werden immer nur einige Autos durchgelassen, bevorzugt von der anderen Seite, damit die Leute wieder heraus können (es ist die einzige Straße untenrum nach Spiti) und dann ruht die Straße wieder etwas. Sehen konnten wir nichts, nur warten. Mit uns warteten Geflügeltransportautos, die geben immer einen heftigen Gestank von sich von den wahrscheinlich währenddessen verendenden Hühnern.

 

Gefügeltransport

 

Wartender

 

Wartende

 

Landschaft

 

Vollkommen indienuntypisch knäulten die Fahrzeuge überhaupt nicht sondern blieben brav in Schlangen stehen. Es gab einen Checkpost, wo alle Fahrzeuge mit InsassInnen notiert wurden. Irgendwann konnten wir etwas vorwärts fahren. Und dann nochmal. Und dann sahen wir auch den Erdrutsch. Er war wirklich mächtig und uns wurde etwas mulmig ums Herz.

 

Erdrutsch

 

Es wurde später und später und unser Fahrer unruhig, da er ja auch wieder heim wollte. Wir überlegten einen Plan B, da uns schien, als ob wir es an dem Tag sowieso evtl. nicht schaffen würden. Es waren noch zig Autos vor uns, u.a. der Bus, in den wir zuerst wollten. Neeraj hatte die Idee mit Jibhi als Alternative. In die Gegend wollte ich sowieso. 140 km und theoretische 2,5 – 3 Std. Das war aber wirklich nur Theorie. Er handelte mit dem Taxifahrer und war erfolgreich. Solche Spitzenpreise hätten wir nie selber ergattern können. Außerdem hing unser Magen uns um 16:00 schon in den Kniekehlen, weit und breit kein Dhaba in Sicht. Also kehrten wir wieder um und fuhren den Sutlej talwärts.

 

Es hatte ja so viel und heftig geregnet, da gab es massig Straßenprobleme. Man konnte alles fahren, war aber langsamer unterwegs. Unser Fahrer war wirklich sehr gut, voll konzentriert bugsierte er uns unserem Ziel entgegen, während unsere Körper ob des langen holperigen Sitzens langsam anfingen zu ächzen. Wir hielten beim 2. Dhaba und bekamen ein gutes bauchfüllendes Essen.

 

weitere Straßenprobleme

 

Und dann ging es durch die Nacht den Jalori-Pass auf 3.000 m Höhe hinauf und auf der anderen Seite wieder runter. Neeraj stellte sich als sehr nette Reisebegleitung dar und so waren wir nun eine Art kleine Reisegruppe. Seine Geschichten und Tipps für Deutschland waren lustig. Neben Leben nach der Uhr, nicht über rote Ampeln gehen und kein Hupen auf der Straße ist es sehr vorteilhaft, logisch zu reden. Wir hatten Phantasien von Werwölfen und anderen Gruseligkeiten als wir so alleine durch die dunkle oftmals neblige Nacht holperten. Und wir – insbesondere Eva – stellten fest, dass Reiseplanung einfach nicht wirklich angesagt ist. Es war nun mein dritter Versuch, die Spiti-Runde von unten her anzugehen – und wieder gescheitert!

 

Nachtfahrt

 

Etwas vor 22:00 kamen wir tatsächlich in Jibhi bei unserer netten Unterkunft an und sanken erschöpft in die weichen Betten. Wie nun weiter? Mal schauen….