Shimla startete nicht schlecht. Wir hatten einen sehr guten Deal mit einer Unterkunft gefunden, die uns sogar schon gegen 9:30 einchecken ließ. Erschöpft sanken wir in feine Betten und schlummerten eine Runde. Danach ging die kleine Shimla-Erkundung los, Ich war hier schon einige Male gewesen und fand den Ort weder besonders toll noch doof. Das bestätigte sich auch diesmal. Was ich sehr gut fand: Der Fußgängerbereich wurde erweitert und somit kann man viel ohne Fahrzeugnerv herumlaufen. Es regnete, tröpfelte und war wolkig mit angenehmen Temperaturen und wir atmeten nach dem Delhi-Stress etwas auf. Sonderlich schön schauen die Unmengen von Häusern an den Hängen aber nicht so wirklich aus.
Wir kamen zu einer Art „Frauenpark“ mit einigen Statuen von Frauen und einem Gebäude mit Frauenprojekt. Auffällig war diese Frau auf dem Pferd:
Das ist die Rani von Jhansi, Indiens erste Nationalheldin. Sie wurde 1843 mit dem Maharaja von Jhansi verheiratet, da war sie 15 Jahre alt. Ihr erstes Kind, 1851 geboren, starb kurz darauf. 2 Jahre später starb ihr Gemahl. 1 Tag vor seinem Tod adoptierten sie noch einen Jungen und baten die regierenden Briten, ihn mit Respekt zu behandeln und als Thronfolger anzuerkennen. Bis zu seinem Amtsantritt als Erwachsener sollte die Rani regieren. Das fanden die Briten allerdings nicht korrekt nach ihrer Gesetzgebung (nur natürliche männliche Erben waren zugelassen) und wollten ihr Gebiet schon im März 1854 annektieren. Sie durfte aber im Palast bleiben und ihr wurde eine jährliche Pension zur Verfügung gestellt.
Sie war schon in der Kindheit anders als die anderen Mädchen und praktizierte Gewichtheben, Ringen und Hindernisreiten. 1857 gab es den großen indischen Aufstand und etwas Kuddelmuddel bei ihr in Jhansi, wo diverse Briten von Indern ermordet wurden. Welche Rolle sie dann nun genau spielte, ist mir durch mehrere Quellen nicht klar geworden. Aber als die Briten Rache an dem Massaker in 1858 nehmen wollten, führte sie die Aufständischen an. Die Briten siegten, sie musste fliehen, schloss sich anderen Aufständischen an und kämpfte weiter. Die meisten Kämpfe wurden verloren, aber die Rani entkam immer – bis sie nach ca. 3 Monaten im Kampf starb. Sie hat immer auf ihrem Pferd gekämpft und mindestens öfters ihren 5jährigen Adoptivsohn dabei gehabt. Das stellt die Statue in Shimla dar.
Was noch in Shimla bemerkenswert war: es gab kaum Geldtauschmöglichkeiten und die paar wenigen hatten einen viel schlechteren Kurs als in Delhi. Von den Banken wollte nur eine etwas wechseln und ein netter eifriger vielfältig beschäftigter Herr im Souterrain konnte ein ganz kleines bisschen hochgehandelt werden mit seinem Kurs.
Worauf wirklich viel Zeit und Energie beim individuellen Reisen drauf geht, sind die Entscheidungen bzgl. Orte, dortige Unterkünfte und Transportmittel. Unser nächstes Ziel sollte Sarahan sein auf dem Weg nach Spiti, schlappe 150 km entfernt, die aber ziemlich viel Fahrtzeit beinhalten sollten. Es war nicht einfach herauszufinden, welche Busmöglichkeiten es gab und am Ende entschieden wir uns für einen 5:00 Volvo-Bus wegen Bequemlichkeit und früher Ankunft trotz erhöhtem Preis incl. dem frühmorgendlichen Taxi zum Bushof. Alles funktionierte auch wenn die Orientierung auf dem Bushof zuerst verwirrend war. Es regnete ein bisschen.
Es warv tatsächlich recht bequem in dem Bus und wir tuckerten durch die kurvige Berglandschaft hinunter zum Sutlej Fluss, dem wir nun länger folgen wollten Richtung Spiti. Im größeren Ort Rampur war die Fahrt zu Ende, wir stiegen schnell in einen lokalen vollen Bus um und rumpelten weiter nach Jeori. Dort ist ein Abzweig den Berg hinauf nach Sarahan. Und da Sonntag war, fuhren kaum lokale Busse und nach einer Wartezeit mit Mittagessen usw. gönnten wir uns doch ein Taxi.
Sarahan gehört zum ehemaligen Fürstentum Bushahr. Es gab damals eine Zeit, da hatte der Herrscher vor seinem Tod keinen männlichen Erben hervorgebracht (wie in Jhansi – aber das hier war noch viel viel früher). So war das Gebiet erstmal herrscherlos. Zu der Zeit besuchte Pradyuman den Ort Sarahan, wo es den prachtvollen Tempel Bhimakali gab. Pradyuman wird in mehreren Quellen als Sohn des Gottes Krishna angegeben. Er kam mit seinen Brüdern, betrat aber zu einer bestimmten Zeit als erster den Tempel, was als Omen gedeutet wurde, dass er nun der neue Herrscher sein solle. Das ist aber nur eine von mehreren Geschichten. Eine andere ist die, dass der Sohn von Pradyuman eine Affäre mit der Tochter vom Herrscher Banasur hatte und das soll den Großvater Krishna, der ja der Vater von Pradyuman sein sollte, sehr erzürnt haben und er soll Herrscher Banasur getötet und seinen Kopf am Eingang des Tempels vergraben haben. Und so wurde dann Pradyuman der neue Herrscher.
In meinen Internet-Recherchen habe ich mich selten so schwer getan wie bei allen bisherigen Informationssuchen auf dieser Reise, da es zu viele verwirrende Einträge gibt. Ich geb es jetzt einfach auf, hier eine logische eindeutigere Geschichte wiederzugeben. Aber immerhin habe ich jetzt erst einmal eine Verbindung zu dem Bhimakali-Tempel geschaffen.
Bhimakali gilt als Schutzgöttin der Gegend. Aber wann nun wie ihr Tempel erbaut wurde usw. erscheint mir völlig verwirrend. Fakt ist: es ist ein superschöner Tempel mit toller Architektur, wo viele Menschen hinpilgern. Und hier sind meine Fotos dazu:
Wer Bhimakali sonst so ist, wird auch unterschiedlich erzählt. Jemand bezeichnet sie als Manifestation der Göttin Durga, jemand anders als eine der Göttin Kali. Das war eine gute Gelegenheit, nochmal nach Kali zu recherchieren und eine ihrer Geschichten finde ich so schön, dass ich sie hier auch unbedingt wiedergeben muss:
Kali gilt als Gefährtin oder Ehefrau Shivas (jetzt könnte man wieder nach den Damen im Leben des Shiva herumrecherchieren, aber das macht mich alles gerade viel zu wuschig) und war eine recht wilde Person. Sie soll nach einer blutigen Schlacht trunken vor Blut wild auf den Leichen herumgetanzt haben. Das war Shiva ein wenig unangenehm und das einzige, was ihm einfiel, ihrem wilden Gebahren ein Ende zu setzen, war, sich wie tot zwischen die Leichen zu legen. Und wie erwartet tanzte Kali auch auf ihm herum – bis sie innehielt und bemerkte, dass sie sich ja auf ihrem Gemahl befand. Vor lauter Schreck und Scham streckte sie ihre Zunge heraus. Und so wird sie auch oft dargestellt. Wer mehr über Kali lesen möchte – ich finde den Wikipedia-Eintrag ganz nett.
Die Anreise mit 2 Bussen und 1 Taxi war dann doch ganz schön zeitintensiv – wir kamen erst am Nachmittag an. Nach Ruhe fühlte sich das nicht an. Dafür sollte uns am nächsten Tag eine relative kurze Strecke nach Reckong Peo/Kalpa bringen, wo wir uns das Permit für Spiti besorgen und sowieso etwas erholen wollten. Unser Gastgeber erzählte, dass wir Glück hätten, die Straße würde am morgigen Tag erstmalig nach einem heftigen Erdrutsch vor 2 Wochen wieder geöffnet werden. Besser wir würden zeitig starten, da sicher massig Menschen unterwegs sein würden.
Was das wohl werden würde? Auf jeden Fall wieder ein Erlebnis!