Die Pferde am Son Kul sind sehr zahlreich und machen sich so hübsch auf den Bildern, dass sie einen eigenen Post bekommen. Jede Familie hat als Minimum so viele, dass alle auf welchen sitzen können. Man braucht sie zum zusammenhalten und einsammeln von Herden oder einzelnen Tieren und zur schnelleren Überwindung größerer Strecken um z.B. seine Nachbarn zu besuchen und man kann auch etwas auf ihnen transportieren.
Zusätzlich kann man sie gut nutzen für die Touris, die auf ihnen herum reiten können – entweder vollkommen selbständig, wenn sie gut erfahren sind oder am Seil geführt, wenn dem nicht so ist. Ich hatte mir nach meinen letzten indischen Pferderfahrungen mit wundem Po und überhaupt gesagt, dass ich mich nie wieder auf ein Pferd setzen will. Und dann habe ich es doch getan….
Eine kleine Randanekdote: Wir 3 Kinder bekamen früher gemeinsam eine 10er-Karte für Reitunterricht. Nachdem meine kleinen Geschwister nach je 1 und 2 oder 3 Stunden ausfielen, waren immer noch 4 oder 5 Stunden übrig, die ich brav nutzen wollte, weil sie ja bezahlt waren. Mit wundem Po und brennenden Knien und überhaupt keiner der vorher imaginierten Freude habe ich es aber auch nicht geschafft. So waren die „typischen Mädchenflausen“ schnell wieder erstickt. Oder auch der „Indianer-Traum“, den ich mal hatte.
Kirgisisches Pferd und Sattel sind etwas bequemer als die in Indien, aber eine Freude hatte ich trotzdem nicht wirklich. Aber auch kein großes Leiden. Außer beim Trab, was mich stresst. Und dass wir zu zweit an den Seilen waren und die Pferde zu gerne ganz dicht beieinander sein wollten.
Unser Pferdeführer war das Kind der Jurtenfamilie, ein netter freudiger Junge.
Seine Schwester ist auch gerne geritten:
Die fangen hier schon super früh damit an und es ist doch immer ein sehr erstaunlicher Anblick, so ein kleines Kind auf dem Pferderücken herumgaloppieren zu sehen. Also noch viel kleiner als dieses Mädchen. Es scheint mir sehr sehr wenige KirgisInnen zu geben, die nicht reiten können.
Mit Pferden kann man noch so einiges machen, z.B. Wettrennen, Ringkämpfe – oder Kök Bürü spielen. Zum letzteren braucht es zwei Teams und einen toten Ziegenkörper, den man in das gegnerische Tor bugsieren muss. Wir trafen einige Jungs, die das zu üben schienen, allerdings nicht sonderlich intensiv. Sie ritten hierhin und dorthin und rotteten sich zusammen und diskutierten und manchmal wurde eine Art Fußmatte auf den Boden geworfen und versucht, vom Pferd aus aufzuheben (hat oft geklappt – aber wie macht man das???) und sich dann abzugreifen. Wir haben ein wenig zugeschaut:
Sie haben übrigens meistens so kleine Reitgertchen mit, mit denen sie gerne auf die Pferde hauen. Es heißt, wenn man eine findet, hat man Glück! Ich habe tatsächlich eine gefunden (im „Niemandsland“) und mitgenommen und vor meine Jurte gelegt – und irgendwann war sie weg. Ich hoffe, das Glück ging damit nicht auch fort!
Immerhin traf ich noch weitere Pferde, wo ich diversen Photos nicht widerstehen konnte. Manche Pferde haben die Vorderbeine zusammen gebunden und sie können damit nur langsam herumhoppeln. Manche dürfen frei herumgaloppieren.
Stuten melkt man und stellt damit die vergorene Stutenmilch her, die als lecker Delikatesse gilt. Ich probierte brav, aber es ist nicht mein Fall. Ute fand es nicht ganz so schlimm. Man gibt den Pferden keine Namen. Dann ist es leichter, sie zu schlachten und aufzufuttern. Das ist nämlich die Hauptsache, warum man so viele Pferde hat. Bei Feierlichkeiten, wo man über 200 Gäste zu bewirten hat, ist es kostengünstiger als würde man allen Schaffleisch geben. Ob ich „aus Versehen“ jemals Pferdefleisch auf meinem Teller hatte? Nein nein, das gibt es weder in Restaurants noch wird es in Gasthäusern o.ä. zubereitet. So ein Pferd ist groß und man will das Fleisch gleich alles schnell verarbeiten und aufessen und das ist dafür schlecht geeignet und besser für die großen Feierlichkeiten.
Und dann verließen wir Pferde und -See und ein Tag des Staunens wartete auf uns.