Spiti-Trek – Tag 3: Armee, Kälte und Wärmflasche

16. Oktober 2023

 

 

Leider leider hielt sich der klare Nachthimmel nicht und am morgen war alles bewölkt. Nach den besten Alu Paranthas mit selbstgemachtem Joghurt zum Frühstück zog ich alle warmen Sachen an, die ich mit hatte und verabschiedete mich von Tsering. Ein Blick auf maps.me ließ mich schmunzeln. Auch in Nepal wurden mir schon mal 22 Std. für eine 6-stündige Tour prophezeit.

 

maps.me

 

Es würde einen direkteren Weg geben, d.h. keine 25 km. Aber auch für die fand ich die veranschlagte Zeit sehr großzügig. Ziel war jedenfalls Demul, einige Höhenmeter niedriger gelegen. Zuerst ging es Piste entlang und da staunte ich. Schon am Vortag hatte ich ein bisschen von der Armee gesehen, aber erst beim Durchwandern stellte ich fest, wieviele Standorte es hier gab und wieviele Soldaten stationiert waren. Sie waren auch eifrig dabei, dieses und jenes zu tun – und die einzigen Menschen die ich bis zum Zieldorf traf. Auch Fahrzeuge waren keine unterwegs.

 

kurzer Lichtblick

 

Abschied von Komic

 

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Es gab eine Art Minipass und danach keine Armee mehr. Es ging noch ein Stück eine Piste entlang und danach Abzweig auf einen Pfad. Ich grämte mich: mir war ein bisschen kalt und die Landschaft eigentlich phantastisch anzuschauen, aber nicht so ganz in diesem wolkengrau. Es wäre eigentlich landschaftlich der schönste Wandertag gewesen, bei diesem Wetter leider nur suboptimal. Aber immerhin bin ich nicht im Schneetreiben versunken!

 

Straßenneubau?

 

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Immerhin habe ich einen akzeptablen Mittagsplatz gefunden und freute mich nochmal darüber, eine kleine Thermosflasche mitgenommen zu haben. So ein warmer Tee ist schon prima! Dann erreichte ich einen Pass auf ca. 4.800 m. Die Landschaft war wirklich grandios, aber beim wolkengrau nicht zum fotografieren.

 

Pass

 

Kurz dahinter konnte ich dann das Tagesziel sehen: Demul, weitere 400 Höhenmeter wieder runter.

 

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Am Ein/Ausgang von Dörfern sind eigentlich immer Mani-Mauern errichtet, d.h. Mauern mit Steinen drauf, auf denen buddhistischen Mantren u.ä. eingemeißelt sind. Davon habe ich schon massig Fotos – aber hier musste ich nochmal die Kamera zücken, weil es die erste Manimauer mit so toller orangener Farbe war. Superschön!

 

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Und eine solche Hausruine habe ich auch noch nicht gesehen – ob da wirklich mal ein Spitzdach war?

 

Hausruine

 

Bilder aus Demul gibt es erst im nächsten Blogpost, ich habe an diesem Tag die Kamera nicht mehr genutzt. Demul ist ein besonderes Dorf, wo es wie in eigentlich allen Dörfern viele Homestays gab, diese aber gemeinsam im Rotationsprinzip verwaltet wurden. Es gab keine Homestayschilder und somit auch keine Konkurrenz. Ein Mann führte mich zu dem hin, welches diesmal dran war – und das war das Haus des Koordinators Sonam. Dieser begrüßte mich etwas frech: „Wie, du hast 7 Stunden gebraucht? Du bist aber langsam!“ Dabei ist die Strecke mit 6 Gehstunden angegeben und auch wenn es kalt war, habe ich doch drei längere Pausen auch zum telefonieren gemacht. Pfft!

 

Aber ich hatte das Glück, dass ich in der warmen Stube hocken konnte und fast durchgängig der Ofen beheizt wurde. Ich merkte, wie ich innerlich durchgefröstelt war und mochte den Platz nicht mehr verlassen. Nicht nur Sonam sprach englisch auch seine Frau Yangchan. Sie hatte in Shimla Zoologie studiert. Die beiden hatten vor 2 Jahren geheiratet, eine arrangierte Ehe, wie es hier noch total üblich ist. Yangchan stammt aus Langza, meinem ersten Trekkingübernachtungsort. Sie ist sehr interessiert an der Landwirtschaft und den Pflanzen und wie man diese noch besser zum Essen und für Naturmedizin nutzen kann. In ihrem Gewächshaus wächst Brokkoli und sogar Erdbeeren! Es gibt hier so viele unterschiedliche „Spinatarten“. Ansonsten sei die Landwirtschaft schon anders als bei ihr daheim, man muss weiter weg zu den Feldern gehen, der Naturkreislauf läuft ein wenig anders und wer wann was macht. Sie hat viel Enthusiasmus und das war mir eine Freude, das mitzubekommen.

 

Sie hat lecker für mich zum Abendessen gekocht und kam danach mit der für mich schönten Überraschung an: einer heißen Wärmflasche! Damit hatte ich es wirklich kuschelig warm in meinem Bett im ansonsten eiskalten Zimmer. Ich musste nur zweimal die steile Holzleiter runter aufs Klo und schlief richtig gut und viel.

 

Übrigens: ich war fast weit und breit die einzige Trekkerin. Ein deutsches Paar hatte vor 2 Tagen in Demul übernachtet und am Vortag sind zwei Holländerinnen nur von Komic nach Demul gelaufen, wurden dort aber mit dem Auto abgeholt. Und das wars.

 

Ob die Schlechtwetterperiode nun endlich vorbei wäre?