Srinagar – auf die Schnelle

5. Februar 2023

 

 

Am frühen Sonntag Morgen düsten Soenke und ich zum Flughafen, flogen durch den blauen Himmel und schraubten uns dann durch die Wolken in das graue Srinagar ab. Der Flieger war voll und es gab große Verzögerungen von einer großen Familie, die ihre Plätze nicht nah beieinander hatten, aber darauf bestanden, für die 1,5 Std. Flug unbedingt beieinander sitzen zu wollen. Da war viel hin und her nötig. Ich kam neben eine Frau zu sitzen mit der ich mich gleich unterhielt und staunte, wen man so manchmal kennenlernt. Ihr Urgroßvater, ein Ladakhi, hat die Bibel in Bodhic übersetzt und ihr Großvater oder Vater hat rumkorrigiert, weil sich die Sprache verändert hatte. Das war in Ladakh. Und dann sind sie aber raus, weil sie sich nicht so wirklich wohl fühlten als missionierte ChristInnen von den Moraviern. Sie lebt heute in Srinagar in einer Gemeinde von ca. 32 Familien, leitet eine Privatschule für alle Kinder und ihr Mann ist Arzt mit Wissensgebiet Knochen. Jetzt hatten sie etwas Urlaub in Goa gemacht.

 

Grace und ich

 

Ich war 2008 und nochmal 2012 für kurz in Srinagar und sehr neugierig, wie es dort wohl im Winter sein würde. Soenke war noch gar nicht da – und so machten wir eine kleine Stadttour.

 

Leider leider war der Winter nicht so, wie ich es mir vorstellte. Ich las vorher von Schnee, ich dachte an gefrorene Seen (oder zumindest teilweise) und an die tragbare kleine Feuerstelle. Nix da. Es war nicht so sehr kalt, ich trug nicht einmal Mütze! Zumindest war es überwiegend grau. Wie schon auf der vorherigen Indienreise festgestellt, investiert man in Bemalung von grauem Stadtbeton. So auch hier:

 

Stadtverschönerung

 

Srinagar hat über 1 Mio EinwohnerInnen und eine sehr große Universität. Früher war sie eine enorme Touristenattraktion, aber durch die Konflikte kaum noch besuchbar gewesen. Momentan ist es wieder ruhig. Und es ist wirklich hübsch. Es gibt sehr viel Wasser in Form von Seen, Flüssen und Kanälen. Dadurch braucht es auch viele Brücken, was sehr hübsch ausschaut. Hier sind 3 davon:

 

Brücke 1

 

Brücke 2

 

Brücke 3

 

Dann gibt es diese Seen, d.h. den großen Dal Lake und den kleiner Nagin Lake. An den Ufern sind viele Hausboote, die als Tourismusunterkünfte dienen und üblicherweise sehr hübsch eingerichtet sind. Zur Fortbewegung auf dem Wasser dienen kleine Boote – zur Personenbeförderung Shikara genannt. Ich dachte, die Seen seien leer, aber nix da, es gab reges Treiben auf dem Wasser. Leider reichte die Zeit nicht für eine Tour, dabei schaute der Fahrer so einladend:

 

Shikara-Fahrer

 

Er trägt einen Pheran, d.h. das typische Wintergewand für Männer, unter dem man gut seinen kleinen Ofen verbergen kann und immer einen warmen Bauch hat. Uns blieben nur viele Blicke auf die Boote und die Seen:

 

viele Shikaras

 

eine Shikara

 

See ohne Shikaras

 

Am See ist auch die Hazrat Bal Moschee, in der ein Haar aus dem Bart des Propheten aufbewahrt wird. Das habe ich aber nicht gesehen. Überhaupt habe ich nicht viel gesehen, da ich weiblich bin und Frauen dürfen nur hinten in einen Raum ohne Gucklöcher. Aber nicht nur Frauen dürfen nicht rein, man darf auch ganz viel nicht mitnehmen, was davor alles aufgelistet ist. Sehr rätseln ließ uns der Bohrer – wer könnte einen Bohrer mit welchem Zweck so mit sich führen wollen bei einem Moscheebesuch?

 

Verbote

 

Aber vor der Moschee gab es was zu sehen. Die Leute spendieren Essen und Tee und wenn wieder eine Fuhre ankommt, dann freuen sich welche. Wir haben auch ein wenig abbekommen.

 

Essensausgabe

 

Teeausgabe

 

Dann machten wir noch einen Minispaziergang in der Altstadt. Da gibt es die architektonisch beeindruckendste Moschee, die ich bisher sah. Aber reingehen durften wir beide nicht.

Shah-e-Hamadan Masjid

 

Die vielen beeindruckenden Häuser konnten wir auch nur kurz anschauen.

 

alte Häuser

 

alte Häuser am Fluss

 

2014 hatte es große Überschwemmungen durch heftige Regenfälle gegeben, die ziemlichen Schaden anrichteten. Hier sind man noch Reste davon. Sagte jedenfalls der Begleiter zu dem Müll im Baum.

 

Flutreste

 

Das war nur ein kleiner Kurzbesuch gewesen und hat definitiv Lust gemacht, für länger in der Stadt zu verweilen und herumzuschlendern und viele Sachen zu entdecken.

 

Gasse

 

Aber wir mussten weiter und wollten nicht zu spät ankommen und unser Domizil für die nächsten 3 Nächte nicht im Dunkeln erreichen. Wo wir wohl hinfuhren?