Süd Rajasthan – Nachgedanken

Februar 2019

 

Indien ist sehr sehr anders als Deutschland. Es gibt die augenfälligen Unterschiede wie Kleidung, Architektur, es riecht anders und auch der Lärm ist ein anderer als bei uns. Spannend finde ich die Details und die Kommunikation. Und davon haben uns gerade die Dorfbesuche sehr viel gezeigt. Auf den ersten Blick wirken die Dörfer in einer Region sehr sehr ähnlich, aber wenn man dort eben seine Spaziergänge macht und etwas mit den Leuten kommuniziert, bekommt man mehr von der jeweiligen Einzigartigkeit mit.

 

Ich reise nicht so oft organisiert, aber in diesem Fall war es eigentlich unerlässlich. Ohne Guide für Übersetzungen und Kommunikation kann man zwar auch Erlebnisse in Dörfern haben, aber üblicherweise nicht ganz so viel. Auch hat dieser in manchen Dörfern gute Kontakte und so wird man ganz anders empfangen. Wir waren nur zu zweit, das macht das Ganze sehr angenehm. Aber ich bin mir sicher, dass auch größere Gruppen eine gute interessante begegnungsreiche Zeit haben können.

 

Neben diesen Dorfaufenthalten gab es aber auch Begegnungen am Wegesrand, wo wir anhielten und uns genauer umschauten. Z.B. stoppten wir bei einem Mohnfeld. Es soll legal und kontrolliert angebauten Mohn geben, der für die Pharmaindustrie ist. Es soll aber auch traditionell zu sich genommen werden – ein Übrigbleibsel aus Kriegszeiten. Und es soll so einige heftige Süchtige geben. Es soll – aber genau habe ich es nicht herausgefunden. Hier waren sie jedenfalls recht offensichtlich von der Straße zu sehen und der nette Bewacher hatte auch nichts gegen Infos und Fotos. Weil es doch ein Feld vom und für Gouvernment sei.

 

Mohnfeldbewacher

 

In Südrajasthan sieht man öfters so Feldbewacher. Die passen auf, dass keine Tiere zum Naschen oder Niedertrampeln kommen. Insbesondere über Nacht. Nicht nur beim Mohn, auch bei anderen Feldpflanzen.

 

Ein weiterer Stopp war bei einer Jaggery-Herstellung. Ich liebe Jaggery! Laut Internet ist es: „Jaggery is a wholly unrefined natural sugar that is produced without use of chemicals and is nutritionally comparable with honey, with no chemical additives. Sugar cane is crushed to remove the juice. It is then heated to remove excess water and then allowed to cool and dry“. Ein deutsches Wort hab ich dafür nicht gefunden. Ist süß und schmeckt lecker.Jedenfalls wird die Masse lange blubbernd gekocht und dann wird es hart und es kann verkauft werden. Ich fand das faszinierend mit der riesigen Schüssel und wie das dann von unten mit diesen ganzen Zweigen am kochen gehalten wurde. In den letzten Jahren kam Jaggery in Zuckerform auch bei uns auf den Markt und nennt sich „Vollrohrzucker“. Dieser hat auch den typischen Jaggery-Geschmack.

 

Jaggery-Herstellung

 

Nachschubholz

 

Spannend sind auch die für Südrajasthan typischen tiefen Brunnen, wo das Wasser auf mechanische Weise und oft mit Tierhilfe herausgeschöpft wird. Ein rundes Rad mit einer Art kleinen Eimergefäßen wird durch im Kreis gehende Tiere zum Drehen gebracht. Das so geförderte Wasser wird eher für die Landwirtschaft genutzt – die einzelnen Haushalte haben kleinere Brunnen oder Wasserquellen, wo das Wasser direkt in den Behälter geschöpft wird, der dann heimgetragen wird.

 

Brunnendrehsystem

 

Schulbesuche sind auch immer prima – diesmal hatten wir zwei dabei. Der eine wurde schon in Somnath beschrieben, der andere fand in Godwad statt. Bemerkenswert die Direktorin – nicht so üblich, dass eine Frau so vielen Herren übergeordnet ist. Uns haben alle versichert, dass sie es prima macht und sie gerne unter und mit ihr arbeiten. Die Kinder bekamen evtl. nicht so oft Besuch und drängelten sich vor der Kamera.

 

Lehrkraftkollegium

 

Kinder 1

 

Kinder 2

 

Dann gab es noch die kleinen Randbegegnungen wie diesen netten Shopkeeper, bei dem wir irgendwas mit dem Handy wollten.

 

Shopkeeper

 

Sehr angenehm ist auch, dass man in Südrajasthan gut zu Fuß unterwegs sein kann. So lässt sich die Landschaft noch einmal ganz anders eerleben und das Alltagsleben hier ist besser vorstellbar. Durch Hügel, leicht bergige Landschaft und verschiedene Flora ist es abwechslungsreich. Die Wintertemperaturen sind dafür sowieso sehr angenehm.

 

unterwegs

 

Kuhbegegnung

 

Südrajasthan ist in Ermangelung von Wüste und besonders prachtvollen Palästen seltener besucht – und damit umso reizvoller, zumindest für mich, hier unterwegs zu sein. Westliche Gesichter haben wir durchaus wesentlich seltener gesehen als im mittleren und nördlicheren Teil Rajasthans.  Die Kollegen der dortigen Agentur haben hier durchaus gute Aktivitäten zusammenstellen können so dass eine Reise eine gute Mischung ist, die ich gerne empfehle. Mir hat es hier sehr gut gefallen.