Tatev – und ein bisschen Religion

27.09.2021

 

Ich kenne mich mit dem Christentum nicht so gut aus, vor allem was die verschiedenen Richtungen angeht. Und ich bin auch nicht so sehr daran interessiert. Aber ich denke, ich kann ein wenig von dem weitergeben, was ich hier herausgefunden habe.

 

Armenien gehört zur armenisch-apostolischen Konfession. Wer daran interessiert ist, kann im Internet mehr darüber erfahren. Armenien rühmt sich, die erste christliche Herrschaft zu sein, die im Jahr 301 n. Chr. gegründet wurde. Das ist die armenische Version, Wikipedia spricht auch von anderen historischen Forschungen mit den Daten 315 oder 405. Aber das ist vielleicht nicht ganz so relevant, auf jeden Fall hat das Christentum dort eine sehr lange Tradition.

 

Gregor spielte dabei eine wichtige Rolle. Gregor der Erleuchter. Er wanderte damals umher und predigte das Christentum mit aller Kraft. Das gefiel den Armeniern nicht und sie warfen ihn den hungrigen Löwen vor. Aber dann – welch Wunder – wollten sie ihn einfach nicht fressen! Ein Zeichen von Gott! Dann muss an diesem Christentum doch etwas dran sein, und auf einmal ließen sie sich alle bekehren! Das funktionierte besser als jede Predigt!

 

Auf jeden Fall wurden viele Kirchen gebaut, und dann gab es ein Hin und Her und Her und Hin mit all diesen Religionen. Ich finde es interessant, dass die sowjetische Besatzung auch den Atheismus propagierte, d.h. soziale Einrichtungen (oft in kirchlicher Hand) wurden verstaatlicht und religiöse Symbole in der Öffentlichkeit verboten. Aber die Kirche ist nicht verschwunden, auch wenn die Situation unter Stalin vor dem Zweiten Weltkrieg unerträglich zu werden drohte. Und was hat die Kirche getan? Sie unterstützte Stalin im Zweiten Weltkrieg! Sie war mehr daran interessiert, den doofen Deutschen eins auszuwischen, weil sie das Osmanische Reich (zur Zeit des Völkermordes) unterstützt hatte. Viele Armenier fielen – aber sie bekamen Stalins Respekt. Am Ende/nach dem Krieg konnte sich die Kirche wieder gut etablieren.

 

Ich höre gerne Podcasts, auch hier auf der Reise. Dann habe ich die Suchfunktion eingeschaltet und „Armenien“ eingegeben. Es kam sehr wenig, aber ich stieß auf einen christlichen Beitrag, der recht interessant war. Es war ein Mitschnitt eines Gottesdienstes, der 2015 in Deutschland zum 100. Jahrestag des Völkermords gehalten wurde. Es wurde schuldbewusst analysiert, dass die Kirche nicht eingegriffen hat, als ihre Brüder und Schwestern getötet wurden, weil die verschiedenen Glaubensrichtungen zu viele Konflikte untereinander hatten und sich nicht dazu durchringen konnten, zu helfen. Der Papst versuchte an diesem Tag Wiedergutmachung zu leisten, indem er alle, die während des Völkermordes starben oder ermordet wurden, als Märtyrer heilig sprach.

 

So, genug der Worte, jetzt gibt es Bilder! Und die sind von Tatev, einem ehemaligen großen und einflussreichen Kloster aus dem 9. Jahrhundert:

 

Tatev Kloster

 

Ich möchte hier nicht ins Detail gehen. Auf jeden Fall ist das Kloster eine gute Attraktion für Touristen. Es war sehr wichtig (es galt als Universität), musste Zerstörungen erleiden und wird nun eifrig wieder aufgebaut und restauriert, um ein lebendiges christliches Leben und nicht nur Touristen anzuziehen.

 

Man geht durch ein Tor und gelangt dann in einen Innenhof.

 

Innenhofblick

 

Dann gibt es da eine große Kirche. Für Frauen hängen am Eingang Tücher für die Haare

 

Kopftücher

 

Viele Besuchende sind auch gläubig und nutzen den Besuch für Gebete

 

Hinknien zum Gebet

 

Erinnerungsphotos müssen auch gemacht werden

 

2 Frauen posieren, 1 Frau dirigiert sie etwas

 

Gab es auch mal Gottesdienste? Keine Ahnung – jedenfalls gab es keine Sitzgelegenheiten

 

Kirchengebäude vom Innenhof aus

 

Am Vortag bin ich bei der Great Hermitage of Tatev (Tatevi Mets Anapat) vorbei gekommen, die sehr malerisch weiter unten in der Schlucht liegt

 

Tatev Mets Anapat

 

Der Komplex wurde 1660 errichtet, nachdem eine andere Einsiedelei um die Ecke zerstört worden war. 700 Gläubige konnten hier Zuflucht finden. Damals galt sie als einzigartige architektonische Kunst. Heute ist sie verlassen. Warum das so ist? Keine Ahnung, eine flüchtige Google-Suche hat mir kein Ergebnis gebracht. Aber es war schön, sich mal umzusehen.

 

Hier der Innenhof und das Kirchengebäude von innen

 

Innenhof

 

Innen

 

Das war’s mit der Region Syunik. Am nächsten Tag fuhr ich zurück nach Goris, wo ich mein großes Gepäck zurückgelassen hatte, und am nächsten Tag brach ich zu einem neuen Ziel auf. Wo ging es wohl hin?