Ich suche mir oft ein Ziel gerne ein bisschen weiter weg (hier 4,5 km) und geh das zu Fuß und schaue, was ich unterwegs alles schauen kann. In Tbilisi gibt es viel zu schauen, Unmengen von interessant gestalteten Häusern von modern renoviert oder neugebaut bis krüppelig und verfallen. Problem: fotografisch habe ich das Gefühl mich immer nur zu wiederholen und im Prinzip auch zu oft abgebildetes zu reproduzieren. Also machte ich wenig Bilder.
Aber es gab eine interessante Beobachtung. In der Gegend wo ich untergekommen bin, leben sehr viele Katzen.
Und irgendwo wechselte es zu Hunden.
Ich hatte kein Pfefferspray dabei und es war auch nicht nötig, da die Hunde entweder desinteressiert oder freundlich waren (außer einer auf dem Rückweg, der hatte nur 3 Beine, aber ein Problem mit mir – glücklicherweise konnte der Besitzer im Park gleich einschreiten). Einer war zu freundlich bzw. adoptierte mich als neues Frauchen oder so. Jedenfalls begleitete er mich – kilometerlang! Und zwar der rechte auf dem oberen Bild.
Ich forderte ihn öfters auf, doch wieder heimzugehen, da ich gar keine Hundefreundin sei, aber er blieb hartnäckig. Wir hatten diverse Begegnungen mit anderen Hunden. Und bei der Sehenswürdigkeit angekommen, begleitete er mich sogar diese Wandeltreppe hinunter:
Hier ist er bei der Sehenswürdigkeit:
Ja, also diese Sehenswürdigkeit war die unterirdische Druckerpresse von Stalin wo viele viele Pamphlete in georgisch, russisch und armenisch gedruckt und hinterher im Land verteilt wurden. Seit 1903 stand sie in einem unterirdischen Raum, verbunden mit einem sehr tiefen Brunnen (noch vorhanden), einem Zugang von oben und einem von dem Brunnen. Oben war ein Haus mit Veranda von wo man nahende Gendarmerie sichten und alles zumachen konnte. Stalin wurde nämlich schon verdächtigt. 1906 schickte man 150 Gendarmen zur Untersuchung hin. Stalin und seine Leute waren vorab informiert und hatten sich entfernt. Die 150 Leute sahen nichts und wollten schon wieder unverrichteter Dinge abziehen, aber dann hatte einer eine Idee, zündete eine Zeitung an und warf sie in den Brunnen. Man sah, dass sie in einer Öffnung an der Seite verschwand und war alarmiert. Ein Feuerwehrmann wurde hinuntergelassen und entdeckte die Druckerpresse. Sie wurde entfernt und alles in Brand gesetzt.
1937 wurde alles wieder aufgebaut und ein Museum errichtet. Auf einem englischen Zettel rühmt es sich, bereits führende Persönlichkeiten aus 150 Ländern hier gehabt zu haben, u.a. die einzig namentlich erwähnte Indira Gandhi.
Dieses Museum wird von einem selbständig agierenden Herrn namens Soso gepflegt, der auch die Leute herumführt. Zufälligerweise traf ich direkt zeitgleich einen jungen Iren und wir wurden gemeinsam geführt. Soso spricht kein englisch, händigt einem aber einen Zettel aus und redet enthusiastisch auf einen ein in der Hoffnung, dass wir alles verstehen. Laut Internetinfos ist er ein glühender Kommunist. Vielleicht macht sich das an diesem Bild deutlich?
Neben der Druckerpresse gab es noch die zwei Zimmer im Haus und nebenan 2 weitere Räume mit Memoralien, Bildern und Texten zu sehen.
Soso schlug uns vor, uns auf ein Bett zu setzen und ein Foto zu machen:
Erst hinterher ging mir auf, wie seltsam das doch eigentlich war. Weil – mit einem Foto von Hitler hinter mir hätte ich mich nie ablichten lassen. Gewisser Abstand?
Dann wanderte ich einen anderen Weg wieder zurück. Dabei sah ich einen seltsamen Rollifahrer mitten auf einer vielbefahrenen Brücke (gerade mal ohne Autos). Irgendwo vor dieser Brücke verlor ich übrigens den Hund.
Einen Platz mit georgischen und EU-Flaggen (eine Umfrage ergab, dass sich 80% der Bevölkerung einen Beitritt wünschen – man ist aber sehr enttäuscht, dass es trotz als vorbildlich geltender Anstrengungen bisher verwehrt wurde):
Ich kam wie schon beim Vorbesuch wieder bei einer Erinnerungsplatte für die längste Handschüttelei vorbei. Sehr symbolisch: ein armenischer und ein türkischer Schauspieler taten dieses auf neutralem Boden als Zeichen. Leider hatte es keine Konsequenzen, es bleibt schwierig.
Und überall gibt es sehr viele hübsche Wandmalereien im öffentlichen Raum.
Ich aß mein verspätetes Mittag (Karottensalat mit Walnüssen) und ging zur Unterkunft, da es inzwischen unerfreulich regnete und ich müde war.
Am nächsten Tag hatte ich eine Bahnfahrt nach Batumi gebucht. Damals die Bahnfahrt nach Yerevan hatte mir sehr gut gefallen. Die nach Batumi nicht so ganz. Obwohl es erstmal ganz gut anfing: ich kam am Bahnhof an und die Bahn stand schon da:
Drinnen war es modern, geräumig und sauber. Es gab 2 Etagen und die nette Bahnbeamtin hatte mir oben einen Fensterplatz in Fahrtrichtung beschert. Aber was für eine Enttäuschung: „verpixelte“ Fenster!
Und so gibt es keine Bilder von vorübersausender Landschaft. Nächste Herausforderung: schon wieder schreiende und schrill kreischende Kinder. Diesmal z.T. über 5. Ich habe sie gehasst! Die neben mir auch. Wir haben uns einig seufzend zugenickt. Ansonsten sprach sie nicht. Auch nicht mit dem neben ihr sitzenden Mann. Ihre Vordertische hatten sie runtergeklappt und das Handy jeweils drauf gelagert. Es gibt keinen Speisewagen oder so, man nimmt die Verpflegung mit.
Der Zug kroch. Jeweils meistens. Es gab dann auch durch die Fensterpixel nicht ganz so viel zu sehen, die Kinder kreischten, ich hörte Podcast und bezähmte meine Ungeduld. Wir waren aber nur ca. 10 min zu spät.
Ich nutzte das erste Mal die hiesige Taxiapp – sie funktioniert leicht anders als die indische. Aber nur leicht. Ein Taxi kam gefahren und brachte mich in die Stadt. Da wohnt Couchsurfer Nikita, bei dem ich unterkomme. Ich habe auf der Fahrt schon Bauklötze gestaunt! Der Hammer! Batumi macht mich fertig! Also sowas von! Das hab ich noch nicht gesehen! Aber das kommt erst im nächsten Blogpost 😃.